Kampf um einen Betriebsrat: Enthüllungsjournalist will in Trier vermitteln

Trier · Die IG Metall, die Trierer SPD und der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff setzen sich dafür ein, dass die rund 600 Mitarbeiter des Trierer Traditionsunternehmens Natus einen Betriebsrat bekommen. Am Donnerstag findet eine erste Wahlversammlung statt.

 Günter Wallraff ist bekannt für verdeckte Recherchen und kritische Reportagen. Foto: dpa

Günter Wallraff ist bekannt für verdeckte Recherchen und kritische Reportagen. Foto: dpa

Trier. "Wir sind mehr als gespannt", sagt Patrick Georg von der IG-Metall. Gespannt darauf, wie die für Donnerstag anberaumte Belegschaftsversammlung bei dem Trierer Schaltanlagenhersteller Natus verläuft. Denn mit der Wahl des Wahlvorstands ist diese Versammlung der erste wichtige Schritt, um in dem 600 Mitarbeiter starken Unternehmen einen Betriebsrat einzurichten. Eine Mitarbeitervertretung, die die Geschäftsleitung nach Ansicht der IG Metall verhindern will.
Der Gewerkschaft zufolge liegt bei Natus einiges im Argen: Die Bezahlung sei deutlich unter Tarif, das Lohngefüge ungerecht, und es mangele beim Umgang mit den Mitarbeitern an Respekt. Zudem soll Mitarbeitern gekündigt worden sein, die sich für die Gründung eines Betriebsrats einsetzt hatten. Schützenhilfe bekommt die IG Metall vom Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff, der sich auf der neuen Internetseite igm-natus.de kritisch zu Wort gemeldet hatte (der TV berichtete), und nun auch von der Trierer SPD, die das Bestreben der Mitarbeiter, einen Betriebsrat zu gründen, unterstützt. Wallraff hat nach eigener Auskunft inzwischen mit der Firma Kontakt aufgenommen und sich als Vermittler angeboten. Der Inhaber habe sich eine Bedenkzeit auserbeten, sagte Wallraff am Mittwoch. Frank Natus, der sich bisher nicht zum Thema äußern wollte, war nicht zu erreichen.
Stattdessen haben sich zwei seiner Mitarbeiter beim TV gemeldet: Oliver Müller und Thomas Clemens verteidigen ihre Firma. Sie sei ihren Mitarbeitern gegenüber sehr engagiert, schreibt Müller. Man könne sich bei Problemen jeder Art sogar direkt an Frank Natus wenden. Der Gewerkschaft werfen Müller und Clemens vor, den Ruf der Firma zu schädigen. Zudem zweifeln sie daran, dass sich Wallraff, so Müller, "einmal richtig erkundigt hat, bevor er solche Behauptungen aufstellt".
Der Enthüllungsjournalist hingegen sagt auf TV-Anfrage: "Ich habe mich sehr wohl informiert." Er habe mit Mitarbeitern gesprochen - auch mit solchen, die in diesen Konflikt nicht involviert seien. "Sie haben jedoch Bedenken, ja sogar Angst, darüber öffentlich zu reden", sagt Wallraff, der nun ebenfalls gespannt abwartet, was die heutige Sitzung ergibt. kah

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