Kapitel "Kocks" beendet

Nach 32 Jahren an der Spitze der Handwerkskammer Trier hat sich Hans-Hermann Kocks in die Rente verabschiedet. Der nach dem Skandal im Umweltzentrum beurlaubte Hauptgeschäftsführer will so der HWK den Weg in den personellen Neuanfang erleichtern.

Trier. So hat sich der 63-jährige Hans-Hermann Kocks vor einiger Zeit sicher seinen Abschied von der Handwerkskammer (HWK) Trier nicht vorgestellt: Nach dem Skandal im Umweltzentrum der HWK und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Kocks und seinen Vertreter Josef Adams war das Führungs-Duo beurlaubt.

Kocks bietet weiter "Rat und Tat" an

Nun ist ein Schlussstrich unter das Kapitel "Kocks" bei der Kammer gezogen: Seit gestern ist Kocks im Ruhestand. In einer Erklärung, die dem TV vorliegt, schreibt der 63-Jährige: "Nachdem der Vorstand der Handwerkskammer sich einmütig für einen personellen Neuanfang in der Geschäftsführung ausgesprochen hat, ist Herr Kocks bereit, diesen zu ermöglichen, indem er zum 1. Dezember in den Ruhestand wechselt."

Kocks, der davon ausgeht, "dass sich die strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn als haltlos herausstellen werden", bietet der Kammer auch großmütig eine weitere Zusammenarbeit an: "Wegen der über 30-jährigen Verbundenheit zur Kammer ist Herr Kocks bereit, seinem früheren Arbeitgeber auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen." Und das, obwohl der langjährige HWK-Chef vom Hausverbot gegenüber ihm, nur aus dem TV erfahren habe, wie er in seinem persönlichen Schreiben erklärt. Er legt Wert auf die Feststellung, dass weder der Präsident noch ein anderer Entscheidungsträger der Kammer ihm gegenüber ein Hausverbot ausgesprochen hätten. "Kenntnis von einem Hausverbot erhielt er über eine Meldung des Trierischen Volksfreunds", heißt es in der Erklärung.

Probleme mit dem Umweltzentrum

Das Kapitel "Kocks" gehört zu den längsten in der fast 110-jährigen Trierer Kammer-Geschichte. Am 1. Januar 1976 hatte Hans-Hermann Kocks die Führung der HWK Trier übernommen. 32 Jahre später stolpert der langjährige Frontmann der Kammer ausgerechnet über eines seiner "erfolgreichsten Projekte". Zu seinem 60. Geburtstag hatte Kocks noch eine Erfolgsbilanz gezogen. Unter seiner Regie war die Kammer von 25 Mitarbeitern auf 110 Beschäftigte angewachsen. Zu seinen "Lieblingskindern" in der Kammer gehörte das Umweltzentrum, wie er im Sommer 2005 dem TV sagte: "Das Umweltzentrum wurde vor gut zehn Jahren gegründet, als Umwelt und Handwerk noch für viele unvereinbare Antipoden waren. Wir haben damals die Chance erkannt und mit Theo Bohr einen Leiter, der für das Umweltzentrum lebt", sagte Kocks damals. Doch Bohr, in dem viele den Ziehsohn von Kocks und einen möglichen Nachfolger als Hauptgeschäftsführer gesehen hatten, wurde im November 2007 fristlos gekündigt.

Damit war auch der Abschied von Hans-Hermann Kocks bei der HWK besiegelt. Anfang Oktober beurlaubte der Vorstand sein Führungsduo Kocks und Adams. Hintergrund: die gegen beide Männer geführten staatsanwaltlichen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug. Wenige Tage zuvor hatte Hans-Hermann Kocks bereits den Vorsitz in der Kulturstiftung Trier ruhen lassen. Kocks gehörte zu den treibenden Kräften bei der "Konstantin-Ausstellung" in Trier. Mit seinem Schritt wollte der Stiftungsvorsitzende einen möglichen Vertrauensverlust abwenden.

HWK-Vorstand wollte keine Rückkehr

In den turbulenten Wochen nach der Beurlaubung zeichnete sich schnell ab, dass es keine Rückkehr für Kocks und Josef Adams geben würde. "Wir können uns nicht vorstellen, dass Hans-Hermann Kocks und Josef Adams an die Kammer zurückkehren werden", sagte HWK-Präsident Rudi Müller seinerzeit. Wie sich das arbeitsrechtliche Verhältnis mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Josef Adams weitergestaltet, ist laut Kammer noch offen.

Die Ermittlungen der für Wirtschaftsangelegenheiten zuständigen Koblenzer Staatsanwaltschaft dauern weiter an. Der leitende Oberstaatsanwalt Horst Hund sagte dem TV: "Es gibt derzeit nichts Neues. Die Ermittlungen können sich noch Monate hinziehen."

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