Karriereplanung bei Blitz und Donner

Trier · Die fünfte Job + Karriere im Messepark in Trier hat am Wochenende kräftig das Wetter zu spüren bekommen. Bei Sonneschein fanden am Samstag nur wenige Besucher den Weg in den Trierer Messepark. Bei Blitz und Donner waren am Sonntag die Hallen voll.

 Anschauungsunterricht: Marcel Lambio, Emin Batu und Valentin Becker (von links) zeigen auf der Messe Job + Karriere, wie man einen Grillkamin baut. Sie nehmen an einer Ausbildung der Handwerkskammer zum Hochbaufacharbeiter teil. TV-Foto: Friedemann Vetter

Anschauungsunterricht: Marcel Lambio, Emin Batu und Valentin Becker (von links) zeigen auf der Messe Job + Karriere, wie man einen Grillkamin baut. Sie nehmen an einer Ausbildung der Handwerkskammer zum Hochbaufacharbeiter teil. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Die Schwerpunkte Ausbildungsmarkt, Fachkräftemangel und Grundbildung standen bei der jüngsten Bildungsmesse des Vereins Lernende Region im Mittelpunkt. 52 Ausstellern boten den Besuchern eine gute Möglichkeit, um sich über die vielfachen Chancen zu informieren. Stark repräsentierte sich die Hotel- und Gaststättenbranche, die sowohl durch den Verband (Dehoga) als auch durch einige Betriebe vertreten war. Dirk Melsheimer, Jugendfachwart im Dehoga, sieht es als wichtig an, dass das Gewerbe hier Flagge zeigt: "Der Wettlauf um die Schulabgänger ist in vollem Gange, deshalb wollen wir hier zeigen, dass Berufe im Hotel- und Gaststättenbereich viel besser und interessanter sind als ihr Ruf."
Die Vielfalt ist groß: Die Gesundheitsbranche mit vielen Betrieben, die Hochschulen aus Trier, die Unis aus Luxemburg und aus dem holländischen Nimwegen warben ebenso, wie die Wirtschaftskammern, Finanzamt, Deutsche Bahn, Bundeswehr, RWE, GKN Driveline, dm und viele weitere Firmen. Zudem waren zahlreiche Bildungsträger mit ihren Angeboten dabei.
Dass die wirtschaftliche Entwicklung der Region nachhaltig von gut ausgebildeten Mitarbeitern abhängt, machte Manfred Bitter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, bei seiner Eröffnungsrede klar. Knapp 1700 Fachkräfte könnten die rund 7000 Handwerksbetriebe sofort einstellen. Auch deshalb fordert die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Malu Dreyer: "Wir benötigen am Arbeitsmarkt eine Kultur der zweiten Chance." Menschen, die den Anschluss an die Berufswelt verloren oder verpasst hätten, müssten die Gelegenheit erhalten, sich doch noch im Arbeitsmarkt einzubringen.
Und wie kam das Angebot der Job + Karriere bei den vielen jungen Besuchern an? Judith K. aus Bitburg (19) hat sich vor allem für soziale Berufe interessiert. "Ich fand das Angebot sehr gut bei den Firmen, die hier ausgestellt haben. Aber auch bei der Industrie- und Handelskammer und der Arbeitsagentur gab es gute Hinweise." Für Florian S. (17) aus Trier war die Bundeswehr ein interessanter Anlaufpunkt mit einigen Aha-Erlebnissen. Tobias B. (17)aus Trier informierte sich bei den Hochschulen. "In Nimwegen bietet die Uni zu Semesterbeginn spezielle Holländisch-Kurse an. Das hört sich gar nicht schlecht an." Lara T. aus Wittlich (18) war indes etwas enttäuscht. "Ich interessiere mich für die Lebensmitteltechnik. Aber von den großen Firmen aus der Region war niemand da."
Mit der Unterzeichnung des Grundbildungspakts wollen 38 Institutionen, Verbände, Kammern, Firmen und sogar einige Einzelpersonen dem funktionalen Analphabetismus den Kampf ansagen. Bei der Eröffnung der Job + Karriere unterzeichneten sie einen entsprechenden Pakt. Etwa 10 000 Menschen in Trier (im Alter zwischen 18 und 64 Jahren) können auf Grund ihrer Lese- und Schreibfähigkeiten nicht oder nur eingeschränkt am Berufs- und Alltagsleben teilnehmen (der TV berichtete). Das Projekt "Lernen-vor-Ort", um Projektleiter Rudolf Hahn, leistet bereits mit dem von ihm initiierten "Trierer Bündnis für Alphabetisierung und Grundbildung" hier bereits vorbildliche Arbeit. Doch unterstützt durch den neuen Pakt sollen sich nun ein runder Tisch gründen und weitere Projekte entwickelt werden, die Analphabeten helfen. Ein großes Problem sei dabei, dass sich die Betroffenen mit ihren Schwächen oft verstecken. Für Prof. Anke Grotlüschen von der Uni Hamburg ist es deshalb besonders wichtig, dass Partner und Freunde helfen. "Analphabeten haben immer Mitwisser, die ihnen zur Seite stehen, sonst würde vieles nicht funktionieren." Doch gerade diese sollten den Betroffenen Mut machen, sich zu zeigen und ihre Probleme offensiv anzugehen. "Das ist ein sehr komplexes und sensibles Thema. Doch Analphabeten brauchen Hilfe von Berufskollegen oder Freunden in Sportvereinen, die nicht einfach die Augen verschließen", fordert auch Rudolf Hahn. Dank einer Spende von JTI kann die Aktion "Lernen-vor-Ort" demnächst auf drei Laptop-Wagen mit jeweils zwölf Laptops und Drucker zurückgreifen. Diese kommen dann in Trier-West, Trier-Nord und Ehrang bei "Bildung vor Ort" zum Einsatz . hw

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