Kaum Gebrauchte auf dem Hof

Im Jahr nach der staatlichen Abwrack-Prämie (eigentlich Umweltprämie) scheint sich der von vielen befürchtete Umsatzeinbruch bislang nicht eingestellt zu haben. Der TV hat bei Autohändlern in der Region nachgehört - und fast alle bestätigen diesen Eindruck.

Bitburg/Daun/Prüm. Abwrack-Prämie war das Wort des Jahres 2009, sie stand für jene 2500 Euro, die der Staat zahlte, wenn ein Kunde von einem alten auf ein neues, umweltverträglicheres Fahrzeug wechselte. Etwas mehr als eine Million Anträge wurden genehmigt, die Gesamtneuzulassungen im Land zogen an: Die Händler verkauften etwa 3,81 Millionen Fahrzeuge, gut 700 000 mehr als 2008.

Allerdings sorgten sich viele um die Zeit danach: Würden die Verkäufe 2010 wieder einbrechen? Bislang sieht es nicht danach aus, auch wenn die Spitzenzahlen von 2009 ohne Prämie nicht zu erreichen sind: "Wir haben ein Topjahr", sagt Matthias Philippe vom Autohaus Bohnen in Prüm. "Im Neuwagenbereich ist es etwas weniger, bei den Jahreswagen super. Wir sind sehr, sehr zufrieden."

Andreas Holzhäuser vom Autohaus Knötgen in Daun blickt ebenfalls optimistisch in das Jahr nach der Abwrack-Prämie. "Die Umsatzeinbußen sind weitaus weniger dramatisch als erwartet", sagt der Geschäftsführer des Opel-Autohauses. Der Neuwagenverkauf sei im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas zurückgegangen, dafür würden aktuell die höherklassigen Fahrzeuge stärker nachgefragt.

Probleme sieht Holzhäuser darin, dass deutlich weniger Gebrauchtwagen auf dem Markt sind. "Wir haben auf unserem Hof so wenige gebrauchte Autos stehen wie seit 1990 nicht mehr", sagt er.

Große Unterschiede in der Region



Andere Autohändler sehen das Verkaufsjahr 2010 allerdings bisher weniger optimistisch. "Viele Kunden haben wegen der Abwrack-Prämie vergangenes Jahr den Kauf vorgezogen", behauptet Richard Franzen vom Autohaus Blankenheim (Nissan/Suzuki) in Daun.

Die Kaufzurückhaltung bei Neuwagen merke er deutlich. Von der Umweltprämie habe einzig die Industrie profitiert, nicht aber der Autohandel.

Bei VW und Audi ist vom befürchteten Umsatzeinbruch nichts zu spüren: Man liege momentan um ein Drittel über dem an 2008 orientierten Ziel, sagt Harald Glandien vom Autohaus Mais-Glandien in Pronsfeld, wenn auch die prämienbedingt hohen Zahlen von 2009 nicht erreicht würden.

"Interessant ist, dass es regionale Unterschiede gibt", sagt Glandien. So sei es insgesamt auf dem Land besser: "Die Leute flüchten in Sachwerte. Viele haben Angst vor einer Inflation." Und diese Entwicklung sehe er nicht nur im Fahrzeugsektor.

Gemischt fällt das Fazit der Autohändler im Eifelkreis Bitburg-Prüm aus. "Die Verkaufszahlen von Neuwagen sind geringer als im Vorjahr, aber doch positiver als befürchtet", sagt Ewald Jakoby vom Autohaus Bales/Werkmeister in Bitburg. Die beiden Händler verkaufen Autos der Marke Opel und Ford.

"Bei Opel geht der Trend mehr zu jungen Gebrauchten - Jahres- und Halbjahreswagen - statt zum Neuwagen. Bei Ford dagegen geht die Tendenz zu den Modellen Fiesta, Focus und Fusion", ergänzt Jakoby.

Bei Honda sind die Absatzzahlen zwar wegen der Wirtschaftskrise ebenfalls rückgängig, doch der große Katzenjammer ist ausgeblieben.

Im Autohaus Rinnen in Bitburg ist man optimistisch. "Die Tendenz für die Verkaufszahlen ist besser als erwartet. Unsere Verkaufszahlen bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahrs. Bei unserer Marke war die Abwrack-Prämie nicht so ausschlaggebend. Wir hatten mit einem Einbruch gerechnet. Wir sind sehr zufrieden. Vor allem die Modelle Jazz und Civic gehen derzeit sehr gut", sagt Theodor Fontane vom Autohaus Rinnen.

Nach dem Boom durch die Abwrack-Prämie kehrte beim Autohaus Eifel/Mosel die Normalität zurück. "Die Absatzzahlen bei den Kleinwagen sind stark zurückgegangen. Die Nachfrage ist zwar nach wie vor da, aber nicht in der Dimension wie zu Zeiten der Abwrack-Prämie. Das war ja nicht mehr nachvollziehbar", sagt Frank Leinen vom Autohaus Eifel/Mosel, das die Marken Toyota und Lexus verkauft.

Durch den Beda-Markt sei es im März sehr gut gelaufen. "Doch derzeit sind die Verkaufszahlen so wechselhaft wie das aktuelle Wetter", sagt Leinen. Am besten gehen die Toyota-Kleinwagen Aygo und Yaris. Extra Die Neuzulassungen in der Region im Überblick: Kreis Vulkaneifel: 13375 (2006), 11427 (2007), 12416 (2008), 13342 (2009) Eifelkreis Bitburg-Prüm: 4272 (2008), 5029 (2009), 1513 (Stand 15.05. 2010)

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