Kein Typ, der gesucht hat

Polizeipräsident Manfred Bitter wird Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier. Der 57-Jährige geht mit bestimmten Zielen und Vorstellungen an seine neue Aufgabe heran.

 HWK-Präsident Rudi Müller (links) gratuliert Manfred Bitter zur Wahl. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

HWK-Präsident Rudi Müller (links) gratuliert Manfred Bitter zur Wahl. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. (hw) Manfred Bitter wird ab August neuer Chef der Handwerkskammer Trier. Gerade gewählt, stellte er sich den Fragen unseres Redakteurs Heribert Waschbüsch.

Viele hat es überrascht, dass Sie als Polizeipräsident eine neue Aufgabe suchen.

Bitter: Dafür gibt es mehrere Ursachen. Ein Grund ist, dass ich vor zehn Jahren das Polizeipräsidium in einer problematischen Situation, in der Rotlicht-Affäre, übernommen habe. Es ist aber relativ schnell gelungen, daraus eine Erfolgsgeschichte zu machen. Nicht allein, sondern mit vielen Mitarbeitern. Nun ist das Präsidium konsolidiert, wir sind auf einem sehr guten Niveau, was unsere Leistungsbilanz , aber auch, was die Motivation der Mitarbeiter angeht. Wir haben nach zehn Jahren viel erreicht. Für mich ist es nun eine echte Herausforderung, in eine Einrichtung zu wechseln, die sich seit gut anderthalb Jahren in einer Krisensituation befindet. Die Probleme, die die Kammer jetzt noch hat, sind aber nur temporär. Die werden wir lösen.

Die anderen Gründe?

Bitter: Der zweite Faktor ist, dass die Handwerkskammer eine so extrem große Bandbreite und Aufgabenvielfalt bietet. In der jetzigen schwierigen wirtschaftlichen Situation spielt es eine sehr große Rolle, wie die Kammer ihre Ideen und Ziele gegenüber der Politik vertritt. Wir müssen unseren Sachverstand in die wichtigen Entscheidungen einbringen. Gleichzeitig müssen wir unser Leistungsangebot für die Mitgliedsbetriebe konsequent und bedarfsgerecht weiterentwickeln.

Etwas konkreter?

Bitter: Es ist extrem wichtig, dass wir als Kammer das zentrale Feld der beruflichen Aus- und Weiterbildung offensiv besetzen. Hier liegen unsere Kernkompetenzen. Für ganz besonders wesentlich halte ich auch unsere Beratungsaufgabe gegenüber den Betrieben. In der wirtschaftlichen Krisensituation, in der auch mancher Handwerksbetrieb Probleme bekommt, müssen wir als Service-Organisation an Deck sein. Hier geht es um die Existenz von Unternehmen, aber auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Wir müssen die Betriebe unterstützen, sie beraten und ihnen helfen, wo es geht. Das wird eines der Hauptfelder sein, um das ich mich gerne kümmern möchte.

Nun ist die Handwerkskammer aber kein Polizeipräsidium.

Bitter: Das war für mich der dritte Motivationsgrund: die Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt. Es ist für die Kammerarbeit elementar: Der Vorstand leitet die Kammer. Da ist zunächst vom Hauptgeschäftsführer überhaupt keine Rede. Der taucht erst auf, wenn es darum geht, die HWK gemeinsam mit dem Präsidenten zu vertreten. Das zeigt, welche Bedeutung hier das Ehrenamt hat. Ich stelle es mir sehr spannend vor, zusammen mit der Vollversammlung, dem Vorstand, dem Präsidium, den Kreishandwerkerschaften und den Innungen die HWK auf einen vernünftigen Weg zu führen.

Sie waren kein Polizist, als Sie Polizeipräsident wurden. Und Sie sind kein Handwerker und werden nun HWK-Chef. Ein Vorteil oder ein Nachteil?

Bitter: Vielleicht ist der Blick von außen sehr positiv. Ich habe in meinem Berufsleben sehr unterschiedliche Dinge getan. Eine Behörde wie das Polizeipräsidium mit 1400 Mitarbeitern zu führen ist eine gute Voraussetzung, um auch in der Kammer erfolgreich arbeiten zu können. Denn die große Gemeinsamkeit ist, dass wir - egal wo - ohne unsere Mitarbeiter nichts sind. Jede Führung steht auf den Schultern ihrer Mitarbeiter. Mir ist es deshalb wichtig, mit den Mitarbeitern zu reden, sie ernst zu nehmen und ihnen auch die Zeit zu lassen, gute Ideen umzusetzen.

Sie haben nach zehn Jahren einen neue Herausforderung gesucht. Galt das allgemein - oder waren Sie auf die Handwerkskammer fokussiert?

Bitter: Ich bin kein Typ, der gesucht hat. Wäre die Stelle nicht frei geworden, ich wäre wahrscheinlich in sieben Jahren als Polizeipräsident in Ruhestand gegangen. Aber wenn in Trier, in der Region, in der man heimisch ist, ein solch wichtiges und reizvolles Amt angeboten wird, dann ist es doch gut zu verstehen, dass ich den Finger gehoben habe.



Sie haben es mehrfach angesprochen, wie wichtig Ihnen das Team ist.

Bitter: Teamarbeit ist absolut unerlässlich. In der Polizei praktizieren wir kooperative Führung. Und Kooperation ist kein Schlagwort für Sonntagsreden, das man im Alltag zu den Akten legen darf. Die Mitarbeiter sind die größte Ressource. Es ist wichtig, bei allen die richtige Arbeitsmotivation zu erzeugen oder zu erhalten. Dazu gehört, dass man den Kollegen Wertschätzung entgegenbringt und sie auf Dauer in die wichtigen Prozesse einbezieht.

Wie steht es mit Ihren handwerklichen Fähigkeiten?

Bitter: Meine praktischen Fähigkeiten sind sehr bescheiden. Es reicht, um einen Nagel in die Wand zu schlagen und ein Bild aufzuhängen. Mehr sage ich nicht, um mich nicht um Kopf und Kragen zu reden.

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