Keine Besserung in Sicht

Die Landwirtschaft kommt nicht zur Ruhe: Vor einem Jahr kämpften die Bauern für einen Milchpreis von 40 Cent pro Liter, nun bekommen sie noch rund 21 Cent. Wo geht die Reise hin? Der TV fragte bei den Molkereien nach.

 Harte Zeiten für Bauern: Für die Milch gibt es immer weniger. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Harte Zeiten für Bauern: Für die Milch gibt es immer weniger. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Thalfang/Pronsfeld. Im Juli legen sowohl die Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld (Muh, 2. Juli) als auch die Hochwald-Molkerei in Thalfang (16. Juli) ihre Bilanzen für 2008 vor. Doch die Zahlen, die die beiden Molkereien dabei präsentieren, haben mit der derzeitigen Situation wenig zu tun. In den vergangenen Monaten hat die Krise auf dem Milchmarkt auch die beiden rheinland-pfälzischen Molkereien mitgerissen. Die rund 5100 Milchlieferanten der drittgrößten deutschen Molkerei, der Hochwald, bekommen noch 21 Cent für den Liter Standard-Milch (3,7 Prozent Fett-Anteil und 3,4 Prozent Eiweiß). Bei der Muh erhalten die rund 2500 Milchlieferanten derzeit einen Grundpreis von 20 Cent. Hinzu kommen Zuschläge, so dass der Durchschnitts-Auszahlungspreis bei Hochwald bei 23,7 Cent und bei der Muh bei 23,37 Cent liegt.

"Der derzeitige Milchpreis ist für unsere Landwirte existenzbedrohend. Und auf Grund der unsicheren Situation ist eine Prognose jetzt nicht möglich. Die Märkte sind gesättigt und stehen unverändert massiv unter Druck", sagt Rainer Sievers, Vorstands-Chef der Milch-Union Hocheifel (Muh) zur aktuellen Lage. Sein Kollege von der Hochwald, Karl-Heinz Engel, wagt sich mit einer Prognose auch nicht viel weiter hinaus: "Die Verträge sind bis Ende des Jahres unterschrieben. Wir werden so schnell also beim Milchpreis keine Änderung bekommen", sagt der Hochwald-Chef.

Bei den Gründen für den Preisverfall sind sich die Experten einig. Das liege zum einen an der sinkenden Verbraucher-Nachfrage, zum anderen an der schwachen Exportsituation. Dazu komme, dass Länder wie USA und Neuseeland mit günstigen Preisen in die etablierten Exportregionen der EU-Staaten eingestiegen seien. Der europäische Lebensmitteleinzelhandel nütze derzeit seine Chancen und kaufe Milchprodukte sehr günstig ein. Das, was den Verbraucher freut, schlägt sich entsprechend auf den Auszahlungspreis aller Molkereien nieder. Bis auf 17,15 Cent sind inzwischen die Auszahlungspreise bei einigen deutschen Molkereien gesunken.

Doch auch die Milchbauern feuern die derzeitige Situation weiter an. "Die Bauern versuchen, durch höhere Lieferungen ihre Einnahmen zu verbessern", sagt Engel. Zwischen vier und fünf Prozent mehr Milch lieferten derzeit bundesweit die Landwirte. In Pronsfeld ist die Milchanlieferung sogar derzeit noch stärker gestiegen. In den ersten fünf Monaten haben die Muh-Lieferanten etwa zehn Prozent mehr Milch abgeliefert.

Bei diesem Preisniveau hilft es den Bauern auch wenig, dass sowohl die Muh als auch Hochwald in den vergangenen Jahren stets die beiden Molkereien waren, die den höchsten Milchpreis auszahlten. Zur Stützung des Preisniveaus hat Hochwald nun beschlossen, dass die Genossenschaft keine neuen Mitglieder mehr aufnimmt. Und in Thalfang denkt man weiter an Kooperationen, auch mit Pronsfeld. Doch die Muh sieht hier keine Potenziale.

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