Keine Ein-Piloten-Flüge bei Ryanair

Trier · Die irische Fluggesellschaft Ryanair, die auch vom Hunsrückflughafen Hahn fliegt, wird nicht nur mit einem Piloten pro Maschine fliegen. Obwohl sie damit Werbung gemacht hat. Das sei nicht ernst gemeint, heißt es. Allerdings trauen viele Ryanair mittlerweile genau das zu.

Trier. Kostenpflichtige oder gar keine Klos in den Flugzeugen, Stehplätze statt harter Plastiksitze in den Maschinen, mehr Gebühren für Übergewichtige. Der Chef der irischen Fluggesellschaft Ryanair, Michael O\'Leary, ist bekannt für seine verrückten Ideen. Meist ist nichts dahinter. Sie dienen oft nur dazu, die Fluggesellschaft ins Gespräch zu bringen. Marketing durch Nonsens.
Doch mittlerweile wird vieles der Iren und ihres für seine exzentrischen Auftritte bekannten Chefs für bare Münze genommen. Viele trauen Ryanair zu, aus Sparsamkeit und um damit die Ticketpreise vermeintlich niedrig zu halten, Stehplätze auf den Flügen anzubieten. Oder aber auch am Sprit zu sparen.
Die Zwischenfälle mit Ryanair-Maschinen im August in Spanien, die wegen Gewitters umgeleitet wurden und dann wegen Kerosinmangels notfallmäßig landen mussten, haben entsprechende Vorurteile zusätzlich angefeuert.
Hinzu kommt, dass die Fluggesellschaft derzeit wegen mehrerer Zwischenfälle ohnehin im Kreuzfeuer steht. Dass Ryanair aus Kostengründen sogar an der Sicherheit sparen könnte, halten viele daher für möglich. Aus Sparsamkeit wird in den Augen vieler Knauserigkeit.
Und genau in dieses Bild passt die neueste Kampagne der angeblichen Billigfluggesellschaft. Sie wirbt für Ein-Piloten-Flüge. Mit nur einem Piloten fielen die Ticketpreise um bis zu zehn Euro, heißt es. Und: Züge benötigten keine zwei Lokführer, warum dann Flugzeuge? Meint Ryanair das ernst? Auch das trauen viele den Iren tatsächlich zu. Zumal O\'Leary vor zwei Jahren genau diesen Vorschlag tatsächlich gemacht hat.
Und nun, genau zu der Zeit, in der über die angeblich mangelnde Sicherheit der Ryanair-Maschinen diskutiert wird, startet die Gesellschaft eine solche Kampagne. Ist das womöglich typisch schwarzer, britischer Humor?
"Die Leute erwarten ungewöhnliche Kommunikation, die zum Schmunzeln anregt", sagt der Trie rer Werbefachmann Bernd Neisen, Chef der Agentur Markenmut. In Verbindung mit der aktuellen Sicherheitsdiskussion hält der Experte die Kampagne allerdings für kontraproduktiv.
Ryanair sei bekannt dafür, bei Werbung und Marketing unkonventionell zu sein, Bekanntes zu hinterfragen und zu provozieren. Daher passe - eigentlich - die Ein-Piloten-Kampagne in das Image der Fluggesellschaft, sagt Neisen. Derart überzogene Werbung passe aber nicht für alle Marken und Produkte. Von Rynair werde so was aber eben erwartet.
Grenzen der Sparsamkeit


Und was sagt man bei der Fluggesellschaft selbst? Werden die Maschinen künftig nur noch mit einem Piloten geflogen?
"Es handelt sich dabei lediglich um eine Anzeige, um unsere Niedrigstpreise zu bewerben", sagt Ryanair-Chefkommunikator Stephen McNamara unserer Zeitung. Die Fluggesellschaft plane keine "Ein-Piloten-Flüge". Was im Übrigen weder vom Hersteller der Ryanair-Flugzeuge, dem Flugzeugbauer Boeing, noch von der Europäischen Luftfahrtsicherheitsbehörde "jemals gebilligt werden würde".
So weit geht die Sparsamkeit dann doch nicht. Aber womöglich würden sich sogar Kunden für Ein-Piloten-Flüge finden, nach dem Motto: Hauptsache billig.

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