Keine große Motivation

TRIER. Kommt die elektronischen Gesundheitskarte? Geht es nach immer mehr Ärzten, wird das Projekt gestoppt. Sie sehen keinen Nutzen in der Karte.

 Sie glauben an den Erfolg der Karte: Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (links) und die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Foto: TV-Archiv/Bernd Wientjes

Sie glauben an den Erfolg der Karte: Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (links) und die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Foto: TV-Archiv/Bernd Wientjes

Will ein Arzt in Ruhe die Akte eines seiner Patienten studieren, ruft er sich die Daten einfach auf seinen Computer oder greift zur Karteikarte. Das kann er in Zukunft nicht mehr. Denn mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte sind alle Daten auf einem Server gespeichert, Zugriff darauf hat der Arzt nur, wenn er die Patientenkarte quasi wie einen Schlüssel in ein Lesegerät steckt. Ist der Patient also nicht mehr in seiner Praxis, kann er auch nicht mehr seine Akte lesen oder ergänzen. Ein anderes Beispiel, mit dem Kritiker die Nachteile der Karte aufzeigen: das elektronische Rezept. Bislang erhält der Apotheker ein schriftliches Rezept, kann damit zum Medikamentenschrank gehen und die Verordnung mit den gelagerten Präparaten vergleichen. In Zukunft hat er die Verordnung nur auf dem Bildschirm, muss sich also notfalls aufschreiben, wonach er suchen soll. Die Kritik an der neuen Karte wird immer größer. Auch Ärzte sehen keinen Nutzen darin. Das Arztgeheimnis werde gebrochen, wenn etwa Krankenkassen uneingeschränkt Zugriff auf die Daten hätten, heißt es. Immer mehr Ärzteverbände lehnen daher die elektronische Gesundheitskarte vehement ab. In einer Aktionsgemeinschaft sammeln sie Unterschriften gegen das Lieblingsprojekt von Bundesgesundheitsministerin Schmidt. Auch in der Region sei die Motivation vieler Ärzte nicht gerade groß, sich an dem Test zu beteiligen, sagt Projektleiter Michael Siegert. Er kann die Skepsis seiner Kollegen nachvollziehen. Zumal noch immer ungeklärt sei, wer den damit verbundenen Mehraufwand bezahlen soll. Doch er steht hinter dem Projekt, hält es für sicher: "Wer sich über mangelnden Datenschutz bei der Gesundheitskarte beklagt, vergisst, dass heute Arztbriefe zum Teil noch per Fax verschickt werden." Der Computer-Sicherheitsexperte Thomas Maus hält das ganz Konzept der Karte für fragwürdig, der Datenschutz sei nicht gewährleistet. Der 43-Jährige, der aus Trier stammt und auch für den Chaos-Computer-Club tätig ist, gilt als einer schärfsten Kritiker des Projektes. Er wolle verhindern, dass es ein Desaster wird, sagt er. Der Einsatz moderner Datentechnik im Gesundheitswesen sei nicht ohne Risiko. Daher müsse die Sicherheit an oberster Stelle stehen. Das sei bislang jedoch nicht der Fall. Maus ist nicht völlig gegen die Digitalisierung der Daten. Sie sollten allerdings beim jeweiligen Arzt bleiben, falls der Patient es wünscht, könne er sich ja die Daten kopieren und selbst bestimmen, wem er sie weiter gebe.

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