Keine Scheidung
LUXEMBURG. Für 33 Minuten war am 2. September ganz Luxemburg ohne Strom. Die Ursache für den totalen Blackout lag bei dem Hauptlieferanten der luxemburgischen Cegedel, dem RWE. Es war die erste größere Panne in 40 Jahren. Sowohl Regierung wie auch Cegedel sehen keinen Grund, der RWE die Freundschaft aufzukündigen.
Gemeinsam mit Cegedel-Direktor Romain Becker präsentierte Wirtschafts- und Energieminister Jeannot Kreckè den Abschlussbericht der Regierung über die Ursachen der Strompanne sowie die Erkenntnisse und Lehren, die man daraus ziehen will. Die Schuld an dem Totalausfall liege demnach beim RWE. Aber hätte trotz des Ausfalls großer Teile des Netzes in der Region Eifel-Trier eine Versorgung Luxemburgs garantiert werden können? "Möglicherweise ja", sagen die Cegedel-Experten. Bereits seit längerem habe man vom RWE eine Erhöhung der Versorgungsleistung am Einspeisepunkt Niederstedem in der Eifel gefordert. Wartungsarbeiten an dem 380-Kilovolt-Transformator in diesem Umspannwerk waren Teil der Kettenreaktion, die das Netz am 2. September zusammenbrechen ließ. Ein zweiter Trafo hätte zwar der Eifelregion und dem Raum Trier nicht geholfen, die Versorgung der Cegedel wäre dann aber sichergestellt gewesen, glauben die Cegedel-Leute.Zusätzlicher Trafo in Niederstedem
Dieser zusätzliche Trafo soll nun im Frühjahr 2005 installiert werden, hieß es auf der Pressekonferenz - obwohl er laut der für das Hochspannungsnetz zuständigen RWE-Transportnetz GmbH nicht notwendig ist, weil man auch ohne ihn die internationalen Versorgungs-Normen einhalte. Der Transformator sei auch bereits vor dem "Chaos-Tag" bestellt gewesen. Eine zusätzliche Vernetzung mit Frankreich oder Belgien, wie sie in Luxemburg von einzelnen Seiten in den vergangenen Tagen gefordert wurde, ist nach Aussagen der Cegedel auch nach der Panne nicht notwendig. Ein Schweizer Experte habe der Cegedel schon vor einiger Zeit bestätigt, dass die aktuelle Netzkonstellation mindestens biszum Jahr 2020 ausreichend sei. Denn zieht der luxemburgische Versorger Konsequenzen: Die Zusammenarbeit mit der "Sotel", einem französischen Stromversorger, soll auf stabile juristische Füße gestellt werden. Die Gesellschaft, die eine Reihe von Industriebetrieben und die Eisenbahngesellschaft CFL beliefert, verfügt über mehrere Trafostationen, die auch an das Cegedel-Netz gekoppelt werden können. Binnen 20 Minuten konnte am 2. September über diesen Weg mit einer Leistung von 100 Megawatt der Süden des Landes teilweise wieder versorgt werden. Im Rest des Landes dauerte die Panne nach Cegedel-Aussagen 34 Minuten. Das Gas-Dampf-Kraftwerk "Twinerg" in Esch kann dagegen nicht mehr als die normalen 100 Megawatt liefern. Die Anlage hat eine Leistung von 350 Megawatt, ist aber so geschaltet, dass 250 davon direkt nach Belgien eingespeist werden. Der luxemburgische Bedarf liegt bei durchschnittlich 500 bis 600 Megawatt. Leon Marx ist Redakteur beim Luxemburgischen Tageblatt.