Kinder aufgepasst: Taschengeld schrumpft

TRIER. Auch die Kinder müssen nun wohl den Gürtel enger schnallen. Nachdem sie in den vergangenen Jahren immer mehr Taschengeld bekamen, dürfte bei vielen Eltern jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht sein.

 Seit 1998 ist das Taschengeld jährlich um rund zehn Prozent gestiegen. Doch die Wirtschaftskrise wird sich nach Expertenmeinung auch beim "Gehalt" der Jugendlichen und Kindern bemerkbar machen.Foto: Friedemann Vetter

Seit 1998 ist das Taschengeld jährlich um rund zehn Prozent gestiegen. Doch die Wirtschaftskrise wird sich nach Expertenmeinung auch beim "Gehalt" der Jugendlichen und Kindern bemerkbar machen.Foto: Friedemann Vetter

Die allgemeine Konjunkturkrise drückt jetzt offenbar auch auf die "Einkommen" von Kindern und Jugendlichen. Nach Einschätzung von Christian Klöckner, Diplom-Psychologe am ProKids-Institut in Herten, wird die schlechte Wirtschaftslage dazu führen, dass künftig auch beim Taschengeld gespart wird. In der Regel schränkten sich die Eltern erst selber ein, bevor sie bei den Kindern sparen. Nur wenn die Krise länger anhält und einschneidender ausfällt, müssen auch die Jüngsten den Gürtel enger schnallen. Seit 1998 war das Taschengeld nach Untersuchungen des ProKids-Instituts in den westdeutschen Bundesländern fast jedes Jahr um rund zehn Prozent gestiegen. Nur im Jahr 2001 wurde das durchschnittliche Taschengeld nach Angaben des Hertener Instituts nicht erhöht. Nach dieser "Nullrunde" sei das Taschengeld im Jahr 2002 im Schnitt noch einmal um über zehn Prozent gegenüber 2001 gestiegen. Nach Ansicht von Sabine Ertz von der Gesamtlandeselternvertretung des Saarlandes könnte das mit der Euro-Einführung zusammengehangen haben, bei der viele Eltern "eins zu eins" von D-Mark in Euro umgerechnet hätten. "Der eigentliche Start der Debatte um Geldknappheit war erst im Jahr 2003", meint Christian Klöckner. Die Auswirkungen der Konjunkturflaute auf das Taschengeld seien daher erst in diesem Jahr zu erwarten. Besonders schmerzlich dürfte dies für jene Kinder sein, die jetzt schon in eher bescheidenen Verhältnissen leben. Der Kölner Politik-Professor Christoph Butterwegge verweist auf eigene Studien, wonach rund ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in armen Verhältnissen aufwachsen. Die Zahl dieser Kinder werde im Zuge der Agenda 2010, der geplanten Einschnitte ins soziale Netz und der Schaffung von Niedriglohnsektoren weiter zunehmen, prognostiziert der Forscher. Bereits jetzt sei eine "soziale Polarisierung" unter Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Unterschiede immer größer

Da gebe es "die einen, die sehr gut und immer besser ausgestattet" seien - gerade auch beim Taschengeld - , und andererseits aber auch zunehmend Kinder, die etwa "ohne Frühstück in den Kindergarten oder in die Schule kommen". Allerdings findet man nach Erfahrung von Butterwegge auch bei Kindern, die in bescheidenen Verhältnissen aufwachsen "Nike und Nokia", weil in einer konsumorientierten Gesellschaft eben niemand als arm erscheinen wolle. "Was dahinter dann aber für eine Überschuldung steckt, etwa bei den Handy-Rechnungen, das sehen Sie nicht." Christian Klöckner vom ProKids-Institut weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch Kinder aus einfachen Verhältnissen stark auf Status-Symbole ansprächen. Das stimmt mit der Beobachtung von Gertrud Ecker vom Kinderschutzbund in Saarbrücken überein, wonach bisher oft auch solche Kinder noch ein relativ üppiges Taschengeld erhalten, deren Eltern sich das eigentlich gar nicht leisten können.

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