Klamme Kassen bei Luxair

Luxemburg · Die luxemburgische Fluggesellschaft Luxair ist in finanziellen Turbulenzen. Wegen massiver Einnahmeverluste werden Strecken gestrichen und zwei Flugzeuge aus der Flotte der Gesellschaft verkauft.

Luxemburg. Es ist schon ungewöhnlich, wie Luxair seine Bilanz für 2010 präsentiert hat: Statt wie sonst üblich in einer Pressekonferenz, in der die gesamte Spitze der Gesellschaft das abgelaufene Geschäftsjahr wortreich mit Zahlenkolonnen Revue passieren lässt, beschränkte sich die Gesellschaft dieses Mal auf eine knappe Pressemitteilung, die am Freitagabend an die Redaktionen ver sendet worden ist. Ganz so, als ob man sich für das abgelaufene Jahr schämen müsste.
Und in der Tat sind es nicht gerade positive Zahlen, die Luxair in ihrer E-Mail verkündet hat. Sie belegen vor allem eins: Der 2006 eingeleitete Umbau der Gesellschaft zu einer rentablen Airline zeigt bisher längst nicht den Erfolg, den sich Luxair-Chef Adrien Ney von dem Sparkurs versprochen hat.
Weniger Geschäftsreisende


Eigentlich sollte Luxair spätestens 2008 schwarze Zahlen schreiben. Nun musste die Gesellschaft verkünden, dass dies auch 2010 nicht gelungen ist. 11,1 Millionen Euro beträgt der Betriebsverlust, also das Minus vor Abzug von Abschreibungen und Steuern. Obwohl die Zahl der Passagiere um 6,4 Prozent gestiegen ist, sind die Einnahmen um vier Prozent zurückgegangen. Was, so Luxair, vor allem an den gestiegenen Ölpreisen und den zahlreichen Flugausfällen wegen der Aschewolke im April 2010 und dem frühen Wintereinbruch mit ungewöhnlich viel Schnee gelegen habe. Den Ausfall und die Kosten für durch Eis und Schnee gestrandete Passagiere beziffert die Gesellschaft auf eine Million Euro.
Auch weiterhin kehren immer mehr Geschäftsreisende Luxair den Rücken, der Verkauf der hochpreisigen Business-Tickets ist 2010 weiter zurückgegangen. Gerade einmal 22 Prozent betrug der Anteil der Geschäftsreisenden unter den Passagieren. Noch 2006 betrug der Anteil der Business-Klasse-Tickets und der teuren Economy-Klasse-Tickets an den Buchungen 38 Prozent.
Probleme durch Aschewolke


Auch der zur Luxair-Gruppe gehörende Reiseveranstalter Luxair-Tours hat unter der Aschewolke gelitten, was dazu führte, dass trotz eines Plus bei den Passagieren, das Ergebnis hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Lediglich das vergleichsweise gute Ergebnis der ebenfalls zur Gruppe gehörenden Frachtumschlagsgesellschaft Cargo-Handling (plus neun Pozent) hat verhindert, dass der Verlust noch größer ist.
Strategische Anpassung


Trotzdem sei eine "strategische Anpassung" notwendig. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich nichts anderes als ein radikaler Sparkurs, dem unter anderem die Flüge in die irische Hauptstadt Dublin und die tschechische Hauptstadt Prag zum Opfer fallen. Weil diese nicht rentabel sind, sollen sie gestrichen werden.
Außerdem soll ein in Saarbrücken stationierter Luxair-Jet vom Typ Embraer, der für Flüge nach München eingesetzt wird, abgezogen werden. Offenbar kostet die durch die Fluggesellschaft Air Berlin ebenfalls aufgenommene Verbindung in die bayrische Hauptstadt Luxair Passagiere. Man werde aber weiter von Luxemburg über Saarbrücken nach München fliegen, heißt es in der Pressemitteilung.
Wie klamm die Kassen bei Luxair sind, zeigt sich an der Tatsache, dass sich die Gesellschaft von zwei Jets vom Typ Embraer trennen und diese verkaufen will. Zwar sollen weiterhin Entlassungen verhindert werden, doch soll die Zahl der befristeten Arbeitsverträge reduziert werden. Mit all diesen Maßnahmen soll die "finanzielle Gesundheit" von Luxair gesichert werden. Im November 2002 stürzte eine Luxair-Maschine in der Nähe des Flughafens Findel ab, 20 Menschen starben. Die Katastrophe kratzte nicht nur am Image der Fluggesellschaft, sie stürzte sie auch in finanzielle Turbulenzen. Durch einen rigiden Sparkurs und einen Umbau der Flotte war Luxair gerade dabei, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. 2008 machte die Gesellschaft mit 1,5 Millionen Euro plus erstmals wieder Gewinn. Dass dieses Ergebnis 2009 nicht zu halten sein würde, zeichnete sich bereits in der Jahresmitte ab. Der Verlust 2009 belief sich auf sieben Millionen Euro. red

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