Klarer Schnitt: Friseure führen Mindestlohn ein

Trier/Körperich · Deutschlands Friseure und Friseurinnen sollen in der Anfangsgehaltsstufe ab August 2013 einen Mindestlohn von 7,50 Euro bekommen, der bis August 2015 auf 8,50 Euro steigt. Die Initiative für die Vereinbarung zwischen den Landesverbänden und der Gewerkschaft Verdi kommt aus der Region Trier.

 Friseurin Jana Krebsbach legt letzte Hand an der Frisur einer Kundin an, während ihr Chef und Landesinnungsmeister Guido Wirtz und Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft MEHR und gleichzeitig Geschäftsführer der Friseurinnung des Landes, zuschauen. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Friseurin Jana Krebsbach legt letzte Hand an der Frisur einer Kundin an, während ihr Chef und Landesinnungsmeister Guido Wirtz und Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft MEHR und gleichzeitig Geschäftsführer der Friseurinnung des Landes, zuschauen. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier/Körperich. "Wir haben in den vergangenen zwanzig Jahren eine schlechte Lohnpolitik gemacht", gibt der Landesinnungs-Meister Guido Wirtz aus Körperich (Eifelkreis Bitburg-Prüm) unumwunden zu. Seitdem er an der Spitze des Friseur-Landesverbandes Rheinland steht, hat er immer wieder Anläufe unternommen, einen Mindestlohn für seine Branche einzufordern. Vor wenigen Wochen haben ihm die bundesweit 15 Landesverbände Unterstützung zugesagt. Für Wirtz ist dies der richtige Weg. Gleichzeitig weiß er um die Probleme, die viele Innungsbetriebe bekommen können, vor allem im Osten. Vom 1. August 2015 gibt es flächendeckend 8,50 Euro (siehe Extra). Wichtig sei den Innungsbetrieben die Allgemeinverbindlichkeit des Abkommens, damit nicht "schwarze Schafe" den Vorstoß untergraben würden.
"Wir stehen in einer sozialen Pflicht gegenüber den Mitarbeitern", erklärt der Landesinnungsmeister, der in Körperich in der Eifel vier Mitarbeiter und zwei Azubis beschäftigt. Zwar habe es auch in der Vergangenheit die Empfehlung gegeben, dass Innungsbetriebe ihren ausgebildeten Mitarbeitern mindestens 8,40 Euro die Stunde zahlen, doch dies sei nicht verbindlich gewesen. Die tarifliche Bindung ist Wirtz viel lieber: "Unser Ziel ist es, unser Image aufzubessern. Doch gleichzeitig ist es wichtig, dass ein Junggeselle von seinem Einkommen leben können muss." Auch der Verbraucher müsse deshalb Verständnis haben: "Wer möchte, dass er billigst seine Haare gemacht bekommt, muss auch wissen, dass der Friseur nur billig bezahlt wird."
In der Branche sind die Personalkosten hoch. Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mosel-Eifel-Hunsrück (MEHR) ist auch gleichzeitig Geschäftsführer der Landesverbands der Friseure. "Rund 50 Prozent der Kosten im Friseur-Handwerk entfallen auf die Mitarbeiter", erklärt er. Im Bereich der MEHR sind etwa 90 Friseurbetriebe mit durchschnittlich fünf Mitarbeitern organisiert. In den acht Landesinnungen in Rheinland-Pfalz gibt es 550 Mitgliedsbetriebe. Bundesweit sind 82 000 Betriebe angemeldet. Doch rund 25 000 Friseure machen einen Umsatz von weniger als 17 500 Euro im Jahr und müssen deshalb keine Mehrwertsteuer abführen. Weitere 25 000 Unternehmen erwirtschaften, oft im Ein-Mann-Betrieb, höchstens 50 000 Euro. "32 000 Friseurbetriebe in Deutschland aber bilden aus und beschäftigen Mitarbeiter", erklärt Geschäftsführer Kleis. Für sie sei die Nachwuchsarbeit ein zentraler und wichtiger Punkt. So sei die Zahl der Azubis von 2010 auf 2012 um 22 Prozent von 2020 auf 1647 Lehrlinge in Rheinland-Pfalz zurückgegangen. "Das ist eine drastische Entwicklung, der wir entgegenwirken müssen", sagt der Landesinnungsmeister Wirtz. Der Ansatz, den Beruf über einen höheren Grundlohn attraktiv zu machen, sei deshalb wichtig.
Beifall gibt es von den Mitarbeitern. Die 20-jährige Jana Krebsbach hat 2009 ihre Lehre begonnen und 2012 abgeschlossen. "Ich finde diese Entscheidung vollkommen richtig. Wir haben so einen schönen, abwechslungsreichen und interessanten Beruf. Doch man muss auch als junger Mensch von seinem Einkommen leben können", sagt die junge Frau.Extra

In Würzburg haben die Landesverbände des Friseur-Handwerks getagt und eine einheitliche Tarifpolitik mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi abgesprochen. Als Einstiegsgehalt sollen Mitarbeiter in den West-Bundesländern vom 1. August 2013 an mindestens 7,50 Euro je Stunde bekommen, vom 1. August 2014 dann 8 Euro und ab 1. August 2015 8,50 Euro je Stunde. Im Osten steigt der Lohn gestaffelt von 6,50 über 7,50 auf 8,50 Euro. hw

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