Kleinere Ernte, teurere Weine

Trier · Die Weinernte 2012 ist weltweit klein ausgefallen. Eine Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier zeigt, wie die Geschäftserwartungen der Weinbranche sind. Preissteigerungen der Weine werden erwartet, das kann ein Problem für die Weinkellereien werden.

Trier. Weniger und teurerer Wein: So lautet die Prognose der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier für den Weinmarkt im kommenden Jahr. Da stellt sich die Frage, ob Weinkellereien und Weingüter ihre Marktanteile für deutsche Weine halten können. Die vergangenen Ernten an der Mosel sind nicht besonders üppig ausgefallen: "2010 war die Ernte klein, 2011 blieb die Menge durchschnittlich, daher konnte sie nicht die Verluste aus dem vorherigen Jahr kompensieren", sagt Albrecht Ehses, Abteilungsleiter Wein und Tourismus der IHK. Nun ist die Erntemenge 2012 unterdurchschnittlich.
"Trotzdem sind exorbitante Preissteigerungen nicht zu erwarten", sagt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer vom Moselwein e.V. Die jüngste IHK-Konjunkturumfrage unter den Unternehmen der Weinwirtschaft spiegelt vor allem die Sorgen der Weinkellereien. Ihre Abnehmer sind vor allem Discounter und der Lebensmitteleinzelhandel im In- sowie im Ausland, "da sind die Kunden sehr preissensibel", sagt Weinexperte Ehses.
Konkurrenz um Mengen



Im Klartext: Die Kunden achten sehr genau auf den Preis. Bei den einfachen Weinen, die derzeit etwa zum Literpreis von 1,89 Euro oder 1,99 Euro angeboten werden, könnte da laut Moselwein e.V. im Laufe des nächsten Jahres die Zwei-Euro-Marke überschritten werden. Das sei quantitativ nicht viel, aber habe eine gewisse Wirkung in diesem Marktsegment.
"Der Preis ist eines der wichtigsten und sensibelsten Marketinginstrumente und entscheidet oft über den Erfolg beim Verkauf", sagt Werner Kirchhoff, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Moselland eG. "Deshalb gilt es bei Veränderungen genau abzuwägen, ob ein Eckpreis überschritten werden kann." Ein Eckpreis also wie die genannten zwei Euro. Für Kellereien besteht zudem ein Wettbewerbsproblem. "Bei kleinen Erntemengen konkurrieren die Kellereien auch mit den größeren Weingütern, die dann teilweise ihren Bedarf auch am Trauben- oder Fassweinmarkt decken, weil sie selbst nicht genug Erntemenge hatten", erklärt Ansgar Schmitz.
Kellereien seien in solchen Situationen eher flexibel: Wenn die vorhandenen Moselweine für die Regale nicht reichen, können sie sie durch ausländische Erzeugnisse ersetzen. "Doch auch andere Länder wie Frankreich, Italien und Spanien haben 2012 weniger geerntet", sagt Ehses. Aus dem schon kleineren Angebot an Fasswein steht dann noch weniger für die Kellereien zur Verfügung. Das verschärft die Situation zusätzlich.
Laut IHK haben Qualitätsweine der Mosel bereits starke Rückgänge in Ländern wie Großbritannien, Russland, USA und China zu verzeichnen. Im Vergleich zum dritten Quartal 2011 haben sie um 16 Prozent auf 27 Millionen Liter (Vorjahr: 32 Millionen Liter) im Exportvolumen verloren. In anderen Staaten bleibt jedoch der Moselwein in der Exportstatistik ganz vorne, zum Beispiel "in Norwegen, inzwischen einer der wichtigsten Exportmärkte mit hohem Durchschnittspreis", sagt Schmitz.
Auf den wichtigen Weinmärkten der Welt sind auch Weine der Winzergenossenschaft Moselland eG vertreten. Doch für Kirchhoff gibt es keinen Grund zur Panik: "Die Weinernte ist quantitativ geringer ausgefallen als im letzten Jahr, jedoch ist die Versorgungslage gesichert", sagt er. Die Qualität des neuen 2012er Jahrganges sei vielversprechend, "das wird dazu beitragen, international das positive Image von Moselwein weiter zu stärken", sagt Kirchhoff.
Die Zukunft liegt in den Händen der Konsumenten: "Wir müssen abwarten, wie der Kunde auf die höheren Preise im Einzelhandel reagiert", sagt Ehses.Extra

"Weingüter und Weinkellereien unterscheiden sich in ihrer Bewertung der Geschäftslage", sagt Albrecht Ehses. Nach den Ergebnissen der Konjunkturumfrage bewerten die Weingüter an der Mosel die Situation entspannt. "Der Durchschnittspreis für Moselweine im Direktbezug ist in den letzten Jahren moderat gestiegen", sagt Ansgar Schmitz, "also zwischen zwei und fünf Prozent". Trotz Preissteigerungen haben die direktvermarktenden Weingüter von einer positiven Marktentwicklung berichtet. Die Weine aus der Ernte 2011 sind noch im Angebot, die 2012er Weine werden bei den meisten Weingütern erst ab dem Frühjahr in den Verkauf kommen. "Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass bei sehr kleinen Ernten manche Weine relativ früh ausverkauft sind", sagt Schmitz, "bei einigen Weingütern werden also voraussichtlich schon vor der Ernte 2013 Weine des Jahrgangs 2012 vergriffen sein." bc

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