Klimaneutrale Brötchen aus der Eifel
Daleiden · Aller guten Dinge sind vier: Nachdem Winfried Schmitz mit seinem Betrieb bereits dreimal nominiert, 2011 gar im Finale war, hat er in diesem Jahr den Großen Preis des Mittelstands erhalten. Der Bäckermeister aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm wurde damit auch für sein Umweltengagement ausgezeichnet.
Daleiden. "Es ist schön, dass unsere Mühen bundesweit honoriert worden sind", sagt Winfried Schmitz. Der Bäckermeister sitzt am Schreibtisch in seinem Büro in Daleiden im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die Computer surren. Schmitz\' Blick fällt auf eine etwa 40 Zentimeter hohe Statuette: der Große Preis des Mittelstandes, den Schmitz im vierten Anlauf erhalten hat (siehe Extra). "Da haben wir vier Jahre dran gearbeitet. Im Moment habe ich keine weiteren Ziele", sagt Schmitz zufrieden. Wir, das sind neben Winfried Schmitz seine Frau Monika, seine Tochter Bianca und deren Mann Manuel, die den Familienbetrieb am Laufen halten. Genug zu tun, gebe es auch jenseits aller Wettbewerbe: "Bei uns wird es nicht langweilig. Backen ist ein Geschäft, das sich täglich verändert."Gründung 1896
Schmitz muss es wissen. Schließlich ist der 63-Jährige seit fast 50 Jahren im Geschäft. 1964 begann er seine Lehre, 1967 schloss er die Gesellenprüfung ab. 1970 wurde er Bäckermeister und übernahm den Familienbetrieb in Daleiden. Sein Vater war ein Jahr zuvor gestorben.
Zur Bäckerei, die Schmitz\' Großvater 1896 gegründet hatte, gehörte da schon ein kleines Lebensmittelgeschäft. Unter Winfried Schmitz wuchs das Familienunternehmen weiter. Zwischen 1994 und 2009 kamen Filialen in Prüm, Bleialf und Waxweiler dazu, Backstationen, Ladengeschäfte und Tankstellen in der Region werden beliefert. Für Schmitz arbeiten heute 120 Mitarbeiter, darunter zehn Auszubildende. Im Jahr verarbeitet die Bäckerei mittlerweile circa 450 Tonnen Mehl, wovon unter anderem zwischen 3,5 und 4 Millionen Brötchen produziert werden.
Neben seinem Engagement in der Ausbildung und in sozialen Projekten war für die Verleihung des Mittelstandspreises auch Schmitz\' Einsatz für die Umwelt ausschlaggebend. 2009 hat der Bäckermeister den ersten energieautarken und CO-neutralen Supermarkt in Deutschland errichtet, dann nach und nach den Backbetrieb und die anderen Märkte umgerüstet.
Konkret sieht das so aus: Schmitz Märkte sind vollständig wärmegedämmt, haben Luftschleusen an den Eingängen und nutzen die Abwärme aus der Bäckerei und aus den Kühlanlagen. Konventionelle Heizung fällt dadurch weg. Während in herkömmlichen Verbrauchermärkten die Kühlregale meist offen sind, haben bei Schmitz alle Regale Türen. Durch Reflektorleuchten mit Dreifachspiegelung und den Einsatz von Tageslicht werden bei der Beleuchtung zwei Drittel der normalerweise benötigten Energie eingespart. Auf den Dächern kommt Photovoltaik zum Einsatz. Alleine im Markt in Bleialf spare das 150 000 Euro pro Jahr an Strom und Heizöl ein.
Ideen, die Schmitz schon länger hatte. "Früher sind wir im Sommer in der Backstube wegen der Hitze ja förmlich kaputt gegangen", erinnert er sich. Er habe sich deshalb bereits in den 1960ern die Frage gestellt, wie man die Hitze aus dem Sommer in den Winter retten könne. Doch die Technik ließ auf sich warten. Erst vier Jahrzehnte später konnte es losgehen. Heute wird die Wärme unter der Erde gespeichert.
Positiver Nebeneffekt der eingesparten Energiekosten sei "der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur", der Schmitz nach eigener Aussage am Herzen liegt. So seien etwa beim Neubau in Bleialf als Ausgleichsfläche für den Lebensmittelmarkt 20 000 Quadratmeter Wald und 1000 Quadratmeter Biotop und Regenwasser-Rückhaltebecken angelegt worden. "Wenn jeder auch mal anfängt, etwas für die Umwelt zu tun anstatt nur zu reden, dann können wir die Lage vielleicht noch in den Griff kriegen", ist sich Schmitz sicher.Extra
Der Wettbewerb "Großer Preis des Mittelstandes" wird seit 1994 jährlich von der Oskar-Patzelt-Stiftung mit Sitz in Leipzig bundesweit ausgeschrieben. Der Preis wird in zwölf Wettbewerbsregionen verliehen. Je Region gibt es drei Preisträger und fünf Finalisten. Die Nominierungen erfolgen nur durch Dritte. Die Teilnahme ist für Firmen kostenlos. Nominierte Unternehmen sollten mindestens zehn Arbeitsplätze und einen Umsatz von wenigstens einer Million Euro haben. Sie sollten zudem mindestens drei Jahre stabil am Markt sein sowie frei von kommunaler und staatlicher Beteiligung. Die Unternehmen können in jeder gesetzlichen Rechtsform auftreten. Ausgeschlossen sind jedoch gemeinnützige GmbH und Vereine. Die Bäckerei Schmitz und die E-aktiv Märkte Schmitz sind von der Handwerkskammer Trier, der Bäckerinnung Westeifel, dem EHV Einzelhandelsverband Region Trier, der Stadt Bitburg, dem Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks, der IHK Trier und der Verbandsgemeinde Arzfeld nominiert worden. In der Region Rheinland-Pfalz/Saarland haben neben der Firma Schmitz aus Daleiden die Akotherm GmbH aus Bendorf (Landkreis Mayen-Koblenz), die Aluminium-Profilsysteme für Fenster, Türen und Fassaden herstellt, sowie die Remy & Geiser GmbH aus Anhausen (Landkreis Neuwied) gewonnen, die Verpackungen, Dosier- und Verschlusssysteme für die Pharmazie anbietet. Im Finale standen die DFH Deutsche Fertighaus Holding AG aus Simmern (Rhein-Hunsrück-Kreis), das IT-Unternehmen Fasihi GmbH aus Ludwigshafen, die Hotel Lellmann Ludwig GmbH in Löf (Landkreis Mayen-Koblenz), die TIM Products GmbH in Andernach (Landkreis Mayen-Koblenz), die Geräte für die Beatmung und Anästhesie entwickelt, sowie das Weingut Ernst Bretz aus Bechtolsheim (Landkreis Alzey-Worms). fas Weitere Informationen: www.mittelstandspreis.com