Wirtschaft Kommt bald kein Schnitzel mehr aus Rheinland-Pfalz?

Koblenz/Trier · Es ist der Versuch, die heimische Landwirtschaft vor einer dramatischen Entwicklung zu retten. Der Bauern- und Winzerverband Rhein-land-Nassau fordert eindringlich Hilfe von Politik und Verbrauchern.

 Preisverfall durch die Afrikanische Schweinepest. Für viele Schweinemastbetriebe geht es derzeit um die Existenz.

Preisverfall durch die Afrikanische Schweinepest. Für viele Schweinemastbetriebe geht es derzeit um die Existenz.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Resolutionen haben meist  das Problem, dass sie die Ohnmacht der Handelnden widerspiegeln. Als moralische Stütze für Betroffene, als Statement für eine Sache oder als Anklage gegen eine Fehlentwicklung. Der Bauernverband Rheinland-Nassau hat aber die Hoffnung, dass ihre Resolution nicht in der Wirkungslosigkeit des „Gut das wir darüber geredet haben“ verschwindet. Der stellvertretende Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Manfred Zelder: „Was wir heute erleben ist nicht mehr existenzbedrohend, sondern existenzvernichtend!“

Das Präsidium und die Kreisvorsitzenden des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau haben deshalb eine Resolution für die Schweinehalter als Hilferuf an die Politik verabschiedet. Die Betriebe benötigten akut Unterstützung.

Einerseits seien die Erzeugerpreise aufgrund von Corona und wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen in Brandenburg zusammengebrochen, andererseits stiegen die Kosten der Schweinehaltung auflagenbedingt permanent an. Zelder moniert: „Beides zusammen ruiniert unsere Schweinehaltung vor Ort. Anfang des Jahres hatten wir in Rheinland-Pfalz noch 8000 Zuchtsauen, bis zum Jahreswechsel wird es kaum noch welche geben. Das ist eine Katastrophe, ein Zusammenbruch der Strukturen.“

Ähnlich desaströs sehe es bei der Schweinemast aus. „Bereits heute haben wir in Rheinland-Pfalz nur noch einen Selbstversorgungsgrad an Schweinefleisch von etwa  sechs Prozent“, klagt der Verband und Zelder erklärt weiter: „Ohne staatliche Hilfe wird die regionale Produktion im Schweinebereich völlig zerstört.“

Schnelle Hilfe sei notwendig, so der Verband. So fordert  der Bauernverband einen Erlass der Gebühren für die Beseitigung von Schlachtabfällen und Tierkörpern sowie die Streichung der Fleischbeschaugebühren.

Und, was die Fleischvermarktung angehe, müsse man in Deutschland sich die Nachbarn zum Vorbild nehmen. Manfred Zelder: „Es muss endlich auch die Regionalisierung der Fleischvermarktung nach Asien her. Es ist unmöglich, dass unsere Schweinehalter für das ASP-Seuchengeschehen in Brandenburg leiden müssen. Frankreich hat die Regionalisierung ermöglicht. Wieso gibt es hier für Deutschland keine Erfolge?“ Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat bei den Schweinehaltern in der Region schon gravierende Folgen. In Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Schweinehalter von 1990 bis 2019 (letzte statistische Erhebung) von 13 299 auf etwa 200 gesunken. Im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Betriebe in der Region Trier ähnlich prägnant zurück auf knapp 100. Rasant gefallen ist in diesem Zeitraum auch die Zahl der Tiere. 1990 waren es noch fast 510 000 Schweine, 2019 waren es keine 150 000 Tiere mehr. Rund 98 Prozent der Betriebe im Land haben in diesem Zeitraum die Schweinehaltung aufgegeben.

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