Kommt Seuche zurück?

Über 6000 Tiere sind in den vergangenen Monaten in Rheinland-Pfalz an der Blauzungenkrankheit gestorben. Noch ist in Deutschland kein Impfstoff gegen die für Menschen ungefährliche Tierseuche zugelassen.

Trier. (wie) Ginge es nach den Rinder- und Schafhaltern, könnte es noch lange kalt bleiben. Steigt nämlich die Temperatur, steigt auch wieder die Gefahr, dass sich die Blauzungenkrankheit ausbreitet. Die Stechmücken, die den Erreger verbreiten, fliegen nur, wenn es wärmer wird. Im vergangenen Jahr breitete sich die für den Menschen ungefährliche Tierseuche rasend schnell aus, seit Juli brach die Blauzungenkrankheit in 2821 Betrieben in Rheinland-Pfalz aus. In der Region sind 1339 Viehhalter betroffen - 932 Rinderhalter, 396 Schafzüchter und elf Ziegenhalter. Die meisten Fälle gibt es mit 648 im Eifelkreis Bitburg-Prüm, gefolgt vom Vulkaneifelkreis (278), Bernkastel-Wittlich (224), Trier-Saarburg (178) und Trier (11). Die Krankheit führt dazu, dass vor allem Schafe qualvoll verenden und Fehlgeburten erleiden, bei Kühen geht die Milchleistung deutlich zurück. Betroffenen Landwirten zahlt die Tierseuchenkasse Rheinland-Pfalz Beihilfen. Fast 2000 Anträge von Tierhaltern aus dem ganzen Land wurden seit Herbst vergangenen Jahres gestellt und rund 1,8 Millionen Euro gezahlt. Für 6200 Tiere wurden Entschädigungen gezahlt, allerdings liegt nach Auskunft der Landwirtschaftskammer die Zahl der an Blauzungenkrankheit verendeten Tiere im Land wohl noch höher, weil einige der Anträge nicht die notwendigen Kriterien erfüllten oder nicht alle betroffenen Viehzüchter Beihilfe beantragten. Seit Anfang des Jahres wird keine Entschädigung mehr gezahlt. Aufgrund der niedrigeren Temperaturen ist die Ausbreitung des Erregers gestoppt. Zumindest vorerst. Denn die nächste Epidemie ist nur eine Frage der Zeit. Noch ist in Deutschland im Gegensatz etwa zu den Niederlanden kein Impfstoff gegen die Tierseuche zugelassen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium rechnet damit, dass bis Mai ein Impfstoff vorliegt, der dann allerdings erst nach Zulassung eingesetzt werden kann. Der Bauernverband und der Dauner FDP-Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen kritisieren die zögerliche Impfstoffbestellung. Dadurch sei die Tierhaltung existenziell bedroht, sagt Geisen. Bei der Tierseuchenkasse rechnet man damit, dass "in wenigen Monaten" die Blauzungenimfpung starten wird. Die Kasse kündigt an, sich "im großen Stil" an den Impfkosten zu beteiligen.

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