Kopf nicht in Sand stecken

Die Situation in der Landwirtschaft ist schwierig. Milchbauern, Getreidebauern und Schweinezüchter beklagen einen Preisverfall ihrer Produkte. In diesem Umfeld blickt der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau auf sein 60-jähriges Bestehen.

Trier/Koblenz. (hw) Die Landwirtschaft kommt in diesen Tagen nicht aus den Schlagzeilen. Selbst beim Jubiläumsfest des Verbandes anlässlich des 60-jährigen Bestehens standen die Zukunftsfragen der Landwirte im Mittelpunkt. Mit Bauernpräsident Leo Blum aus Niederbettingen im Vulkaneifelkreis sprach TV-Redakteur Heribert Waschbüsch.

Herr Blum, in den vergangenen 60 Jahren hatte die Landwirtschaft schon einige Herausforderungen zu bestehen…

Leo Blum: Unser Verband wurde am 19. November 1948 gegründet. Damals war es die Aufgabe der Landwirte, die Menschen mit genügend Nahrungsmitteln zu versorgen, später kam die Aufhebung der Zwangswirtschaft auf uns zu und die weitere Aufbauarbeit. In den 70er Jahren hatten wir andere Probleme: Es gab die Überschussproduktion mit den Butterbergen, der Übergang in die EWG und die EU mit dem europäischen Markt. Die Agrarreform von 1992, Flächenstillegungen oder die gemeinsame Agrarpolitik seit 2003 - das waren alles Herkules-Aufgaben, bei denen der Bauernverband seine Mitglieder begleitet hat.

Dabei ist das Verhältnis der Bauern und Winzer zu ihrem Verband nicht immer ganz einfach - oder sehen Sie das anders?

Blum: Wir müssen ja auch die unterschiedlichsten Interessen all unserer Mitglieder vertreten. Da gibt es auch innerhalb der Bauern oft unterschiedliche Ansichten. Aber wir sind eben genauso für die Milchbauern wie für die Schweinezüchter oder die Getreidebauern da.

Vor allem aber die Milchbauern sind derzeit mit ihrer Lage gar nicht zufrieden und es gibt auch Kritik am Bauernverband…

Blum: Wir müssen uns als Landwirte auf einen liberalen Markt einstellen. Das gilt für alle Bereiche. Und da nützt es wenig, wenn man auf klare politische Vorgaben nur mit Streiks und Aktionen reagiert. Es ist wichtig, dass man in einer solchen Situation nicht einfach den Kopf in den Sand steckt. Gerade die Betriebe in unserer Region haben sich in der Vergangenheit behauptet. Nun muss man auch seine Chancen auf dem europäischen und auch dem Weltmarkt suchen. Aber wir brauchen hier auch ganz klar Hilfe. Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu setzen, die zur Stärkung der bäuerlichen Familie, zur Stabilisierung der Wirtschaftskraft in den ländlichen Räumen und zur Erhaltung der Kulturlandschaft notwendig sind.

Wie sehen Sie die Rolle der beiden rheinland-pfälzischen Molkereien?

Blum: Die Milchunion-Hocheifel (Pronsfeld/Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Hochwald-Molkerei (Thalfang/Kreis Bernkastel-Wittlich) haben in der Vergangenheit Hervorragendes geleistet. Doch sie müssen sich immer wieder von Neuem der Herausforderung stellen. Deshalb wird es wichtig, Kooperationen auszuloten sowie Synergien und Vernetzungen zu suchen.

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