Kunden überweisen immer später

Die Handwerkskammer Trier (HWK) schlägt Alarm: Die schlechte Zahlungsmoral der Kunden bedroht die Existenz von Handwerksbetrieben in der Region. Rund 30 Millionen Euro verlieren die rund 7000 Handwerker jährlich, weil Kunden gar nicht zahlen, sagt die HWK.

Trier. Eine Rechnung flattert ins Haus und landet zunächst einmal in der Ablage. Erst wenn Wochen später eine Mahnung eingeht, zahlen viele Kunden. Nach Ansicht der Handwerkskammer Trier kommt dieser Fall immer häufiger vor. "Die Betriebe beklagen sich über die zunehmend schlechtere Zahlungsmoral", sagt Matthias Schwalbach von der Handwerkskammer Trier. Gegenüber unserer Zeitung haben mehrere Unternehmer dies bestätigt. Mit Namen wollen sie allerdings nicht genannt werden. "Oft werden Rechnungen gekürzt, im schlimmsten Fall gar nicht bezahlt. Meistens redet sich der Kunde dann mit Mängeln raus", klagt ein Metallbauer. Ein anderer Handwerker beklagt sich über die Rechtslage in Luxemburg. "Wer dort seinem Geld nachjagen muss, hat es schwer", meint ein Schreiner. Insgesamt sei aber die Zahlungsmoral der Luxemburger ähnlich gut oder schlecht wie die der Deutschen. Bei einer bundesweiten Umfrage hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform das Zahlungsverhalten der Kunden im Handwerk abgefragt. Demnach bewerten 51,4 Prozent die Zahlungsmoral noch mit befriedigend oder ausreichend, 7,3 Prozent (2009 = sechs Prozent) bewerten das Verhalten aber mit mangelhaft.

Nach Einschätzung der Wirtschaftsexperten sind die Kapitalrücklagen, die solche Forderungsverluste abfedern könnten, ein weiteres Problem der kleinen und mittleren Handwerksunternehmen. Demnach ist jeder dritte Betrieb mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent zu schwach aufgestellt. "Kommen Forderungsverluste und eine dünne Eigenkapitaldecke zusammen, erhöht sich das Risiko für eine Unternehmensinsolvenz", sagt Guido Joswig von der Creditreform in Trier.

Zudem nehmen nach Ansicht der HWK auch die kompletten Zahlungsausfälle zu. "Wenn gewerbliche oder private Kunden überschuldet sind und die Rechnung nicht zahlen können, trägt der Betrieb das Risiko", sagt Schwalbach. Nach eine Studie melden drei Viertel des KFZ-Handwerks, dass sie Verluste wegen Kundeninsolvenzen tragen mussten. Extra Als Tipps gegen schlechte Zahlungsmoral empfehlen Experten: Es ist wichtig, dass Betriebe ihre Rechnung schnell nach Fertigstellung eines Auftrages verschicken. Firmen sollten Kunden ansprechen, ob mit der Ausführung alles in Ordnung ist, und ob sie zufrieden sind. Mögliche Mängel sollten schnell behoben werden. Wird eine Rechnung nicht innerhalb der Frist bezahlt, sollte eine Mahnung ergehen. Firmen sollten ihr Forderungsmanagement optimieren. Dazu gehört etwa die regelmäßige Überwachung der Zahlungseingänge.

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