Kur mit Nebenwirkungen

TRIER/BERLIN. "Einen Mautstart so reibungslos wie möglich" versprachen Minister Stolpe und das Betreiberkonsortiun Toll Collect. Allerdings lief die Einführung keineswegs glatt ab - auch in der Region Trier.

Die Vorbereitungs-Maschinerie läuft seit Monaten. Selbstverständlich liefere, so die Maut-Betreiberfirma Toll Collect, das Internet reichlich Informationsmaterial. Selbstverständlich seien die Mitarbeiter der Mautstationen geschult worden. Carlo Monville von der Mautstation am Autobahngrenzübergang Sauertal kann das allerdings nicht bestätigen. Seine Mitarbeiter seien nicht ausreichend informiert worden. Und er sehe es auch nicht als die Angelegenheit der Mautstation an, den Fernfahrern die Funktion der Erfassungsterminals zu erläutern. Auch mancher Spediteur hat seine eigenen Erfahrungen. Mit den Erfassungsgeräten in den Fahrzeugen, die im Fachjargon "On Board Units" (Obu) heißen, habe es erhebliche Probleme gegeben, sagt etwa Roman Görgen von der Speditionsfirma Elsen. Zwar funktionierten die Apparate, der Service sei aber schlecht. Bis Mitte 2004 habe Toll Collect keine Auskunft gegeben. Und auch danach habe das Call-Center des Konsortiums nicht gerade durch Kompetenz geglänzt. Elsen schätzt seine Kosten für die Maut bei 100 LKW auf rund 2,5 Millionen Euro. Das werde an die Kunden weitergegeben. Widerstand in der Kundschaft gebe es nicht. Auch das Bundesamt für Güterverkehr stellt in seiner Marktbeobachtung vom November fest, "dass die meisten Auftraggeber bereit sind, die Kosten der Maut zu übernehmen". Es gibt auch noch andere Methoden, dem Kostendruck zu entkommen. Wenn die Autobahn teurer wird, könnte der Lastwagenverkhr auf die parallel laufende Landstraße ausweichen und damit auch für zusätzliche Staus sorgen. Die Polizei richtet sich jedenfalls auf die verstärkte Benutzung der Landstraßen ein, kann und will diese Angelegenheit aber nicht reglementieren und mahnt ohnehin zu Gelassenheit. Allzu viele neue Aufgaben kommen auf sie mit der Maut nicht zu. Die Kontrollen macht das Bundesamt für Güterverkehr (BAG), das eigens blauweiß gestrichene Fahrzeuge dafür in Dienst gestellt hat. Freilich ist die Kontrolleurdichte mit nur einer Person auf 142 Autobahnkilometern gering. Minister Stolpe warnt denn auch schon vor dem neuen Delikt der "Mautprellerei". Das werde man unnachsichtig verfolgen, "so streng wie möglich". Offenbar hat das Mautsystem einige Lücken. Wer kein Erfassungsgerät im LKW mitführt, muss sich beim nächsten Maut-Terminal hinten anstellen. Der ADAC hat vorsorglich eine Karte herausgegeben, die Stau gefährdeten Punkte verzeichnet - in der Region Trier ist das allerdings nur der Grenzübergang Luxemburg an der Sauertalbrücke. Manche Experten sagen voraus, dass viele Fahrer ohne Obu die Staus vor den Terminals liegen lassen und den deutschen Asphalt mautfrei befahren. Ob ihn die BAG-Kontrolleure dann erwischen, ist keineswegs sicher.

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