Landesbank bald Bank des Landes?

MAINZ. Die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) sucht heftig nach Verbündeten, um auch nach dem Wegfall staatlicher Garantien im Jahr 2005 am Markt zu bestehen. Ein Wiedereinstieg des Landes ist nicht ausgeschlossen, weil ein Abstufen in der Bewertung der vergleichsweise kleinen Bank verhindert und der Standort Mainz gesichert werden soll.

"Es ist Druck im Kessel", weiß ein Bankenexperte, wenn es um die Zukunft der LRP und ihrer 2000 Mitarbeiter geht. Mitte des Jahres wollen internationale Rating-Agenturen die Landesbanken, die zum Sparkassen-Finanzsystem gehören, so bewerten, als ob die staatlichen Garantien bereits abgeschafft seien. Dies hat die EU aus Wettbewerbsgründen für kommendes Jahr vorgegeben. Dabei droht der Bank trotz guter Geschäftslage ein Abrutschen von der A- in die B-Kategorie, wenn sich in ihren Strukturen nichts ändert. Eine Folge: Sie käme angesichts schlechterer Bewertung (Rating) auch selbst nicht mehr so günstig an Geld. Eine schleichende Auszehrung wird befürchten.Agenturen bieten bessere Bewertung an

Gäbe es noch eine Landesbeteiligung wie bei allen anderen Landesbanken, sähe die Bewertung besser aus, signalisieren die Agenturen unverhohlen. Doch Rheinland-Pfalz hat 1992 seinen 50-Prozent-Anteil für umgerechnet 383 Millionen Euro an die Westdeutsche Landesbank in Düsseldorf (WestLB, 37,5 Prozent Anteil) und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW, 12,5 Prozent Anteil) verkauft und damit unter anderem die landeseigene Investitions- und Strukturbank aufgebaut. Die restlichen 50 Prozent verblieben beim Sparkassen- und Giroverband Rheinland-Pfalz. Kein Geheimnis ist, dass die von Milliardenverlusten arg gebeutelte WestLB inzwischen ihren Anteil an der LRP gerne wieder versilbern würde. Hans-Otto Streuber, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes und LRP-Verwaltungsratschef, gibt sich wortkarg, wenn es um die Zukunft der Landesbank geht. Gespräche und Verhandlungen laufen nach seinen Angaben mit verschiedenen Partnern. Doch darüber, in welche Richtung es gehen könnte, und ob das Land mit im Spiel ist, hält er sich bedeckt. "Wenn irgend möglich" will Streuber Signale geben, noch bevor die Rating-Agenturen ihre Bewertung treffen. Die Zeit rennt den Verantwortlichen indes davon. Denkbar ist unter anderem eine mehrheitliche Übernahme durch die Stuttgarter Landesbank, die bereits Anteile besitzt und auf beste Bewertungen verweisen kann. Allerdings müsste bei der personell ohnehin überbesetzten LBBW um den Bank-Standort Mainz gebangt werden, an dem 1600 Mitarbeiter beschäftigt sind. Nachdem Fusionspläne mit dem Sparkassen-Spitzeninstitut Deka-Bank am Einspruch anderer Landesbanken scheiterten, sind aber auch ein Zusammengehen mit der Hessischen Landesbank oder eine rein rheinland-pfälzische Lösung durch eine enge Verzahnung mit den Sparkassen im Gespräch. Vor allem im letzten Fall wäre ein erneuter Einstieg des Landes unvermeidlich, um eine positive Bewertung zu gewährleisten. Je mehr sich die Landesbank auf Rheinland-Pfalz bezieht, um so wichtiger ist eine Einbindung des Landes, wissen Insider. Dabei steht vor allem die nachhaltige Sicherung des Standorts und der Kreditversorgung des Mittelstands im Vordergrund. Auch wenn Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) offenbar wenig Neigung zu einem Wiedereinstieg des Landes verspürt, gilt in Mainz als sicher, dass sich die Landesregierung im Zweifelsfalle einer internen Lösung nicht verschließt. Da die klamme Landeskasse keine Gelder hergibt, um sich mit einem merklichen Anteil einzukaufen, bliebe nur der Weg, Wohnungsbauvermögen, also die Ansprüche des Landes auf Darlehensrückzahlung, einzubringen. Noch gibt man sich in Regierungskreisen gelassen: Erst müssen die Bank-Eigentümer entscheiden, in welche Richtung die Reise der LRP geht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort