Lebensqualität ohne Barrieren

Trier · Stufen vor dem Hauseingang, Lichtschalter in Standardhöhe und Türöffnungen, an denen man aneckt: Hindernisse im Haus gibt es viele. Die Ökomesse an diesem Wochenende widmet sich dem Thema "Barrierefreiheit" mit einem gesonderten Schwerpunkt.

Trier. Als Dirk Schmitz 1998 durch einen Unfall querschnittsgelähmt wurde, wurde das Thema "Barrierefreies Wohnen" von einem Tag auf den anderen Realität für ihn. Auch wenn es zwei Jahre lang dauerte, bis er nach einer Umschulung vom Werkzeugmechaniker zum technischen Zeichner und dem Umbau seiner Räume wieder zu Hause wohnte, so musste er doch sämtliche Hürden im Heim beseitigen lassen. "Barrierefreies Wohnen heißt für mich, so weit wie möglich allein klarzukommen", sagt der 35-jährige Spieler bei den Rollstuhlbasketballern von den Trierer "Immovesta Dolphins".
Rampen sind das A und O



Die werden am kommenden Wochenende zur Öko-Messe in den Trierer Moselauen zeigen, dass Barrierefreiheit ein Thema ist, mit dem jeder früher oder später konfrontiert werden kann (siehe Extra 1).
Im Alltag fallen dem Sportler mit der Trikot-Nummer sieben und dem Lebensmotto "Nie aufgeben und das Leben genießen" vor allem fehlende Rampen vor Gebäuden auf, speziell auf dem Land. Der Eifeler aus Immerath (Vulkaneifelkreis) weiß, wovon er spricht: "Rampen sind das A und O. Denn man muss erst mal irgendwo reinkommen können", sagt er. Und: "Wichtig sind die richtigen Kontakte und Leute, die einem weiterhelfen", sagt Schmitz.
Beratung finden viele über soziale Dienste vor allem im pflegerischen Bereich. Die "Landesberatungsstelle Barrierefreies Bauen und Wohnen" mit Büros in Daun und Trier berät über bauliche Veränderungen. "Der Bedarf ist da, aber meistens melden sich die Leute erst dann, wenn die Situation akut ist und es brennt", sagt die Architektin Ingrid Breuer von der Dauner Landesberatungsstelle. Es zu wenig vorgesorgt, obwohl die Probleme bekannt seien. Und so bleiben die Sanierung von Bädern und die Begleichung von Höhenunterschieden am Hauseingang die häufigsten Umbaubereiche.
Einer, der sich handwerklich mit Barrierefreiheit auseinandergesetzt hat, ist Hermann Becker aus Mülheim (Kreis Bernkastel-Wittlich). Als gelernte "Fachkraft für barrierefreies Bauen und Wohnen" liegt ihm die "Lebensqualität ohne Barrieren" am Herzen. Und zwar für alle Altersstufen und Lebensformen. "Eine junge Mutter mit einem Kind an der Hand muss mit dem Wäschekorb genauso gut durch die Tür kommen können wie ein Rollstuhlfahrer", sagt der Chef eines 24-Mann-Allround-Betriebes.
Bereits vor zehn Jahren hat sich Becker mit Barrierefreiheit im Wohnungsbau beschäftigt und festgestellt: "Der Schwerpunkt der Arbeit liegt beim Renovieren und Sanieren im Bestand. Wir haben viele Familien mit Schlaganfallpatienten als Kunden. Da muss zu Hause was verändert werden", sagt der Inhaber eines Fachbetriebes für seniorengerechtes Bauen. So habe sich in seinem Betrieb die Nachfrage nach barrierefreien Angeboten seit den Anfangsjahren mehr als verdoppelt.
Wichtig sei aber vor allem Sensibilität im Umgang mit Kunden und Partnerbetrieben. "Überall heißt es, ältere Menschen seien sehr zahlungskräftig. Viele aus der Baubranche stürzen sich auf diese Klientel", bemängelt der Handwerker. Wichtig sei ihm die umfassende Beratung. Das koste zwar Zeit und Energie. Die Philosophie sei es jedoch, den Kunden an die Hand zu nehmen: "Zufriedene Kunden rufen immer wieder an", ist sich Becker sicher.
Extra

Wer fördert was? Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet mit dem Programm "Altersgerecht Umbauen - Kredit" ein zinsverbilligtes Darlehen bis maximal 50 000 Euro für Wege, Stellplätze, Türen und Fenster sowie Sanitärräume. Infos und Anträge gibt es bei Banken und Sparkassen. Die Investitions- und Strukturbank (ISB) Rheinland-Pfalz gibt einen Investitionszuschuss zu einem Anbau, in dem ein Aufzug untergebracht werden soll. Der Zuschuss beträgt 25 Prozent bei Kosten bis maximal 10 000 Euro. Anträge sind vor Baubeginn bei der Stadt- oder Kreisverwaltung zu stellen. Außerdem gewährt die ISB ein verbilligtes Darlehen über die Hausbank. Hier geht es etwa um Lifte oder elektrische Fensterheber, die das Wohnen im Alter unterstützen sowie Beratungs- und Planungskosten. Die Kosten dürfen bis 460 Euro je Quadratmeter Wohnfläche betragen. sasExtra

Barrierefreiheit auf der Öko: Ein Besuch ohne Hürden wird während der Messe "Öko 2012" großgeschrieben. Ein eigener "Barrierefrei-Guide" verschafft den Besuchern einen Überblick, welche Aussteller Produkte, Dienstleistungen oder Beratung zum Thema anbieten. Auch zu Fördermöglichkeiten gibt es Infos. Einzelberatungen bietet das Umweltzentrum der Handwerkskammer Trier am Samstag, 24. März, zwischen 15 und 18 Uhr an. Vorträge zum Thema, etwa von der Landesberatungsstelle für Barrierefreies Bauen und Wohnen, gibt es am Sonntag um 10.30 und 11.30 Uhr. Die "Immovesta Dolphins" demonstrieren ihr Können am Messesonntag zwischen 14 und 16 Uhr. Die Öko 2012 ist am Wochenende (24. und 25. März) im Messepark Trier. Die Messe ist jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Infos unter www.oeko-trier.de. sas

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