Leer gegen voll

TRIER. (wie) Neues von der Dosen-Pfand-Front: Einige Tankstellen und Kioske werben mit dem Slogan "Pfand ohne Pfand". Kunden, die eine leere Dose mitbringen und eine volle kaufen, brauchen kein Pfand zu zahlen. Umweltschützer gehen dagegen auf die Barrikaden.

Die Verwirrung um das Pfand auf Einwegverpackungen wird immer größer. Während die meisten Einzelhändler sich an die Verpackungsordnung halten und nur bei ihnen gekaufte Dosen auch zurücknehmen, versuchen einige Tankstellen und Kioske, diese so genannte Insellösung zu unterlaufen. Sie werben mit "Pfand ohne Pfand - Bring' eine leere Dose für eine volle": Kauft ein Kunde an einem Kiosk ein Einweg-Getränk, kann er seine leere Dose dort abgeben und braucht für die neue kein Pfand zu zahlen. Das Pfand erhält er allerdings nur dort zurück, wo er es bezahlt hat. Hinter dieser umstrittenen Aktion steht der Handelskonzern Lekkerland-Tobaccoland. Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben 70 000 Geschäfte wie Tankstellen, Kioske, Bäckereien und Kantinen mit Getränken, Süßwaren oder Zigaretten versorgt, glaubt, dass es sich auf jeden Fall gesetzeskonform verhält. Sowohl Kunden als auch die Geschäftsleute hielten sich schließlich an die Pfandpflicht, beteuert Unternehmenssprecherin Inga Koenen. Der Einzelhändler berechne zwar Pfand auf die neu gekauften, pfandpflichtigen Dosen, PET- und Glasflaschen, könne denselben Betrag jedoch durch die Rücknahme des entsprechenden Leergutes wieder gut schreiben. Unter dem Strich habe der Verbraucher kein Pfand gezahlt, aber die alte Einweg-Verpackung wieder an die Verkaufsstelle zurück gebracht, wo sie im Sinne der Verpackungsverordnung entsorgt werde. "Viele Verbraucher gehen fälschlicherweise davon aus, dass sie ihre pfandpflichtigen Einweg-Getränkeverpackung nur dort zurückgeben können, wo sie sie gekauft haben", so Koenen. Dabei könne jeder Verbraucher sein Pfand beim Kauf von neuen Einweg-Getränken direkt durch mitgebrachtes Leergut eintauschen.Umweltschützer vermuten Rechtswidrigkeit

"Das ist eindeutig rechtswidrig", urteilt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die Verpackungsordnung werde damit unterlaufen. "Das Pfandsystem wird auf den Kopf gestellt", so Jürgen Resch, DUH-Geschäftsführer. Lekkerland übe einen Kaufzwang aus und verschaffe sich einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil gegenüber Geschäften, die ordnungsgemäß ein Pflichtpfand von 25 oder 50 Cent erheben. Außerdem bestehe die Gefahr, dass ausländische Dosen und Einwegflaschen, auf die kein Pfand bezahlt wurde, in den Geschäften in Grenznähe eingetauscht würden. "Wir wollen den Verkauf von Einweg-Getränken stabilisieren", gibt Lekkerland-Sprecherin Koenen unumwunden zu. Die von dem Unternehmen belieferten Kunden hätten seit Einführung des Dosenpfandes Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent.

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