Lehren lernen an der Universität Trier

Weiterbildung und lebenslanges Lernen: Diese Begriffe haben Konjunktur in deutschen Unternehmen. Man investiert angesichts steigenden Fachkräftemangels in die "Ressource Mitarbeiter". Allerdings fehlt oft die pädagogische Kompetenz. Das will ein Projekt der Uni Trier ändern.

Trier. (DiL) Weiterbildung ist gefragt. Coaching- und Schulungsmaßnahmen gehören in vielen Betrieben längst zum Alltag, Arbeitnehmer qualifizieren sich auf eigene Initiative weiter, Volkshochschulen und berufsbegleitende Bildungseinrichtungen florieren - wer auf Dauer mithalten will, weiß, dass das Lernen nicht mit dem letzten Schul- oder Studientag endet.

Spätestens seit den skeptischen Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung wird mehr und mehr um kompetente Mitarbeiter geworben. Auch wenn sie schon älter sind oder aus familiären Gründen eine Auszeit nehmen. Voraussetzung: Sie bleiben "up to date", was die Entwicklungen im Job angeht.

Aber da tut sich eine Lücke auf. Denn oft sind in der Weiterbildung Menschen tätig, die zwar inhaltlich "vom Fach" sind, aber nie gelernt haben, wie man anderen sinnvoll etwas beibringt. "Irgendwie glaubt man, das könnte jeder von selbst", wundert sich Pädagogik-Professorin Rita Meyer von der Uni Trier. Sie sieht Defizite bei den "Personalern", in der Aus- und Weiterbildung der Betriebe, aber auch bei freiberuflichen Dozenten, Trainern, Moderatoren in Weiterbildungseinrichtungen.

Dem will die Wissenschaftlerin, die die Abteilung für berufliche und betriebliche Weiterbildung im Fachbereich Pädagogik der Uni Trier leitet, mit einem neuen Projekt entgegenwirken. "Zertifikatsprogramm Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen" heißt das in der bürokratischen Hochschulsprache, aber was gemeint ist, ist eigentlich ganz einfach: Neun samstägliche Veranstaltungen in drei Themenreihen finden innerhalb des Wintersemesters von Oktober bis Januar statt.

Sie beschäftigen sich mit den Themenbereichen "Lernen mit neuen Medien", "Organisation des Lehrens und Lernens" sowie "Lernen im Prozess der Arbeit". Als Dozenten treten hochkarätige Wissenschaftler und Praktiker an. Und das Zielpublikum umfasst auch Menschen ohne Hochschulreife - Berufserfahrung vorausgesetzt.

Es geht nicht nur um eine Seminarreihe: Erfolgreichen Absolventen winkt ein anerkanntes Abschluss-Zertifikat. Auch die Kammern ziehen mit, berücksichtigen die Zusatz-Qualifikation bei ihren Abschlüssen. Die Teilnahme wird durch den "Quali-Scheck" des Landes Rheinland-Pfalz gefördert. Ehemalige Studierende können auch Restguthaben auf ihrem Studienkonto nutzen. Natürlich können auch Unternehmen ihren Mitarbeitern die Qualifikationsmaßnahme finanzieren.

Denn gratis ist der berufsbegleitende Studiengang leider nicht zu haben. "Wir sind auf Drittmittel-Finanzierung angewiesen", sagt Professorin Meyer. Und das heißt auch: Teilnehmergebühren. Für die Startphase hat die Nikolaus-Koch-Stiftung eine Finanzspritze zugesagt, "sonst wäre das alles gar nicht zustandegekommen". Eine enge Kooperation besteht mit der Bitburger Braugruppe, die in Sachen Weiterbildung ohnehin als Aushängeschild der Region gilt.

In Mainz hat man die innovativen Ansätze der Trierer Pädagogen längst im Blick. So erhielt ein "Theorie-trifft-Praxis-Programm", das Bachelor-Studenten der Pädagogik mit betrieblichen Aus- und Weiterbildnern über einen längeren Zeitraum zu einem "Tandem" koppelt, kürzlich den Exzellenz-Preis des Landes Rheinland-Pfalz. Die Idee: Die Studenten teilen ihr theoretisches Wissen in Workshops an der Uni mit den Praktikern. Und die Praktiker betreuen die Studenten hinterher gezielt in den Betrieben.

Infos: 0651/201-3399. Kontakt: bepaed@uni-trier.de

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