Lehrstelle mit Übernahmegarantie

Trier · Viele Betriebe in der Region suchen händeringend nach Azubis. Dabei kommen die Chefs ihren potenziellen Lehrlingen oftmals entgegen, was die Anforderungen angeht. Und die Beispiele aus der Region zeigen auch: Im Notfall gibt die Arbeitsagentur Hilfestellung.

Trier. Anke Meuren aus Mülheim an der Mosel (Kreis Bernkastel-Wittlich) haben zwar in diesem Jahr einige Bewerbungen erreicht. "Das waren aber eher schwache Schüler", sagt die Chefin des Dachdeckerbetriebes Schach & Luxemburger mit seinen 15 Beschäftigten.
Dabei müssen die Kandidaten für die luftige Außenarbeit mit Dachdeckerbeil, Schieferschere und Hammer nicht mal schulische "Überflieger" sein. Die Ansprüche scheinen für einen Schulabgänger - im Gegenteil - durchaus erreichbar zu sein. "Ein Hauptschulabschluss mit einem Dreier-Durchschnitt und guten Noten in Mathe und Physik wären optimal", sagt Meuren. Und eines macht sie gleich deutlich: "Wenn das mit uns passt, können die jungen Leute bei uns bleiben. Wir ziehen uns damit den eigenen Nachwuchs." Eine Lehrstelle quasi mit Übernahmegarantie. Etwas, wonach sich junge Leute die Finger lecken müssten. Meint man. Doch wie dem Handwerksbetrieb von der Mosel geht es inzwischen vielen Arbeitgebern. Sie finden keinen Nachwuchs.
So auch die Metallbau und Umform GmbH Metatec aus Laufeld in der Eifel (Kreis Bernkastel-Wittlich). Schon im vergangenen Jahr konnte eine gewerbliche Lehrstelle nicht besetzt werden. "Nun wollen wir zwei Stellen ausschreiben, um wenigstens eine davon besetzt zu bekommen", sagt Geschäftsführerin Jeanette Feit. "Im kaufmännischen Bereich, etwa bei den Industriekaufleuten, werden wir jedes Jahr mit Bewerbungen überhäuft, für den Beruf des Konstruktionsmechanikers kommt kaum noch etwas Brauchbares bei uns an." Da sei natürlich der wenig zentrale Standort zu nennen. Andererseits sei der Metall-Beruf des Konstruktionsmechanikers bei Metatec, wo Kantprofile für den Hallenbau und die Photovoltaik von 25 Beschäftigten produziert werden, mit hohen Anforderungen vorbunden.
Gute Kandidaten mit Realschulabschluss und zumindest einer Drei in Mathematik seien Mangelware. Feit hat sich bei der Lehrlingssuche auch auf neues Terrain vorgewagt, hat Kandidaten mit Lernschwächen getestet. "Wir sehen inzwischen davon ab, beide Kandidaten haben ihre Ausbildung schon im ersten Lehrjahr abgebrochen. Das schadet beiden Seiten", sagt sie.
Dass auch ungewöhnliche und scheinbar aussichtslose Fälle durchaus Erfolg haben können, zeigt das Beispiel des jungen Kevin. Er hat eine Förderschule besucht, seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gering. Aber Kevin ist kreativ und arbeitswillig. Er macht ein Praktikum bei einem Frisör. Der möchte Kevin gern einstellen, doch seine Lernschwäche ist ein Hindernis. Die Arbeitsagentur gibt ausbildungsbegleitend einen Zuschuss und finanziert die Nachhilfe.
"Hier können wir die Wirtschaftsbetriebe unterstützen und den Abbruch von Ausbildungsverhältnissen verhindern", sagt Triers Agentur-Chef Wolfram Leibe. Nun bekommt der Frisör doch seinen neuen Azubi - und Kevin eine echte Chance.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort