Lieber noch den Rahm abschöpfen
TRIER. Die Schere zwischen Baugenehmigungen und Baufertigstellungen hat sich geöffnet. Experten sehen darin vor allem eine Folge der Diskussion um die Streichung der Eigenheimzulage, weil viele Bauherren noch vor Jahresfrist einen Antrag zu den alten, günstigeren Konditionen gestellt haben.
Noch deutlicher wie die Zahlen der LBS Immobilien GmbH, des nach eigenen Angaben größten rheinland-pfälzischen Wohnimmobilienvermittlers, aus dem vergangenen Jahr zeigen, könnten die Voraussetzungen für steigende Immobilienpreise kaum sein. Zwar sind beispielsweise in der Stadt Trier rund 79 Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt worden. Doch es wurden dagegen 58 Prozent weniger Wohnungen 2003 fertiggestellt. Gleiches gilt für den Kreis Trier-Saarburg, auch wenn die Unterschiede nicht ganz so krass auffallen.Angebot wird knapper
Dort wurden immerhin 38 Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt, während gut sieben Prozent weniger Wohnungen fertiggestellt wurden. All diese Werte wurden erstmals erreicht und liegen über dem Durchschnitt im Vergleich zu den kreisfreien Städten und Kreisen in Rheinland-Pfalz. Was auf den ersten Blick nicht weiter problematisch erscheint, könnte schon bald weit reichende Folgen haben. "So sind bei höherer Nachfrage von Neubauten in den nächsten Jahren bei gleichzeitig sinkenden Fertigstellungszahlen Preiserhöhungen nicht auszuschließen", sagt Werner von Swietochowski, Bankprokurist und Pressesprecher der LBS Rheinland-Pfalz. Heißt: Weil im Land in den kommenden Jahren die Zahl der Haushalte steigt und die Bevölkerung wächst, zugleich aber weniger Wohnungen fertig werden, verknappt sich das Angebot auf dem Immobilienmarkt. Die Folge: Die Preise steigen. Noch sind im Schnitt die Durchschnittspreise für neue und gebrauchte Einfamilienhäuser sowie für gebrauchte Eigentumswohnungen fast unverändert. Für neue Wohnungen in guten und sehr guten Lagen musste aber schon im vergangenen Jahr mehr gezahlt werden, hat die LBS errechnet. Ursache dafür sind laut von Swietochowski Vorzieh-Effekte aus der Diskussion um die Streichung der Eigenheimzulage. Viele Hausbauer haben zum Ende des Jahres 2003 noch einen Bauantrag gestellt, um die günstigeren Konditionen zu ergattern. "Nun muss man warten, ob und wann diese Anträge auch alle bauwirksam werden", sagt der Bausparkassen-Sprecher. Ein Bauantrag ist zwei Jahre gültig. Wird in dieser Zeit nicht mit dem Bau begonnen, verfällt das Recht. Eine Immobilie wird schließlich erst mit in die Statistik einbezogen, wenn der Bau fertig ist.