Luxemburger arbeiten lang, verdienen viel

Trier/Luxemburg · Die Wirtschaft in Luxemburg braucht ihre Pendler. Fast die Hälfte der rund 340 000 Beschäftigten kommt aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Warum? Das zeigt der Vergleich auf die Löhne in der Region.

Trier/Luxemburg. In der Großregion Saar-Lor-Lux ist der Arbeitsmarkt durchmischt wie in keiner anderen Region in Europa. Das liegt vor allem an der großen Anziehungskraft des Großherzogtums. Der kleine EU-Staat ist in der Großregion der wirtschaftliche Schrittmacher. Von den etwa 340 000 Beschäftigten pendeln fast 150 000 Lothringer, Saarländer, Belgier und Rheinland-Pfälzer täglich zum Arbeiten. 2030 soll die Zahl sogar auf 250 000 Pendler steigen, so die Experten. Das luxemburgische Statistische Amt (Statec) hat nun im Hinblick darauf die Arbeitszeiten, -kosten und Lohnnebenkosten verglichen. Das Ergebnis ist zum Teil überraschend.
Nur in Deutschland ist die Arbeitskraft billiger als in Luxemburg, hat das Statec ermittelt. Während der Stundenlohn nämlich in Deutschland im Schnitt bei 28,90 Euro pro Stunde liegt, sind es in Luxemburg 31,30 Euro, in Frankreich 31,50 Euro, in Belgien aber schon 33 Euro.
Doch die luxemburgischen Arbeitsmarktforscher wollten es genauer wissen und haben Luxemburg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Lothringen und das Elsass sowie die Wallonie genauer unter die Lupe genommen.
Lediglich 25,30 Euro werden im Großherzogtum in der Indus trie als Stundenlohn ausgezahlt, fast 33 Euro sind es in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, gut 34 Euro in der Wallonie.
Besonders die produzierende und verarbeitende Industrie sowie der Bausektor sind in Luxemburg für Arbeitgeber günstiger.
Ganz anders sieht es allerdings in der Region bei den Dienstleistungen aus. Hierzu zählen auch die Finanzdienstleistungen bei Banken, Beratungsfirmen und Versicherungen. Luxemburg führt hier die Tabelle mit fast 34 Euro durchschnittlichem Stundenlohn an, die beiden deutschen Bundesländer liegen wie Frankreich in dieser Branche bei gut 25 Euro, Belgien bei etwa 28 Euro.
Bei den jährlichen Arbeitsstunden hat Luxemburg gegenüber seinen Nachbarn weit die Nase vorn. "Fast 1800 Stunden arbeitet ein luxemburgischer Arbeitnehmer im Jahr im Durchschnitt", schreibt das Statec, und damit arbeitet er deutlich länger als sein rheinland-pfälzischer Kollege (1650), der Franzose (1583) oder der Belgier (1541).
Vor allem aber kann das benachbarte Luxemburg bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichzeitig damit punkten, dass die Lohnnebenkosten viel billiger sind. Im Jahr 2010 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland auf 100 Euro Bruttolohn und -gehalt 28 Euro Lohnnebenkosten. In Luxemburg sind es gerade einmal 16 Euro. Auf 100 Euro Lohn wurden in Schweden (51 Euro) und Frankreich (49 Euro) die höchsten und in Malta (zehn Euro) die niedrigsten Lohnnebenkosten gezahlt. Hauptbestandteil der Lohnnebenkosten sind vor allem die gesetzlichen Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen sowie Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung.
Ein Mindestlohn wird überall in der Region gezahlt, lediglich Deutschland bildet hier die Ausnahme. In Luxemburg liegt die Mindestvergütung für Beschäftigte am höchsten. 10,16 Euro gibt es im Großherzogtum, weltweit liegt da nur Australien mit 10,40 Euro pro Arbeitsstunde darüber. Das ist ein Monatsbruttolohn von rund 1725 Euro. In Frankreich liegt der Mindestlohn bei genau neun Euro, 8,58 Euro gibt es in Belgien. Doch bei allen Durchschnittswerten gibt es in jedem Land bereits bei den unterschiedlichen Branchen sehr große Unterschiede. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden liegen hier weitaus größere Differenzen vor als jenseits der Landesgrenzen in der Großregion.
Die Branche mit den höchsten Arbeitskosten in Deutschland ist die Energieversorgung (44,50 Euro), gefolgt von den Banken und Versicherungen (43,70 Euro). Die niedrigsten Arbeitskosten hatten Arbeitgeber im Gastgewerbe mit 14,30 Euro.

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