Luxemburger Baufirmen in der Krise

Luxemburg · Entwarnung nicht in Sicht: Auch wenn die Firmenpleiten im Großherzogtum im ersten Halbjahr leicht zurückgegangen sind, so bleiben sie auf Rekordniveau. Vor allem der Luxemburger Bausektor steckt in der Krise.

Luxemburg. Ende 2012 herrschte bereits trübe Stimmung in der Luxemburger Unternehmenslandschaft. Denn erstmals wurde die kritische Marke von mehr als 1000 Konkursen in einem Jahr geknackt. Ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft des Ländchens tief in der Krise steckt. Und auch in diesem Jahr ist noch kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.
Spektakuläre Konkurse


Zwar sind die Unternehmensinsolvenzen laut der Wirtschaftsauskunftei Creiditreform in Luxemburg im ersten Halbjahr des Jahres um acht Prozent auf nunmehr 522 gesunken. Doch spricht dies für "keine wesentliche Erholung", wie Herbert Eberhard, Chef von Creditreform Luxemburg, analysiert. "Man kann noch nicht von einer Entwarnung sprechen. Die Entwicklung im zweiten Halbjahr wird mit Interesse zu beobachten sein", sagt er. Eberhard rechnet damit, dass auch in diesem Jahr die 1000er Krisenmarke erreicht werden wird.
Vor allem im Luxemburger Bausektor herrscht Flaute. Nicht nur, dass der Staat Projekte abgesagt oder verschoben hat, auch private Investitionen stecken in der Zahlungsklemme. Und so gab es in der Baubranche eine Steigerung der Unternehmensinsolvenzen um 48 Prozent. Betroffen davon sind laut Creditreform vor allem kleinere und mittlere Betriebe. Demgegenüber sind die Pleiten in der von Konkursen am häufigsten betroffenen Dienstleistungsbranche um rund 20 Prozent im Halbjahresvergleich zurückgegangen. "Erfreulich ist auch, dass offenbar die Konkursanfälligkeit älterer Unternehmen mit einem Betriebsalter von mehr als fünf Jahren zurückgeht". sagt Creditreform-Luxemburg-Chef Eberhard.
Das größte vom Konkurs betroffene Unternehmen ist die Mira-Rio in Niederkerschen, ein Binnenschifffahrtsunternehmen, das hauptsächlich Tanktransporte unternimmt. Es hatte zuletzt einen Umsatz von 59 Millionen Euro und 110 Mitarbeiter. Weitere rund 100 Mitarbeiter waren von der Insolvenz der Zeitarbeitsfirma Agence Luxembourgeoise d\'Interim et de Services aux Entreprises und dem Reiseveranstalter Travel Ad Mix (beide Luxemburg-Stadt) betroffen. Besonders aufsehenerregend war die Pleite der Beteiligungsgesellschaft Mars Propco 40 (Munsbach) mit einem Umsatz von 27,5 Millionen Euro. Denn mit dem Konkurs der Holding wurden gleichzeitig 13 weitere Gesellschaften zahlungsunfähig.
Hinter Mars Propco steckt das Unternehmen Eurocast Investment Limited und das wiederum gehört zum US-amerikanischen Fortress-Konzern. Interessant dabei: Die Fortressgesellschaft war der erste an der New Yorker Börse gehandelte hochspekulative Hedgefonds.

Extra

Im ersten Quartal 2013 ist die Luxemburger Wirtschaft nach den ersten Schätzungen der Statistikbehörde Statec um genau ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen. Betrachtet man jedoch das vorherige Quartal, also das vierte in 2012, mit einem 1,6-Prozent-Wachstum, so ist die Wirtschaftsleistung nochmals um ein Drittel eingebrochen. Wichtig für die Region Trier mit ihren vielen in Luxemburg tätigen Handwerksbetrieben: Der Bausektor sank nach drei positiven Quartalen wieder um 1,1 Prozent. Eine Entwicklung, die sich auch in den Konkurszahlen Luxemburgs niederschlägt. Dort gibt es - ähnlich wie in der Region Trier - etwa 30 000 Firmen. Eine weitere wichtige Kennziffer für die Einzelhändler in der Region Trier: Die Konsumausgaben der Luxemburger sind im ersten Quartal 2013 um ein Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken. sas

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