Luxemburger retten Venedig

TRIER. Italien hat beim luxemburgischen Stahlhersteller Arcelor tonnenweise Stahlträger bestellt, um Venedig vor dem Versinken zu bewahren. Der Transfer wird über den Trierer Hafen abgewickelt.

"Qualität und Preis waren ausschlaggebend für die Italiener," sagt Roswitha Schmitt, Geschäftsführerin des Trierer Containerterminals, dem TV . Bei diesem Auswahlverfahren machte das luxemburgische Arcelor das Rennen und ist jetzt Lieferant für rund 15 000 Tonnen Stahlträger. Diese werden für ein milliardenschweres Bauprojekt in Venedig benötigt. Denn die Zukunft der Lagunenstadt sieht düster aus. Die Gefahr kommt mit den Fluten der Adria. Sobald bei einem ungünstigen Luftdruck ein starker Wind aus Süden weht, werden die Mittelmeerwogen bis zum Überlaufen in die Lagune gedrückt. Und das passiert immer häufiger. Allein in den letzten hundert Jahren stieg der Wasserpegel um 23 Zentimeter. Für die Touristen ist das eine Attraktion, doch die Einheimischen und die Struktur der Stadt leiden immer mehr unter den unberechenbaren Fluten. Um weitere Zerstörungen durch das Hochwasser zu verhindern, zogen die Italiener im Frühjahr die Notbremse und starteten ein aufwendiges Bauprojekt mit dem Namen "Mose". Hierbei handelt es sich um ein komplexes technisches Vorhaben. Drei große ins Meer montierte bewegliche Tore sollen die Inselstadt vor den Fluten abschirmen. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi legte am 13. Mai den Grundstein zu diesem Projekt. In acht Jahren sollen die drei Zufahrten zur Lagune verschließbar sein und das Hochwasserproblem der italienischen Stadt endgültig der Vergangenheit angehören. Der Schutz Venedigs ist den Italienern ein Vermögen wert. Rund 2,3 Milliarden Euro kostet der Bau. Weitere neun Millionen Euro jährlich wird der Betrieb der Dämme verschlingen, denn 100 Angestellte werden sich ständig um die Wartung der sensiblen Geräte kümmern müssen. Der für das Vorhaben nötige Stahl wird in den nächsten Wochen in Italien eintreffen. Mit Binnenschiffen wird die Ladung zunächst von Trier nach Rotterdam transportiert. Dort wird der Stahl auf große Küstenmotorschiffe umgeladen und innerhalb von zwölf bis 14 Tagen nach Venedig gebracht. Hier lädt man sie in dem Seehafen Chioggia auf kleine Schiffe um und bringt sie zur Baustelle. 2200 Tonnen Stahlträger wurden so bereits letzte Woche verschifft. "Nun folgen noch vier weitere Schiffe mit jeweils 3000 Tonnen Stahl," sagt Roswitha Schmitt. Bevor diese auf die weite Reise gehen, werden sie in dem luxemburgischen Hafen zwischengelagert. Mit der Reise in Luxemburg und Trier beginnt somit die sichere Zukunft der Lagunenstadt Venedig.

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