Marketing-Vortrag: Produkte fürs beste Alter

Rasche Haushaltskonsolidierung und Steigerung der Erwerbstätigkeit von älteren Arbeitnehmern und Frauen müssen sein, soll eine wirtschaftliche Talfahrt in Deutschland abgewendet werden, erläuterte der Mainzer Volkswirtschaftsprofessor Ashok Kaul vor dem Marketing-Club Trier-Luxemburg.

 Der Volkswirtschaftsprofessor Ashok Kaul sprach auf Einladung des Marketing-Clubs Trier-Luxemburg über die Herausforderungen und Chancen der alternden Gesellschaft. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Der Volkswirtschaftsprofessor Ashok Kaul sprach auf Einladung des Marketing-Clubs Trier-Luxemburg über die Herausforderungen und Chancen der alternden Gesellschaft. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier. Das Marketing nennt sie "Best Ager", "Silver Surfer" oder "Golden-Ager". Gemeint sind die Konsumenten mit einem Lebensalter ab 50 Jahren. Nach Aussage des Statistischen Bundesamtes gehören heute 40 Prozent der Deutschen zu dieser Gruppe, Tendenz steigend. Aufgrund dieser demografischen Entwicklung wird diese Zielgruppe immer interessanter für Werbetreibende und Unternehmen.Auf Einladung des Marketing-Clubs Trier-Luxemburg sprach Ashok Kaul, Professor für Volkswirtschaft an der Universität Mainz, in der Residenz am Zuckerberg über die Herausforderungen und Chancen der alternden Gesellschaft.Trotz der problematischen demografischen Entwicklung hält der Autor der Studie "Wirtschaftsmotor Alter" (in Auftrag gegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) eine positive wirtschaftliche Entwicklung für realistisch. Voraussetzung seien nach der "gelungenen Reform" der Rentenversicherung weitere einschneidende Reformen, die die den demografischen Wandel mit drastischen Konsequenzen für Beschäftigung und Wachstum begleiten müssten. Zu den dringend nötigen Anpassungen gehöre die Steigerung der Erwerbstätigkeit der über 50-Jährigen und der Frauen sowie eine rasche Haushaltskonsolidierung. Ansonsten werde das Bruttoinlandsprodukt schrumpfen, warnt Kaul.Die wirtschaftliche Bedeutung der über 65-Jährigen erwachse in Zukunft daraus, dass sie die Erben der heute sparsamen und reichen Alten seien, aber eine andere Mentalität besäßen: Statt zu sparen seien sie eher bereit, ihr Geld auch auszugeben. Am meisten werden sie in Gesundheitsleistungen (plus 40 Prozent bis 2035) und Reisen investieren (plus 13 Prozent), prognostiziert die Studie. Aber Kaul warnt: Bei einem drastischen Rückgang in den Gütergruppen Verkehr, Bekleidung, Nahrungsmittel und Getränke kämen zwischen 2020 und 2035 problematische Jahre für das Bruttoinlandsprodukt auf die deutsche Wirtschaft zu. Sollte eine Erhöhung der Steuerlast auf 60 bis 70 Prozent abgewendet werden, müssten jetzt Überschüsse erwirtschaftet werden, um sie nach Eintritt des demografischen Wandels zur Versorgung der Älteren einzusetzen.Die Chance der deutschen Wirtschaft sieht Kaul darin, die Präferenzen der älteren Menschen aufzudecken und daraus neue innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Bis andere Länder von den gleichen demografischen Problemen eingeholt würden, könnten die Deutschen ihre Innovationen zu einem Exportschlager reifen lassen. EXTRA: Die Bevölkerung in Deutschland wird älter, und die Einwohnerzahl nimmt ab. Die Prognose der Vereinten Nationen spricht bis zum Jahr 2050 von einem Rückgang von gegenwärtig 82 Millionen auf 72 Millionen Menschen. Dann stünden 44 Rentner einem einzigen Beschäftigten gegenüber. Setzt sich die Bevölkerungsentwicklung wie bisher fort, dann werden fast 45 Prozent der deutschen Bevölkerung im Jahr 2050 der Generation 55 plus angehören.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort