Massenentlassung verhindert

Durchbruch: Beim Gerolsteiner Brunnen werden 135 Stellen gestrichen, dank Altersteilzeit, internen Versetzungen und der Streichung unbesetzter Stellen wird es aber "nur" 25 betriebsbedingte Kündigungen geben. Befürchtet worden war der Abbau von über 300 Stellen.

 Glück im Unglück: Die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen beim Gerolsteiner Brunnen wurde auf 25 reduziert. Foto: TV-Archiv

Glück im Unglück: Die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen beim Gerolsteiner Brunnen wurde auf 25 reduziert. Foto: TV-Archiv

Gerolstein. Rund vier Monate nach der Ankündigung, 20 Millionen Euro bis 2012 einzusparen und bis zu 80 betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen (der TV berichtete), haben sich Geschäftsführung und Betriebsrat des Gerolsteiner Brunnens nach "intensiven, konstruktiven und fairen Gesprächen", so der übereinstimmende Tenor, auf ein Eckpunktepapier für die Neuausrichtung des ins Wanken geratenen Mineralbrunnens geeinigt. Es sieht vor, dass 135 Planstellen abgebaut werden, darunter rund 25 betriebsbedingte Kündigungen.

"Ganz ohne ging es nicht", sagte Betriebsratsvorsitzender Werner Jung. Dennoch bezeichnet er das Ergebnis als "Erfolg". Er zählt auf: "Anfangs war geplant, 138 Planstellen zu streichen, weitere 183 Planstellen standen durch das eingeleitete Outsourcing von Abteilungen auf der Kippe, alle übertariflichen Leistungen sollten gestrichen werden." Nun wurde vereinbart:

Einsparung von 20 Millionen Euro, davon gut ein Drittel Personalkosten (7,6 Millionen Euro), zwei Drittel Sachkosten (12,4 Millionen Euro).

Übertarifliche Leistungen: Sie sollen um 20 Prozent gekürzt werden - und zwar quer durch alle Abteilungen und Gehaltsgefüge. Ein Arbeiter hat so monatlich rund 60 Euro weniger, ein Abteilungsleiter entsprechend mehr.

Jobs: Anstatt bis zu 80 wird es 25 betriebsbedingte Entlassungen geben. 24 ohnehin unbesetzte Planstellen werden gestrichen.

Ausgliederung: 13 Abteilungen (183 Planstellen) waren betroffen, 176 Jobs sind laut Betriebsrat bereits gerettet, da nachgewiesen wurde, dass die Arbeit mit eigenen Leuten zum gleichen Preis erledigt wird.

Änderungskündigungen: 20 bis 30 Jobs werden durch Umversetzungen zur wieder eingegliederten Palettenreparatur und Leergutsortierung gerettet. Das Gehaltsgefälle wird durch die Abfindung an sie monatlich abgefedert.

Altersteilzeit: Rund 60 Mitarbeiter ab 58 Jahren kommen infrage, das Interesse sei "sehr groß". Wer diese Option zieht, erhält 87 Prozent seines letzten Bruttolohns.

Arbeitszeit: Sie wird flexibler, dennoch ist laut Jung gewährleistet, dass die Mitarbeiter auch zu den Stoßzeiten ihre Familien noch sehen.

Der Brunnen hat aktuell 750 Beschäftigte. 2008 setzte er mit 6,5 Millionen Hektolitern im Vergleich zum Vorjahr 4 Prozent weniger ab. Der Umsatz sank um 2,5 Prozent auf 197 Millionen Euro.

Meinung

Viele Jobs gerettet

Die 25 Entlassungen in der strukturschwachen Eifel sind hart, hinter ihnen verbirgt sich das Schicksal von gut 70 Menschen, darunter Familien mit Kindern. Und dennoch ist der Abschluss ein den Umständen entsprechend gutes Ergebnis. Denn es hätte auch 500 Menschen treffen können. Dass es soweit nicht gekommen ist, ist der Vernunft und Kompromissbereitschaft beider Seiten zu verdanken, rasch zu einem Ergebnis kommen zu wollen. Vor allem aber hat der Betriebsrat gute Arbeit geleistet, indem er beharrlich seine Mitsprache eingefordert, wenn nötig Druck erzeugt, mit konstruktiven Ideen aufgewartet und überzeugt hat. Jetzt wird es aber höchste Zeit, dass sich alle wieder auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren: Gutes Mineralwasser herzustellen und mehr als in der jüngsten Vergangenheit davon zu verkaufen. Vor allem der neue Chef Axel Dahm ist in der Pflicht, es besser zu machen als sein Vorgänger. Eine ganze Region blickt auf ihn. m.huebner@volksfreund.de

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