Megaprojekt für die Energieregion entsteht

Trier · Die Stadtwerke Trier planen in der Region ein neues Kraftwerk: Bis zu 400 Millionen Euro könnte das Projekt kosten. Das Pumpspeicherkraftwerk - ähnlich dem in Vianden - könnte Wind- und Sonnenenergie aus der Region speichern, wenn diese nicht gebraucht wird und sie bei Bedarf wieder ins Netz speisen.

"Erneuerbare Energien produzieren Strom nicht zeitgleich so, wie Verbraucher ihn benötigen", erklärt der Chef der Stadtwerke Trier, Olaf Hornfeck. Für die SWT ergibt sich daraus die Notwendigkeit, einen Speicher für regenerative Energien aus der Region zu planen. "Erstens erhalten wir die Wertschöpfung damit in der Region, und zweitens vermeiden wir Energieverluste durch lange Transportstrecken."

Die vorgeschlagene Lösung für das Problem hat gigantische Ausmaße. Zwei Staubecken von 20 bis 30 Hektar Fläche sollen in Longen und Ensch gebaut werden. Insgesamt sechs Millionen Kubikmeter Wasser können dort gespeichert werden. Der Höhenunterschied zwischen dem Oberbecken bei Longen und dem Unterbecken bei Ensch beträgt rund 200 Meter. Mit dem Wassertausch zwischen Ober- und Unterbecken werden Turbinen angetrieben, die eine Leistung von insgesamt 300 Megawatt erzeugen. Damit wäre das Pumpspeicherkraftwerk in der Lage, den Strombedarf für rund 500 000 Menschen zu gewährleisten. Nach Angaben von SWT-Bereichsleiter Rudolf Schöller liegt der Verbrauch in der Stadt Trier und den Landkreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich sowie dem Eifelkreis zwischen 200 und 500 Megawatt.

Vorplanungen laufen an



Günther Schartz, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, sieht in diesem Projekt einen wichtigen Baustein, das regionale Energiekonzept umzusetzen: "Erneuerbare Energien werden in der Region bereits intensiv genutzt. Doch erst mit der geplanten Speicheranlage haben wir einen Lösungsansatz, wie wir diese Energie in der Region ständig nutzbar machen." Berthold Biwer, Verbandsbürgermeister von Schweich sieht hier ebenfalls einen Vorteil: "In der VG Schweich wird jährlich doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, wie die Bewohner verbrauchen."

Wie geht es weiter?



Zunächst laufen die Vorplanungen an: Ist der Boden für das Projekt geeignet? Welche Pflanzen/Tiere leben dort? Mit diesen Fragen sind laut SWT externe Ingenieurbüros beauftragt. "Wir sind zuversichtlich, dass dies schnell geklärt wird", sagt Schöller. Auch VG-Bürgermeister Biwer ist zuversichtig: "Das Gelände wird nicht intensiv genutzt."

Wie sieht der Zeitplan aus?



SWT-Projektleiter Schöller rechnet damit, dass eine mögliche Baugenehmigung Ende 2012 vorliegen könnte. Mindestens weitere drei bis fünf Jahre würde es dann dauern, bis das Kraftwerk tatsächlich Strom speichern und produzieren kann. "Aber dazu müsste alles laufen wie am Schnürchen", sagt Schöller.

Welche Baubelästigung droht?



Die Verantwortlichen sind optimistisch, dass die Großbaustelle wenig Stress verursacht. Der Baustellenverkehr könnte vorwiegend über die Autobahn direkt zur Baustelle geführt werden. Weil der Strom ins regionale Netz geht, sind die notwendigen Stromleitungen zum Anschluss des Kraftwerks vorhanden.Wie wird das Projekt finanziert?



SWT-Chef Olaf Hornfeck sagt deutlich: Das können die Stadtwerke nicht alleine stemmen. Deshalb werden nun - vor allem regionale - Partner gesucht. Dies könnten die Stadt Trier sein, die Landkreise, Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden. Doch auch private Investoren aus der Region sollen zum Zuge kommen.

"Wir müssen uns darüber noch Gedanken machen, aber prinzipiell können wir uns vorstellen sogar die Bürger zu beteiligen", sagt Hornfeck.

EXTRA



Sogenannte Pumpspeicherkraftwerke dienen dazu, Energie zu speichern, die produziert wird, wenn nur wenig Stom benötigt wird. Dabei wird beispielsweise nachts Wasser in einen Stausee gepumpt. Dieses Wasser wird dann in Spitzenzeiten am Tag, wenn viel Strom verbraucht wird, wieder über ein möglichst starkes Gefälle abgelassen. Dabei werden Turbinen angetrieben, die Strom erzeugen. Die Speicherkapazität solcher Kraftwerke ist abhängig von der gespeicherten Wassermenge und dem nutzbaren Höhenunterschied. Die Energie, die fürs Hochpumpen benötigt wird, ist immer höher als der Energiegewinn. Moderne Anlagen erreichen einen Wirkungsgrad von 70 bis 85 Prozent. Die SWT gehen von einem Wirkungsgrad von mindestens 80 Prozent aus. Im Zusammenhang mit regenerativen Energien könnten Pumspeicherkraftwerke an Bedeutung gewinnen. Denn sie können etwa Wind- oder Sonnenenergie speichern, wenn sie erzeugt wird. hw

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