Regionale Wirtschaft Mehr gute Nachrichten
Trier · Premiere im Großen Haus: Zum 55. Neujahrsempfang hatte die Vereinigung Trierer Unternehmen (VTU) erstmals ins Theater Trier eingeladen.
Der VTU-Neujahrsempfang ist traditionell der erste Pulsmesser für das neue Wirtschaftsjahr. An dem Tag, an dem Union und SPD aus Berlin eine Einigung ihrer Sondierungsverhandlung meldeten (Freitag), gab es beim Neujahrsempfang viel zu besprechen. Mit einem der bekanntesten deutschen Journalisten, Ulrich Wickert, hatte die Vereinigung Trierer Unternehmen zudem einen Festredner gewonnen, der reichlich Diskussionsstoff bot. In seiner Betrachtung „Macht und Verantwortung der Medien“ forderte „Mister Tagesthemen“ die Journalisten auf, „mehr Mut zu guten Nachrichten“ zu zeigen.
Bei seiner Begrüßung hatte der VTU-Vorsitzende Frank Natus dafür eine Vorlage gegeben. „Für die deutsche Wirtschaft und die Unternehmen in Rheinland-Pfalz war 2017 ein sehr gutes Jahr.“ Auch für das laufende Jahr erwartet der VTU-Chef eine ähnliche Entwicklung mit einem Wachstum von gut zwei Prozent. Eine gute Konjunkturlage, volle Auftragsbücher, eine hohe Beschäftigungsquote bescherten dem Staat steigende Steuereinnahmen. Doch so ganz sorgen- und wunschfrei blickt Frank Natus dann doch nicht in die kommenden Monate.
An eine neue Bundesregierung hat er die Forderung „nach mutigen Reformen“ – der Ausbau der Digitalisierung, der Infrastruktur, des Wohnungsbaus würden drängen. Eine geordnete Flüchtlingspolitik und ein Einwanderungsgesetz für qualifizierte Bewerber, um die Fachkräftenot zu mildern, und die Verteidigung der EU müssten von einer möglichen Groko schnell umgesetzt werden. Nicht zuletzt sollten die steigenden Steuereinnahmen auch Bürger und Firmen entlasten. „Wir stehen im internationalen Vergleich und die USA, England und Frankreich haben es mit Steuererleichterungen vorgemacht.“ Für Natus klar: Der Soli muss weg!
Positiv war auch Staatssekretärin Daniela Schmitt eingestellt. Sie vertrat Ministerpräsidentin Malu Dreyer beim Empfang. Schmitt versprach der Wirtschaft bei den Herausforderungen Digitalisierung, Infrastruktur und Fachkräfte zu helfen und für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen.
Auch mit Festredner Ulrich Wickert war der VTU-Vorsitzende auf einer Linie. Wickert beklagte die in Deutschland übliche Skepsis gegenüber dem Unternehmertum. „80 bis 90 Prozent der deutschen Unternehmen sind Familienbetriebe mit hohem sozialen Engagement. Das vergessen viele bei der Bewertung.“ Doch anders als beispielsweise in den USA erführen diese Unternehmer wenig Wertschätzung. Die Rückendeckung freute Natus: „Man sollte Familienunternehmen mit mehr Begeisterung und weniger Neid betrachten.“
Mit Blick auf die Rolle des Journalismus sieht Wickert Deutschland in einer guten Situation. „Die Qualität ist im internationalen Vergleich sehr hoch.“ Doch es gelte bei der täglichen Arbeit vor allem die Glaubwürdigkeit an vorderste Stelle zu setzen, so Wickert. Ebenso wichtig sei bei jeder Meldung die Frage, welchen Nutzen sie für die Empfänger habe. Dagegen sei es schwierig, dass die Medien versuchten, immer schneller mit ihren Meldungen am Markt zu sein. Dabei häuften sich Fehler und Falschmeldungen. Angesichts der Vielfalt an Nachrichten über das Internet sei Medienunterricht wichtig: „Für Erwachsene, Kinder und Politik.“
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