Mehr Private gehen Pleite

TRIER. Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist rückläufig, die Verbraucherinsolvenzen klettern: Der bundesweite Trend zeigt sich auch in der Region Trier.

In Trier und Umgebung haben in den ersten sechs Monaten des Jahres die Verbraucherinsolvenzen kräftig angezogen: 173 Privatinsolvenzen sind im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum ein Plus von 14,57 Prozent. Die Zahl der Firmenpleiten ging indes von 126 auf 116 Insolvenzen zurück. Das entspricht einem Minus von 7,4 Prozent. Damit schwimmt die Region Trier auf einer ähnlichen Pleitewelle wie Deutschland. Bundesweit meldeten im ersten Halbjahr 18 700 Unternehmen Zahlungsunfähigkeit an, gut sechs Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Verbraucherinsolvenzen kletterten dagegen um mehr als 33 Prozent auf 29 200 Fälle. Guido Joswig von Creditreform in Trier sieht deutliche Parallelen zwischen Bund und Region. "Lediglich die überdurchschnittlich hohe Anzahl der betroffenen Arbeitsplätze ist in der Region Folge einiger spektakulärer Insolvenzen." Nach Aussage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter von 935 (1. Halbjahr 2004) auf 1350 im Vergleichzeitraum dieses Jahres angestiegen. Auch bei den Umsatzzahlen gab es einen Sprung von 134 Millionen Euro auf 275 Millionen Euro. Dies liegt laut Joswig jedoch an solchen Insolvenzen wie der der Heister-Gruppe mit über 300 Mitarbeitern in der Region oder Romika mit rund 100 Mitarbeitern. In beiden Fällen wurden aber die meisten Jobs in der Region erhalten. Die Insolvenz des Konzer Textilhersteller TWD-Kuag fällt indes nicht ins Gewicht der statistischen Zahlen, da die Insolvenz am Hauptfirmensitz in Deggendorf angemeldet wurde. Hier aber sind der Region rund 170 Arbeitsplätze verloren gegangen. Nach der Creditreform-Untersuchung waren die meisten Firmeninsolvenzverfahren im Bereich des Amtsgerichts Trier mit 53 eröffneten Verfahren oder Abweisungen mangels Masse zu verzeichnen (1. Halbjahr 2004: ebenfalls 53), gefolgt vom Amtsgericht Wittlich mit 36 (43) und Bitburg 20 (30). Der Anstieg bei den Privatinsolvenzen wird nach Ansicht von Guido Joswig auch noch weiter anhalten. "Die Firmeninsolvenzen der Vergangenheit schlagen nun auf die Privatinsolvenzen durch." Der Unternehmenspleite folgten häufig Arbeitslosigkeit der Mitarbeiter und dann schließlich auch die Privatinsolvenz. Zu den 173 Verbraucherinsolvenzen müsste man zudem "noch 23 Insolvenzverfahren so genannter ehemals Selbständiger hinzurechnen, die zwar zunächst vom gerichtlichen Aktenzeichen zu den Unternehmensinsolvenzen gehören, aber eher dem Bereich der Privatinsolvenzen oder sonstiger Insolvenzen zuzuordnen sind". Die Prognose der Wirtschaftsfachleute ist eindeutig: Einer Stagnation oder einem Rückgang bei den Firmeninsolvenzen wird zukünftig eine deutliche Steigerung bei Privatinsolvenzen gegenüber stehen.

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