Mehr Schutz für die Schweinswale

Berlin · In Teilen der Nord- und Ostsee will die Bundesregierung jetzt langjährigen Forderungen von Umweltschützern und auch der EU nach Beschränkungen der Fischerei nachkommen. Dabei geht es vor allem um den Schutz von Schweinswalen und Robben sowie seltenen Fischen wie der Finte.

Berlin. Das Bundesernährungsministerium bestätigte unserer Zeitung, dass es sich mit dem Umweltministerium "auf politischer Ebene" auf Grundsätze für die Nordseeschutzgebiete verständigt habe.
Demnach soll es in "Teilgebieten" des Sylter Außenriffs und des Borkumer Riffgrundes Beschränkungen für die Stellnetzfischerei sowie für das Fischen mit Schleppnetzen geben. In einigen Gebieten sollen auch totale Fangverbote gelten. Ein entsprechender Entwurf sei in Arbeit und solle demnächst vorgestellt werden, hieß es. Auch eine öffentliche Anhörung sei geplant.
Auf welche Teilgebiete der beiden Riffe sich die geplanten Beschränkungen genau beziehen und wie umfangreich sie sein werden, wurde noch nicht bekannt.
Meeressäuger tot als Beifang


In Stell- und Schleppnetzen werden viele Tümmler und Robben verletzt oder als ungewollter Beifang getötet, der Meeresboden mit seinen Kleinlebewesen wird aufgewühlt.
Die beiden 5000 und 600 Quadratkilometer großen Nordsee-Riffe (mit Steinen durchzogene Sandbänke) bei Sylt und vor Borkum liegen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands (AWZ). Das ist ein Streifen bis 200 Seemeilen von der Küste entfernt, der nur von deutschen Trawlern befischt werden darf. Riffe sind sehr artenreich, deswegen aber auch besonders lukrativ für die Fangflotten.
Die Fischereiverbände hatten Beschränkungen bisher stets abgelehnt.
Die EU wiederum hatte gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eröffnet, weil es die beiden Nordsee-Areale zwar wie acht weitere Nord- und Ostsee-Areale zu sogenannten Natura 2000-Gebieten erklärt hatte, ohne dies jedoch bisher in einer Schutzgebietsverordnung inklusive Fischfangregeln auch konkret umzusetzen.
"Schutzgebiete nur auf dem Papier", hatte deswegen die Kritik unter anderem von Greenpeace gelautet.
In der Nordsee sollen etwa 300 000 Schweinswale leben, davon etwa 50 000 im deutschen Teil. In der Ostsee sind es rund 2000. Für den Bereich der Ostsee sind ebenfalls Fischfangbeschränkungen vorgesehen, doch seien die Gespräche hierzu noch nicht abgeschlossen, hieß es. Das noch weit größere Riff entlang der Doggerbank in der Mitte der Nordsee ist von der Verständigung bisher ebenfalls nicht betroffen. Da hier auch andere Länder betroffen sind, laufen hierzu noch internationale Verhandlungen.
Extra

Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist ein bis zu 1,85 Meter langer Zahnwal. Seine Farbe ist oberseits schwarz, unterseits weiß. Er lebt in den Küstengewässern des Nordatlantiks vor Europa, Nordwestafrika und dem Osten Nordamerikas, im Schwarzen Meer sowie in den amerikanischen und asiatischen Küstengewässern des Nordpazifiks. Seine Nahrung sind Fische, Krebstiere und Tintenfische. Schweinswale sind die mit Abstand häufigsten Wale in der Nord- und Ostsee, der Bestand ist jedoch rückläufig. Ursachen sind wahrscheinlich die Gifteinleitungen in die Meere und der Erstickungstod in Fischernetzen. Besonders in älterer Literatur wird der Gewöhnliche Schweinswal auch Kleiner Tümmler, Braunfisch oder Meerschwein genannt. Quelle: wikipedia

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