Meine Wirtschaftswoche

Die Lektüre von Büchern über die Illusionskünstler aus der Nahrungsmittelindustrie ist spannend wie ein Abenteuerroman. Die Titel heißen: "Die Suppe lügt", "Die Ernährungslüge" oder "Die Essensfälscher".

Vor dem Lesen der Bücher sollte man gegessen haben, sonst vergeht leicht der Appetit. Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat die Lebensmittelwirtschaft eine Anzeige für ihr eigenes Infoportal bei google geschaltet. Auf diese Anzeige stößt man zuerst, wenn man im Internet Lebensmittelklarheit.de eingibt. Das ist ein Informations- und Diskussionsportal der Verbraucherzentralen und wird gefördert vom Verbraucherministerium. Lebensmittelklarheit.de und abgespeist.de von den Essenswächtern (foodwatch) klären über Werbelügen, Etikettenschwindel und Imitate auf. Manches, was rechtlich erlaubt ist, täuscht dennoch die Verbraucher wie die Kalbswiener, die nur 15 Prozent Kalbfleisch enthalten müssen. Wer wirklich wissen will, was in einem Lebensmittel drin ist, muss die Zutatenliste lesen. Er sollte die Lupe nicht vergessen, um die häufig kleine Schrift zu entziffern. Begriffe, die man nicht kennt, sollte man in Lexika nachschlagen oder googeln. Den Griff zu Bio- oder Frischeprodukten kann sich aus Geld- oder Zeitmangel nicht jeder leisten. Ein Online-Pranger ist Lebensmittelklarkeit.de nicht, sondern ein Portal, das Verbraucher aufklärt und die Hersteller zur ehrlichen Kennzeichnung, Verpackung und Bewerbung ihres Produktes motiviert. Mehrere Dutzend Hersteller haben schon ihre Produktkennzeichnungen geändert. Vorbildliche Produktehrlichkeit schafft Lebensmittelvertrauen. Schade, dass es dafür noch kein Portal gibt. Der Autor ist ehemaliger Chefredakteur des Handelsblatts und Buchautor. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie im Internet: www.volksfreund.de/kolumne

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