meine Wirtschaftswoche

Die Justizminister der Länder lassen angesichts der jüngsten Hochwasserkatastrophe die Machbarkeit einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung prüfen. Vorbild kann die KFZ-Haftpflicht sein, ohne die in Deutschland niemand ein Auto anmelden darf.

Das klingt gut. Doch die Versicherer lehnen solchen Zwang ab. Sie meinen: Die meisten Gebäude könnten heute schon problemlos freiwillig gegen Elementarschäden durch Hochwasser oder Erdrutsche versichert werden. Nur bei einem Prozent der Häuser sei dies zweifelhaft, weil diese in stark gefährdeten Gebieten lägen. Die Versicherungen setzen auf einen seit der Jahrhundertflut 2002 wachsenden Markt. Sie wollen zu kalkulierbarem Risiko möglichst viel an den kostenpflichtigen Ergänzungen zu den Gebäudeversicherungen und für Hausratsversicherungen verdienen. Bisher haben die Deutschen lediglich ein Drittel aller Gebäude gegen Elementarschäden versichert. Verständlich, aus Sicht der Verbraucher. Laut Stiftung Warentest kostet eine um Elementarschäden erweiterte Wohngebäudeversicherung zwischen 50 und 450 Euro mehr pro Jahr; die meisten brauchen sie nie. Wer aber wie viele Anrainer der Mosel in einer flutgefährdeten Zone lebt, muss höhere Prämien bezahlen. Versicherungen sind vorsichtig, wenn es bereits früher Hochwasserschäden gab und weigern sich gegebenenfalls, Verträge abzuschließen. Eine verpflichtende Police für jeden Hausbesitzer macht daher Sinn. Das verteilt die Lasten, alle zahlen vermutlich ein paar Euro mehr monatlich. Das ist effektiver als milliardenschwere Nothilfe aus Steuergeld, das an anderer Stelle fehlt, oder als mit Spenden zu helfen. Die Zwangsbeiträge könnten gedeckelt werden: dadurch, dass extrem gefährdete Gebäude zusätzlich oder mit Selbstbeteiligung der Besitzer versichert werden. Und dadurch, dass der Staat ab einer bestimmten Gesamtschadenhöhe mitbezahlt. Wichtig ist auch die Verpflichtung zum baulichen Schutz von Gebäuden, wo nötig. Aber müssen neue Häuser unbedingt nah am Wasser stehen? oht@volksfreund.de

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