Michelin: Jeder Zweite muss gehen

TRIER. Der Reifenhersteller Michelin wird bis Ende 2005 insgesamt 137 Mitarbeiter seiner rund 285 Beschäftigten am Standort Trier entlassen. Die Drahtcord-Produktion sei einer internen Studie nach nicht konkurrenzfähig, sagte Firmensprecher ThomasBecki dem TV .

"Wir sind schockiert. Das ist für uns ein ganz harter Schlag", ringt der Betriebsratsvorsitzende des Trierer Michelin-Werkes Klaus Lex um Worte. Auf ihn und seine acht Betriebsrats-Kollegen kommen die härtesten Wochen und Monate zu. Nachdem der Konzern die Drahtcord-Produktion in Trier Ende 2005 einstellen will, wird jeder zweite Arbeitsplatz im Michelin-Werk an der Mosel wegfallen. "Wir werden um einen vernünftigen Sozialplan kämpfen", sagt Klaus Lex. Doch bei einem durchschnittlichen Alter von 44,5 Jahren und einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von 19,6 Jahren könne ein vernünftiger Sozialplan nur die schlimmsten Folgen abmildern. "So viele Kollegen sind bei uns seit der ersten Stunde dabei", erklärt Lex.Betriebsvereinbarung läuft 2004 aus

In dem 1970 gegründeten Werk werden auf 148 000 Quadratmetern jährlich mehr als 25 000 Tonnen Wulstkerne und Metallverstärker (Drahtkabel) produziert - beides Vorprodukte für die Reifenherstellung. "Im Bereich Drahtcord haben wir in den vergangenen Jahren einen Preisverfall von rund drei Prozent. 2004 rechnen wir sogar mit rund 7,5 Prozent", sagt Firmensprecher Thomas Becki. Nach seinen Aussagen belegt die interne Studie, die Notwendigkeit zu handeln: "Trier ist das kleinste und teuerste Werk." Bei Drahtcord komme hinzu, dass dieses Produkt zu gleicher Qualität von externen Firmen kostengünstiger angeboten würde, als es in Trier herzustellen sei. Wird nun das Michelin-Werk in Trier in einer Salami-Taktik dicht gemacht? Firmensprecher Becki glaubt nicht an eine solche Entwicklung: "Bei der Wulstkern-Produktion gibt es keine externe Konkurrenz, und es ist nicht die Absicht von Michelin, Arbeitsplätze nach Polen oder Rumänien zu verlagern, um dann die Produkte wieder durch halb Europa zurückzufahren." Außerdem werden die für die Reifen notwendigen Wulstkerne nur in Michelin eigenen Betrieben hergestellt. Doch der Firmensprecher betont auch, dass es an den westeuropäischen Werken möglich sein müsste, weiter kostengünstig zu produzieren. Zu den Michelin-Reifenwerken gehören Werke in Karlsruhe (Leicht-LKW-Reifen), Homburg/Saar (LKW-Reifen), Bad Kreuznach, Hallstadt (PKW-Reifen) und Trier. Der französische Konzern beschäftigt in Deutschland rund 6400 Mitarbeiter. In Trier haben sich die Michelin Mitarbeiter mit drei auf einander folgenden Betriebsvereinbarungen seit 1997 den Standort bewahrt. Betriebsrats-Chef Klaus Lex ist deshalb enttäuscht, dass den Trierern nun das Ergebnis der Studie vorgestellt wurde und gleichzeitig auch schon die Konsequenzen auf den Tisch gelegt wurden. "Wir haben sieben Jahre lang mit Lohnverzicht den Standort Trier gesichert. Wir wären auch beim Drahtcord zu weiteren Gesprächen bereit gewesen", sagt Lex dem TV . Richard Henkes von der Gewerkschaft für Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) unterstützt den Betriebsrat in Trier. "Die Belegschaft steht unter Schock. Man hat in Trier in der Vergangenheit tarifliche Flexibilität gezeigt und sich auf die Herausforderungen eingestellt." Doch dazu bekäme man nun keine Chance. Neben den insgesamt 137 Mitarbeitern, die von der Produktionsniederlegung betroffen seien, träfe es zudem noch rund 20 Leiharbeiter und Kollegen mit befristeten Verträgen. "Zumindest aber für die Auszubildenden gibt es die Garantie, dass sie ihre Lehre in der überbetrieblichen Ausbildung fertig machen können. Das gilt auch für die Azubis, die jetzt ihre Lehre beginnen", sagt der Betriebsratsvorsitzende Klaus Lex.

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