Milch gegen Münzen

THALFANG/PRONSFELD. Verbraucher müssen nach den Plänen von Bund und Ländern auch auf viele Milch-Einwegverpackungen Pfand zahlen.

 Bleiben (noch) vom Pfand ausgeschlossen: die Kartonverpackungen von Milch (hier in der Produktion der Hochwald-Nahrungsmittelwerke).Foto: Klaus Kimmling

Bleiben (noch) vom Pfand ausgeschlossen: die Kartonverpackungen von Milch (hier in der Produktion der Hochwald-Nahrungsmittelwerke).Foto: Klaus Kimmling

Nichtnur auf Einweg-Verpackungen von Bier, Cola und Mineralwasser giltdas Dosenpfand. Geht es nach dem Willen desBundesumweltministeriums, so werden auch alleMilch-Einwegverpackungen ab Oktober von der Pfandpflichtbetroffen sein. Nach einer Prognose der Gesellschaft fürVerpackungsmarktforschung (GVM) geht es jährlich um 800 MillionenMilchverpackungen wie Einwegflaschen und Kunststoffbecher. Bund und Länder hatten sich am Sonntag auf neue Einwegpfand-Regeln geeinigt. Pfandfrei bleiben demnach nur noch so genannte "ökologisch vorteilhafte Verpackungen" wie Getränkekartons und Schlauchbeutel. Alle anderen Einwegverpackungen mit Trinkmilch, H-Milch, Sauer- und Dickmilch, Buttermilch und Milchmisch-Getränken sollen künftig zurückgegeben werden.

Die Rücknahme der meisten Milchverpackungen ist allerdings in dem geplanten Pfandsystem von Industrie und Handel nicht vorgesehen. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) erklärte, ein Pfand auf Milchgetränke sei für Handel und Verbraucher unzumutbar. Auch der Milchindustrie-Verband (MIV) forderte die Bundesregierung auf, Milchverpackungen grundsätzlich vom Pfand zu befreien. Er sieht in dem aktuellen Ansatz eine "Diskriminierung wertvoller Milchprodukte gegenüber alkoholischen Getränken". Denn nach den ausgehandelten Eckpunkten sollen von Oktober an alle Einweg-Getränkeverpackungen pfandpflichtig werden - unabhängig vom Inhalt. Ausgenommen sind Einweg-Verpackungen mit Wein, Spirituosen und diätetische Getränke. Nach der GVM-Prognose werden dieses Jahr 576 Millionen Kunststoffbecher, 116 Millionen Kunststoffflaschen, 79 Millionen Einweg-Glasflaschen, 28 Millionen Karton-Kunststoffbecher und fünf Millionen Alu-Dosen mit Milchgetränken verkauft. Branchenexperten schätzen, dass damit über eine Milliarde Euro Jahresumsatz gemacht wird.

Auch für die beiden Molkereien der Region Trier, die Hochwald Nahrungsmittelwerke in Thalfang und die Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld (MUH), hat das Pfand auf Milchprodukte im Einweg Auswirkungen. "Wir werden gerade bei den Getränkekartons vom Pfandsystem profitieren, weil sie wegen der positiven Öko-Bilanz nicht bepfandet werden", ist MUH-Vertriebsleiter Winfried Meier sicher. Schon heute gingen positive Impulse vom Pflichtpfand aus. "Für unseren 500-Milliliter-Schoko-Drink verzeichnen wir aktuell zweistellige Zuwachsraten. Wir setzen also auf das richtige Pferd." Ordnungspolitisch bewertet Meier das Pflichtpfand auch für Milchverpackungen allerdings als "verquer". Auch Karl-Heinz Engel, Hauptgeschäftsführer der Hochwald Nahrungsmittelwerke, hält die Einigung von Bund und Ländern für "unausgegoren und unpraktikabel. Da wird Milch und Milch unterschieden. Das ist den Leuten nicht vermittelbar", sagt Engel. In Thalfang gehen Milch-Aludosen nur in den Export, und ins Inland werden fast ausschließlich nicht bepfandete Milchkartons verkauft. "Bei uns wird die Pfandverordnung deshalb auch als neutral bis positiv bewertet", sagt Engel. Doch allzu optimistisch ist er nicht: "Spätestens in zwei Jahren wird auch die Kartonverpackung bepfandet."

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