Milchbauern wollen weiterkämpfen

Trotz deutlich gestiegener Milchpreise will der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) seinen Kampf für einen Systemwechsel fortsetzen. Alle Molkereien werden aufgefordert, im Jahr 2008 mindestens 43 Cent pro Kilo zu zahlen.

Prüm/Bitburg. Vor einem Jahr startete der BDM eine Offensive für einen Erzeuger-Milchpreis, der "vollkostendeckend" sein sollte (Produktionskosten plus Lohnansatz). Die damals geforderten 40 Cent Basispreis lagen etwa 13 Cent über dem tatsächlichen Basis-Auszahlungspreis 2006. Für den Fall, dass die Wunschmarke bis zum 1. Oktober 2007 nicht erreicht werde, drohte der Verband mit einer Urabstimmung über einen unbefristeten Lieferstopp.Doch so weit kam es nicht, denn die Preise stiegen bundesweit rasant an. In Rheinland-Pfalz kündigten Milch-Union Hocheifel (Pronsfeld) und die Hochwald-Molkerei (Thalfang) ihren Lieferanten pünktlich zum 1. Oktober exakt 40 Cent an (der TV berichtete). Molkereien begründeten dies mit gestiegener Nachfrage auf dem Weltmarkt.Finanzielle Situation nicht entscheidend verbessert

"Wir hatten auf die Marktentwicklung frühzeitig hingewiesen, damit die Molkereien dies in den Verhandlungen mit dem Handel berücksichtigen", stellt BDM-Landesvorsitzender Oliver Grommes aus Auw bei Prüm fest. Es habe jedoch nicht nur am Markt gelegen, sonst hätten die Milchpreise auch in anderen EU-Ländern stärker steigen müssen. Bei einem landesweiten Durchschnittspreis von 33,1 Cent in 2007 und einem Produktionskosten-Anstieg um bis zu fünf Cent habe sich die finanzielle Situation der Bauern noch nicht entscheidend verbessert. Würden die Preise in Kürze sogar sinken, sei das durch die Marktlage nicht gerechtfertigt.Um als Verhandlungspartner auftreten zu können, wurde ein so genanntes Milch Board gegründet. Darin ist nach eigenen Angaben inzwischen knapp ein Drittel (knapp 25 000) der deutschen Milchbauern gebündelt. Im European Milk Board sind es 85 000 Mitglieder. Grommes: "Die neue Preisforderung von 43 Cent hat das Milch Board den Molkereien mitgeteilt." Als letztes Mittel zur Durchsetzung komme ein Lieferstopp durch den BDM in Frage.Das BDM-Team Eifel lädt alle Milcherzeuger zu Infoveranstaltungen am Montag, 21. Januar, ein. Titel: "40 Cent — nie wieder weniger?!" Zeit: 13 Uhr im Hotel Eifelstern (Flugplatz Bitburg); 20 Uhr, Karolingerhalle Prüm. Dort wird die Image-Kampagne "Die faire Milch" vorgestellt, die für einen fairen Preis bei hoher Qualität wirbt. Meinung Im Auge des Hurrikans Mit landesweit 900 und bundesweit 32 000 Mitgliedern ist der BDM zu einer ernst zu nehmenden Vereinigung angewachsen. Wie ernst die Drohung eines Lieferstopps tatsächlich ist, hat sich bisher nicht herausgestellt. Die Milchbauern trommelten heftig, kamen aber nicht in die Verlegenheit, zum letzten Mittel greifen zu müssen. Dafür greift der Fluch des Erfolgs. Der so sehnsüchtig erhoffte Preisanstieg droht die Kampf-eslust in den eigenen Reihen erlahmen zu lassen. Ein voller Bauch macht schwerfällig. Dabei steht der Höhepunkt der Auseinandersetzung noch bevor: die Entscheidung, ob die Milchindustrie die Bauern als gleichberechtigte Verhandlungspartner in der Form eines Milch Boards akzeptiert. Bei einem Ignorieren der Forderung müsste es zum Schwur kommen: Abstimmung über Lieferstopp. Der Ruhe ist trügerisch — wie im Auge eines Hurrikans. m.hormes@volksfreund.de

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