Milchpreis im Sinkflug

Die Preise für Milch, Butter und andere Milchprodukte sind bei den großen Lebensmittelhändlern auf Talfahrt. Die Verbraucher können sich darüber freuen, bei den Bauern herrscht teilweise Panik.

Trier. Der Milchpreis sinkt bei einer Reihe von Handelsketten schlagartig um rund 20 Prozent. Für Verbraucher eine schöne Entwicklung, doch in einer Region, in der mit der Hochwald-Molkerei in Thalfang und der Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld zwei der sechs größten Molkereien beheimatet sind und mehrere Tausend Milchbauern leben, hat eine solche Entwicklung auch eine Kehrseite. Der Bauernverband kritisiert offen die Preispolitik der Handelsunternehmen: "Sie nutzen die derzeit angespannte Situation auf dem Milchmarkt schamlos aus. Dies steht im deutlichen Gegensatz zur Aussage des Lebensmitteleinzelhandels auf dem Milchgipfel, wo der Handel noch ein klares Bekenntnis zum Milchproduktionsstandort Deutschland abgelegt hat", erklärte der Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart. Doch der Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM) schiebt den "Schwarzen Peter" an den Bauernverband zurück. "Diese katastrophale Preisentwicklung haben Bauernverband, Politik und Molkereien zu verantworten", sagt BDM-Landesvorsitzender Oliver Grommes aus Auw (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Die Verantwortlichen hätten versäumt, Maßnahmen umzusetzen, die es ermöglichten, den Milchmarkt besser zu regulieren.

Die beiden großen Molkereien müssen sich in den Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel stellen. "Wir haben derzeit eine ungewöhnlich ungünstige Marktsituation. Zu viel Milch auf dem europäischen Markt, ein rückgängiger Verbrauch und eine schwierige Situation im Export", sagt Muh-Vorstands-Chef Rainer Sievers. Die Branche erlebe in den vergangenen 18 Monaten eine totale "Achterbahnfahrt". "Aber das ist eben auch ein Teil der Marktwirtschaft", sagt Sievers. In der jetzigen Preisrunde mussten die deutschen Molkereien auch mit Molkereien aus Belgien und Frankreich konkurrieren. Gerade diese Länder haben in den vergangenen Monaten ihre Milchproduktion erheblich erhöht, die Preise für Milcherzeuger sind aber in Belgien und Frankreich stark am Sinken. Auch der Geschäftsführer der Hochwald-Molkerei in Thalfang, Karl-Heinz Engel, schätzt die derzeitige Lage als sehr schwierig ein. Was bleibe, sei die Hoffnung, dass sich die Lage in den kommenden sechs Monaten (so lange laufen die Verträge mit dem Handel) verbessere. Für das Gesamtjahr 2008 kündigten beide Molkereien an, dass der Milchauszahlungspreis im Schnitt des Jahres mindestens auf dem Niveau von 2007 liege. Im vergangenen Jahr zahlte die Muh im Schnitt 36 Cent pro Kilo, Hochwald im Durchschnitt 34,3 Cent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort