Milchpreise steigen, Bauern atmen durch

Pronsfeld/Thalfang · Während Verbraucher mehr für Milch zahlen müssen, ist die Erhöhung für viele Landwirte überlebenswichtig.

Pronsfeld/Thalfang Der 1. Mai ist für die deutsche Milchbranche ein wichtiger Stichtag. Molkereien und Handel schließen ihre halbjährigen Kontrakte über den Preis für Milch, Sahne und Quark ab. In diesem Jahr scheint sich die Lage für die Milchbauern durch die Abschlüsse etwas zu entspannen. Für die Verbraucher aber wird der Einkauf damit teurer. Nach Medienberichten werden Aldi Süd und Nord ihre Preise für Milch um bis zu fünf Prozent anheben. Aber auch die Butterpreise sollen bei den beiden Discountern um bis zu 8,4 Prozent steigen. An den Aldi-Preisen orientieren sich in der Regel auch die Mitbewerber, so dass man davon ausgehen kann, dass die übrigen Lebensmittel-Riesen nachziehen.
Für den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, ist das eine gute Nachricht. "Unsere Landwirte brauchen stabile Preise von 34 bis 35 Cent je Liter Milch", sagt er dem TV auf Anfrage. Die jetzige Preisentwicklung sieht er auch im Schatten der allgemeinen Lage. Das schlechte Wetter, mit Trockenheit und Kälte, "der ruppig kalte Frühling" (Horper) beeinflusse auch die Milchmenge. "Es gibt wenig Grundfutter, und das Kraftfutter (Soja und Mais) ist teuer. Da überlegen es sich die Bauern zweimal, ob sie dazufüttern, um mehr Milch zu bekommen", erklärt der Bauernpräsident.
Zudem ist auch die Zahl der Milcherzeuger gesunken. Seit Wegfall der Milchquote im Frühjahr 2015 haben rund 5600 Milchbetriebe in Deutschland den Betrieb eingestellt. 2016 gab es noch etwa 69 000 Milcherzeugerbetriebe mit rund 4,2 Millionen Milchkühen. Im vergangenen Jahr ging die Zahl um 5,6 Prozent zurück. Bei der Molkerei Arla sieht man die derzeitige Lage noch etwas verhalten. "Wir freuen uns als genossenschaftliche Molkerei, die den Landwirten gehört, wenn die Preise steigen", sagt Arla-Pressesprecher Wolfgang Rommel. Doch: "2016 war für die Bauern auch ein brutales Jahr." Welche Auswirkung die jetzige Preisrunde hat, könne man noch nicht sagen. Verhandelt werden im halbjährlichen Rhythmus die Preise für Milch, Sahne und Quark. Käse und Butter werden vielfach monatlich ausgehandelt. Zudem spielen in den Milchpreis auch andere Bereiche, der Export etwa oder, bei einer internationalen Molkerei, auch die Preise in anderen Ländern. Im April hat Arla seinen Landwirten 32,5 Cent Grundpreis für den Liter Milch gezahlt.
Die jüngste Entwicklung macht auch in Thalfang Mut. Die Hochwaldmolkerei rechnet "bei weiterhin guter Marktentwicklung in allen Segmenten und besseren Preisabschlüssen in den nächsten Monaten" mit einem steigenden Milchpreis. Derzeit zahlt Hochwald 30 Cent Grundpreis.
Keine Entwarnung sieht der Bund der Deutschen Milchviehhalter (BDM). Für ein nachhaltiges Wirtschaften müssten es mehr als 40 Cent sein.

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