Millionen Berliner kommen aus Daun

Daun · In der Faschingszeit herrscht bei der Dauner Großbäckerei Bär Brot Hochbetrieb. Rund 25 Millionen Berliner werden dort jährlich hergestellt und in ganz Deutschland verkauft. Die meisten davon an den närrischen Tagen.

Daun. Karnevalszeit ist Berlinerzeit. Die herzhafte Kalorienbombe schmeckt und wärmt zur kalten Jahreszeit - besonders die Jecken am Straßenrand. Der Mittelpunkt der deutschen Berlinerproduktion liegt überraschenderweise in der Vulkaneifel bei der Bär Brot GmbH, die in Spitzenzeiten fast eine halbe Million der süßen Leckereien pro Tag herstellt.
Das runde Süßgebäck aus Mehl, Salz, Hefe, Zucker, Wasser, Frischei und Marmelade ist ein Renner in der fünften, meist kalten Jahreszeit.
Kälte steigert Absatz


Bei der Firma Bär Brot in Daun laufen deshalb die drei Backstraßen seit Wochen auf Hochtouren, Berliner um Berliner wird mit weißem, süßem Überzug aus Puderzucker von den Mitarbeiterinnen in die sechs Stück fassenden Kisten verpackt. Die Kälte der vergangenen Wochen hat den Absatz gesteigert, erklären die Bäcker aus Daun. "Wann kann man am besten Kalorien vertragen? Wenn es kalt ist, dann braucht man die Berliner sozusagen als Heizbrikett", sagt Josef Grewe, Betriebsleiter des Dauner Werks.
Im Zuge der Rationalisierung werden seit der Übernahme der Dauner Landbrotbäckerei durch die Ostendorf Beteiligungsgesellschaft (siehe Extra) alle Berliner des Großback-Unternehmens in Daun fabriziert. Ein logischer Schritt, der dem Unternehmen hilft, seine Werke effizient auszulasten und Kosten spart. "Momentan schaffen wir es aber nicht alleine, das Werk in Gronau backt auch noch mit", erklärt Betriebsleiter Grewe. Die Dauner Großbäckerei ist seit Jahren übrigens Marktführer bei der Berliner- Produktion in Deutschland. Normalerweise arbeiten rund 60 Mitarbeiter im Dauner Werk. Dort werden zudem Eifeler Schnittbrot und Brötchen hergestellt.
30 zusätzliche Jobs


"Die Art, wie wir unsere Berliner herstellen, ist unser großes Geheimnis", sagt Josef Grewe.
Mit seinen Berlinern beliefert das Dauner Werk täglich Supermärkte in den Ballungsräumen von Frankfurt bis Düsseldorf, im Saarland und in ganz Hessen. Zudem ist das Dauner Werk in diesen Bereichen noch Großlieferant der Handelsketten Aldi und Norma.
"Momentan liefern wir 80 Prozent unserer Produktion allein an die beiden Discounter", erklärt Josef Grewe. Rund 25 Millionen Stück des Fettgebäcks werden in der Eifelstadt jährlich produziert, die Zeit von September bis März ist Hochsaison. Rund 25 Tonnen Weizenmehl, 2,5 Tonnen Frischei, 2,5 Tonnen Sonnenblumen- und Palmöl und je eine Tonne roter und gelber Konfitüre werden täglich für die Berlinerproduktion verbraucht. "Momentan haben wir wirklich eine Vollauslastung und produzieren rund 450 000 Berliner in drei Schichten am Tag. Im Monat sind es rund drei Millionen Stück", sagt Grewe. Dafür wird zusätzliches Personal gebraucht. "In der Zeit, wenn so viele Berliner produziert werden, haben wir 30 Mitarbeiter zusätzlich", so Grewe.
Die Brötchenproduktion im Dauner Werk ist allerdings rückläufig, erklärt der Betriebsleiter. "Die vielen Brötchenbackstationen bei den Discountern tun uns weh", räumt Grewe ein.Extra

Die ehemalige Dauner Landbrotbäckerei Theo Engelberth gehört seit 2008 zur Bär Brot GmbH Bexbach (Saarland). Diese wiederum ist Bestandteil der Frank Ostendorf Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG in Oldenburg. Mit Betrieben in Bexbach, Daun, Gronau und Gelsenkirchen gehört die Ostendorf Beteiligungs GmbH + Co. KG zu den 20 umsatzstärksten Backwarenanbietern Deutschlands. Die Gruppe beschäftigt rund 600 Mitarbeiter. HGExtra

Der Berliner geht nach einer Legende auf den Einfallsreichtum eines Berliner Bäckers zurück. Mitte des 18. Jahrhundert soll er im Heer König Friedrichs II. für die Truppe zuständig gewesen sein. Um die Soldaten zu verpflegen, kam ihm die Idee, Hefestücke in Form einer Kanonenkugel zu formen. Weil er keinen Ofen hatte, musste er die Teigstücke über offenem Feuer in einer Pfanne in Fett ausbacken. Deswegen heißen die Berliner in Berlin heute noch Pfannkuchen. Später erst kam die Füllung dazu, und in ganz Europa hat sich Berliner als Name durchgesetzt. In Frankreich heißt das Gebäck "Boule de Berlin". hw

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