Landeskampagne „Rheinland-Pfalz.Gold“ - Neue Standortkampagne präsentiert Von wegen Rüben und Reben

Trier/Mainz · In Rheinland-Pfalz ist jetzt angeblich alles Gold, was glänzt. Mit einer Wirtschaftsmarke will sich das Land international bekannter machen, heimst dafür aber auch Spott ein.

 HANDOUT - 24.08.2020, Rheinland-Pfalz, Mainz: Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) steht bei der Vorstellung des neuen Markenauftritts für Tourismus, Wein und Außenhandel vor dem Schriftzug «Rheinland-Pfalz.Gold».    (zu dpa - «Rheinland-Pfalz.Gold» - Neue Standortkampagne präsentiert) Foto: Kristina Schäfer/MWVLW /dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 24.08.2020, Rheinland-Pfalz, Mainz: Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) steht bei der Vorstellung des neuen Markenauftritts für Tourismus, Wein und Außenhandel vor dem Schriftzug «Rheinland-Pfalz.Gold». (zu dpa - «Rheinland-Pfalz.Gold» - Neue Standortkampagne präsentiert) Foto: Kristina Schäfer/MWVLW /dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Kristina Schäfer

„Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, heißt es in Baden-Württemberg. Schleswig-­Holstein wirbt mit „Der echte Norden“ für sich. Und Rheinland-Pfalz? Einst als Land der Reben und Rüben verspottet, setzte sich Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) zum Ziel, das Bundesland mit einer einheitlichen Marke auf der ganzen Welt bekannter zu machen, um Investoren, Touristen und Unternehmen anzulocken.

In dieser Woche stellte Wissing vor, wie er dem Land mehr Glanz verleihen will. Die Antwort? Mit Gold! Damit will das Land Wirtschaft, Wein und Tourismus bundesweit und auf der ganzen Welt bewerben, ohne die regionale Eigenvermarktung dabei aufzugeben, betonte der Minister.

„Rheinland-Pfalz. Gold“ heißt die Kampagne, mit der Rheinland-Pfalz an den Start geht, um im Rennen mit anderen Bundesländern irgendwann ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. 670 000 Euro stehen alleine in diesem Jahr für die Entwicklung, Einführung und Vermarktung des Slogans zur Verfügung, mit dem das Land auf Messen, Anzeigen und Plakaten für sich werben will.

In der Tageszeitung „Die Welt“ stand in dieser Woche eine ganzseitige Anzeige mit dem Satz: „Die Welt hat eine goldene Seite.“ Mit „ 64 461 Hektar Glück. Gold im Glas“ wirbt Rheinland-Pfalz für den Wein. „Deine Goldene Zeit in Rheinland-Pfalz“ soll Touristen umgarnen. International versucht sich das Land in Humor, wirbt mit: „Rhineland-Palatinate? Can’t spell it? Spell it G.O.L.D.“ (auf Deutsch etwa: Rheinland-Pfalz? Das können Sie nicht buchstabieren? Buchstabieren Sie es G.O.L.D).

Warum Gold? Wissing sagt, das Edelmetall stehe für die Geschichte des Landes, wo das Gold schon in der Flagge des Hambacher Festes verwendet worden sei. Golden seien aber auch Spitzenprodukte der Wirtschaft, Wein, Boden, Sonne, Lebensfreude und der Service, „wenn ich als Tourist in einer Waldhütte einen Saumagen und einen Schoppen Wein bekomme und freundlich bedient werde“, sagt er. Wer Gold gewinnen wolle, müsse hart arbeiten. Auch dafür stehe Rheinland-Pfalz.

Markenbotschafter sollen Wirtschaft, Tourismus und Weinbau sein, die in die Eintwicklung eingebunden gewesen seien, sagte Wissing. Christiane Luxem, Leiterin der Wirtschaftsförderung Trier, geht von einer Marke aus, die ländliche, strukturschwache Räume wie Eifel und Hunsrück nicht ausschließe. „Die Eifel ist alleine mit großen Unternehmen wie Gerolsteiner, Bitburger und Tesla besetzt.“ Luxem räumte aber ein, für den Erfolg der Marke brauche es „Akteure, die den Slogan aktiv unterstützen und auch mitgenommen werden“.

Was eine Marke bewirken könne, erläutert, Marketingdirektor vom Fußball-Bundesligisten Mainz 05, Michael Welling,  bei der Vorstellung. Bei dem Erstligisten funktioniere das Image als lebenslustiger, vielfältiger Karnevalsverein, der mit weltweit bekannten Trainern wie Jürgen Klopp (FC ­Liverpool) und Thomas Tuchel (Paris St. Germain) zugleich rheinland-pfälzische Exporterzeugnisse hervorgebracht habe. Eine Marke könne aber auch über das wahre Ergebnis hinaus wirken: Die russische Tennisspielerin Anna Kournikova habe über Jahre die Geldrangliste der Frauen angeführt, ohne einen einzigen Einzeltitel gewonnen zu haben. Im Blindtest von süßer Brause hätten einst 51 Prozent der Testpersonen angegeben, dass ihnen Pepsi besser schmecke als Coca Cola. Als die Teilnehmer erfuhren, welche Marke sie tranken und ein zweites Mal probierten, stimmten plötzlich 65 Prozent für Coca-Cola, belegte Welling.

Der Slogan muss aber auch stimmen. Passt Gold zu Rheinland-Pfalz? Beißenden Spott heimste das Land bereits ein. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ lästerte in ihrem Hessen-Teil verdrießlich: „Wir schenken uns jetzt mal, die Wirtschaftsdaten beider Bundesländer miteinander zu vergleichen, dann würde klar, wer hier wirklich Gold ist und wer bestens Silber; Wirtschaftswachstum 2019, Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2019, Zuwachs der Erwerbstätigkeit im jüngsten Aufschwung seit 2010 – überall schlägt Hessen die Nachbarn im Westen, aber derlei vorzurechnen wäre natürlich kleinlich, denn: Man muss auch gönnen können.“

Auch für den rheinland-pfälzischen Steuerzahlerbund schimmert der Erfolg des Bundeslandes eher blechern. „Die neue Gold-Kampagne für rund 700 000 Euro ist so ziemlich die albernste Werbeaktion, die uns seit Jahren untergekommen ist. Goldene Sonne, goldener Boden, goldener Wein und goldene Herzen – das soll potenzielle Investoren allen Ernstes überzeugen?“, kritisiert Geschäftsführer René Quante und ledert dann los. „Wenn in Rheinland-Pfalz alles so goldig ist, wieso liegt es im Bundesländer-Vergleich nicht als Wirtschaftswunderland an der Spitze? Bei staatlichen Investitionen kämpft Rheinland-Pfalz seit Jahren lieber um die rote Laterne als um die Goldmedaille. Bei Steuern und Abgaben wird lieber an der Daumenschraube gedreht als entlastet. Doch wer Funklöcher beim Mobilfunk mag, ist zumindest dafür in Rheinland-Pfalz goldrichtig.“

 Wirtschaftsminister Volker Wissing (Zweiter von rechts) stellt die Kampagne des Landes vor.

Wirtschaftsminister Volker Wissing (Zweiter von rechts) stellt die Kampagne des Landes vor.

Foto: Wirtschaftsministerium
 Das Land stellt die neue Kampagne Gold vor.

Das Land stellt die neue Kampagne Gold vor.

Foto: Ministerium für Wirtschaft und Weinbau
 Mit der Kampagne „Rheinland-Pfalz.Gold“ will sich das Land künftig  einheitlich präsentieren. Links das Plakat wirbt selbstbewusst: „Rhineland-Palatinate? Can‘t spell it? Spell it G.O.L.D.“ (auf Deutsch etwa: Rheinland-Pfalz? Können Sie nicht buchstabieren? Buchstabieren Sie es G.O.L.D.)

Mit der Kampagne „Rheinland-Pfalz.Gold“ will sich das Land künftig  einheitlich präsentieren. Links das Plakat wirbt selbstbewusst: „Rhineland-Palatinate? Can‘t spell it? Spell it G.O.L.D.“ (auf Deutsch etwa: Rheinland-Pfalz? Können Sie nicht buchstabieren? Buchstabieren Sie es G.O.L.D.)

Foto: Wirtschaftsministerium RLP

Die Schlussfolgerung von Quante: In Rheinland-Pfalz sei eben nicht alles Gold,was glänzt.

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