Mit Fachkräften gegen die Krise

Der Tourismus kann für die Region ein wichtiger Baustein im zukünftigen Arbeitsmarkt werden. Voraussetzung: Die Qualität des Angebots stimmt. Das gilt für Hotels und Gaststätten und natürlich fürs Personal. Und hier gibt es nun eine Erfolg versprechende Allianz.

 Ausbilder Gerd Allgayer (rechts) sorgt für die Vorbereitung der Dehoga-Kräfte. Teilnehmer und Experten sind davon überzeugt, dass das Projekt ein Erfolg wird. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Ausbilder Gerd Allgayer (rechts) sorgt für die Vorbereitung der Dehoga-Kräfte. Teilnehmer und Experten sind davon überzeugt, dass das Projekt ein Erfolg wird. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Bernkastel-Kues. In den Räumen der Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) herrscht emsiges Treiben. Im Schulungsraum des Weiterbildungsanbieters drängen sich elf Männer und Frauen, die für rund drei Monate und knapp 700 Ausbildungsstunden Tresen, Schankraum und Restaurant mit der Schulbank getauscht haben. In einem Modellprojekt werden sie im Turbo-Tempo zu Fachkräften für das Hotel- und Gaststättengewerbe ausgebildet.

Dabei haben alle schon genügend Berufserfahrung im Hotel- und Gaststättenbereich (Hoga) gesammelt, was ihnen aber allen fehlt, ist eine abgeschlossen Berufsausbildung.

"Für viele dieser Kräfte bedeutet dies, dass sie in den saisonal schwachen Tourismus-Monaten November bis Februar häufig entlassen werden", erklärt Gundula Sutter, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit Trier. Die Maßnahme wird von der Arbeitsagentur mit rund 100 000 bezuschusst. "Gut angelegtes Geld", wie Sutter glaubt, denn die Tourismusbranche wird nach Ansicht der Arbeitsmarkt-Experten neben dem Gesundheitswesen eine der Zukunftsbranchen in der Region sein.

In der DAA hat die Agentur einen kompetenten Partner für die außergewöhnliche Qualifizierung gefunden. Astrid Wirth, DAA-Lehrgangsleitung, verweist auf die jahrelange Erfahrung im Hoga-Bereich. Die Ausbildung der Teilnehmer zu vier Hotelfachkräften und sieben Restaurantfachkräften erfolgt in drei Monaten Vollzeit bei der DAA und begleitend in Betrieben. "Die Teilnehmer haben alle schon große Erfahrungen in Betrieben gesammelt, deshalb sieht der Unterricht natürlich anders aus als in einer normalen Berufsschulklasse", erklärt die Expertin.

Gereon Haumann (Horath), Präsident des Dehoga-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, ist jedenfalls voll des Lobes für das Modellprojekt: "Wir haben im Land in Sachen Qualität einen gewissen Nachholbedarf und mit der Qualifizierung der Mitarbeiter kommen wir ein Stück voran." Vor allem aber würden mit der Ausbildung auch die Jobs der Beteiligten ein "Stück krisenfester".

In der Region Trier gibt es rund 1700 Hotel- und Gaststätten mit insgesamt rund 6500 Mitarbeitern. Vor allem im September und Oktober herrscht in der Moselregion Hochsaison, umso schlimmer sind die kommenden vier Monate. Für viele Beschäftigte bedeutet dies die Kündigung. In den vergangenen beiden Monaten registrierte die Arbeitsagentur fast 500 Arbeitslose mehr aus dem Hoga-Bereich als noch in den Sommer- und Herbstmonaten.

Und so erwarten die Teilnehmer vor allem auch, dass ihr Job sicherer wird. Peter Mechtel gehört zu der ersten Elf, die die Chance nutzen möchte: "Ich denke, mit einem Abschluss ist der Arbeitsplatz sicherer."

Der Italiener Meli Natale lebt und arbeitet bereits seit 17 Jahren in Deutschland und sieht in der Qualifizierungsmaßnahme auch ein Stück Integration. Auch er setzt große Hoffnung in die Ausbildung zur Fachkraft.

Viele der Teilnehmer hoffen auch auf bessere Bezahlung. Carmen Röder hat, wie alle anderen im Kursus, mehr als viereinhalb Jahre Berufserfahrung. "Doch das war häufig nur Teilkompetenz. Mit der Ausbildung und dem Abschluss steigt die Qualifikation deutlich."

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