Mit Herz und Hand

Nach 35 Jahren beim Deutschen Gewerkschaftbund (DGB) geht Karl-Heinz Päulgen in den Ruhestand. 20 Jahre führte der 59-Jährige die Gewerkschaft in der Region Trier. Als offenen, geradlinigen und in der Sache immer hartnäckigen Gewerkschaftler werden ihn Freunde, Mitstreiter und Kontrahenten in Erinnerung behalten.

 Räumt nach 20 Jahren an der Spitze des Gewerkschaftsbundes in der Region Trier seinen Platz: Karl-Heinz Päulgen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Räumt nach 20 Jahren an der Spitze des Gewerkschaftsbundes in der Region Trier seinen Platz: Karl-Heinz Päulgen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Trier. "Tschüss Karl-Heinz, Bonjour Charles", das können die Genossen in der SPD und der Gewerkschaft Karl-Heinz Päulgen zum Abschied zurufen. Der gelernte technische Zeichner hat sich seit 1975 der Gewerkschaftsarbeit verschrieben und führte den DGB in der Region Trier 20 Jahre an. "Das reicht", meint Päulgen, und mit Blick auf seine Pläne mag so mancher andere Pensionär sogar ein wenig neidisch werden. "Meine Frau und ich besitzen seit 20 Jahren ein Mobilhome in der Provence. Nun leisten wir uns ein neues und werden acht Monate im Jahr in Südfrankreich verbringen", sagt Päulgen. Und weil kein Franzose ein "Karl-Heinz" über die Lippen bringt, freuen sich seine Nachbarn dort auf "Charles".

In den verbleibenden vier Monaten im Jahr wird Päulgen noch seiner Gewerkschaft treu bleiben. Sein Resümee nach mehr als drei Jahrzehnten DGB zeigt, für ihn war die Arbeit immer auch Herzenssache. "Der Einsatz für die Menschen hat Spaß gemacht, die Netzwerke, die man aufgebaut hat, um zu helfen; und für mich war es immer ein gutes Gefühl, für jene da zu sein, die nicht auf der Sonnenseite stehen." Stolz ist er auch, dass die Gewerkschaften "Im Haus der Gewerkschaft" nicht nur in einem Gebäude untergebracht sind, sondern auch menschlich eng verbunden sind.

Keinem Gefecht aus dem Weg gegangen



Päulgen hat sich ein großes Vorbild für sein Lebensmotto ausgesucht: "Du sollst dich nie vor einem lebenden Menschen bücken, hat einst Willi Bleicher gefordert, und dem Beispiel des großen Gewerkschaftsführers wollte ich immer folgen", sagt Päulgen.

In diesem Sinne ging Päulgen keinem "Gefecht" aus dem Weg, legte sich mit Unternehmern an, kritisierte auch schon mal die Handwerkskammer und ihren Ausbildungs-Botschafter oder die SPD, weil er für den Moselaufstieg ist, seine Partei aber davon nichts wissen will. Zu den großen Erfolgen zählt Päulgen die Zusammenarbeit der Gewerkschaften in der Großregion, die Kontakte nach Luxemburg, zu Jean-Claude Reding oder zu Eugen Roth vom DGB Saar.

Und trotz Ruhestand will der scheidende DGB-Chef diese Arbeit noch etwas weiterführen. "Ich werde noch eine Broschüre für den DGB verfassen, über die Geschichte des Interregionalen Gewerkschaftsrates." Auch die Arbeit in Gremien und Ausschüssen war für ihn immer eine reizvolle Aufgabe. "Die Mitgestaltung in der Selbstverwaltung, etwa im Verwaltungsrat der AOK, im Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit oder im Vorstand der Regionalen Planungsgemeinschaft war mir sehr wichtig", sagt Päulgen.

"Bei der Kundgebung am 1. Mai, am Tag der Arbeit, ist für mich Schluss, das passt doch," sagt Päulgen. (Romikulum-Festzelt, in der Metternichstraße, Trier ab 11 Uhr, Anm. der Red.) Auf seinen Nachfolger müssen die Gewerkschafter noch etwas warten. "Es gibt einige Kandidaten aus der Region und aus ganz Deutschland, die sich den Gremien nun präsentieren. Ich denke, bis Mitte Mai wird es dann auch einen neuen DGB-Vorsitzenden in der Region Trier geben", sagt Päulgen.

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