Mit "Ich pack' das" zum Ausbildungsplatz

Trier · Im Rahmen der Initiative "Ich pack\' das" bereiten sich derzeit fünf Jugendliche aus der Region aufs Berufsleben vor. Ein weiterer könnte noch kurzfristig miteinsteigen am Trierer Standort des Energieversorgers RWE.

Trier. Die jungen Männer kennen sich erst wenige Tage, sehen sich aber bereits als Team. Denn so verschieden die fünf 15- bis 20-Jährigen aus Trier, Saarburg und der Eifel auch sind - sie haben ein Ziel. Sie wollen eine Ausbildungsstelle. Mit ihrer Bewerbung für "Ich pack\' das", die Initiative des Energieversorgers RWE, sind ihre Chancen gewachsen. Der Konzern bereitet seit 2004 junge Menschen auf die Anforderungen einer Berufsausbildung vor (siehe Extra). Das einjährige Projekt verlangt ihnen viel ab. Vor allem in den ersten Wochen, wenn es gilt, parallel zum Büffeln fristgerecht Bewerbungen auf den Weg zu bringen. Bis Mai seien erfahrungsgemäß 80 bis 90 Prozent der Teilnehmer vermittelt, sagt Ausbilder Arno Philippi. Die jungen Leute weiß er nach zwei, drei Monaten hinsichtlich ihrer fachlichen wie menschlichen Qualifikationen einzuordnen. In zweiwöchigen Betriebspraktika könnten sie und auch Firmen sich ein Bild machen. Solche Erfahrungen seien ganz wichtig. Zum einen sei die Arbeit in den Betrieben auch bei gleicher Ausbildung oft völlig unterschiedlich, zum anderen seien Praktika meist der erste Schritt zum Ausbildungsvertrag.
Und den wollen sich alle fünf Teilnehmer des im Oktober angelaufenen Vorbereitungsjahres sichern. Dass sie ohne Lehrstelle dastehen, hat unterschiedliche Gründe. Sven Krämer (15) und Dominik Holstein (20) hatten sich zu spät beworben. Sven erhielt nur Absagen und empfiehlt daher Jüngeren, sich zeitig zu bewerben. Weiter die Schulbank drücken wollte er nicht. Dominik brachte das "verpeilte" Abitur in Verzug. Inzwischen ist ein Ausbildungsplatz sein größter Wunsch. Jan Reichl (18) weiß bereits, dass ihm der Beruf des Elektronikers besser gefällt als der des Industriemechanikers. Praktika und die abgebrochene Fachoberschule hatten Weichen gestellt. Nun hofft er, sich fehlende Grundkenntnisse aneignen zu können. Wäre er noch Schüler, würde er es besser machen und "sich in der Schule reinhängen". Christian Meyer (19) war einfach "nicht fündig" geworden - weder nach der Realschule noch nach der höheren Berufsfachschule. Von "Ich pack\' das" verspricht er sich daher "größere Chancen, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden". Für Patrick Hansen (17) könnte seine abgebrochene IT-Elektroniker-Lehre nun den Weg frei machen für einen technischen Beruf, an dem er ursprünglich Spaß hatte. Er hatte schon überlegt, weiter zur Schule zu gehen, weil er mit seinem Hauptschulabschluss total unzufrieden ist. Jüngeren legt er daher ans Herz, "unbedingt den Realschulabschluss zu machen".
Noch ein Platz frei


Markus Neukirch (21), Vorjahres-Teilnehmer und RWE-Azubi, hat den Vorbereitungsstress erfolgreich hinter sich gebracht. Dank der vermittelten Fertigkeiten konnte er sich in Richtung Elektrik orientieren. Mit guten Noten kann er binnen drei statt ansonsten dreieinhalb Jahren seinen Abschluss haben. Gerome Mehler (25) ist das geglückt. Seit wenigen Tagen hat der RWE-IT-Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Seine Schulnoten, die zwar nicht schlecht, aber auch "nicht so berauschend" gewesen seien, hätten ihn das nicht hoffen lassen. Beim Auswahlverfahren der meist zehn oder zwölf eingehenden Bewerbungen spielten Noten nur bedingt eine Rolle, erklärt Ausbildungsleiter André Felten. Sie spiegelten nicht immer die Leistung wider. Wichtig sei aber ein Schulabschluss. Da dieses Mal noch ein Platz frei ist, hofft er auf einen weiteren Interessenten, der noch rein könnte in das aktuelle Team.
Extra

Laut dem Trierer RWE-Pressesprecher David Kryszons wurden die sechs Vorjahres-Teilnehmer alle vermittelt, einer lernt im Haus. Bundesweit schult der Konzern seit 2004 jährlich mehr als 100 Teilnehmer an zwölf Standorten in sechs Bundesländern. Bisher investierte er dafür rund zehn Millionen Euro. 85 Prozent der Teilnehmer finden einen Ausbildungsplatz oder einen Job - viele bereits vor Ablauf des Vorbereitungsjahres. Rund 20 Prozent werden innerhalb des Konzerns vermittelt. Die Initiative richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die einen Schulabschluss haben, bisher aber keinen Ausbildungsplatz oder sich noch nicht entscheiden konnten. In Gruppen mit maximal sechs Teilnehmern werden binnen eines Jahres (Oktober bis September) praktische und theoretische Fähigkeiten sowie soziale Kompetenzen vermittelt. Die Teilnehmer erhalten eine monatliche Vergütung von 220 Euro netto. urs

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