Mögliches Motiv: Überschuldung

TRIER. Vor dem Landgericht ist am Montag der Prozess gegen einen ehemaligen Autohändler aus Trier-Zewen fortgesetzt worden. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den 49-Jährigen, Anfang August 2002 in seiner Firma gezündelt zu haben, um die Versicherungssumme zu kassieren.

Es ist nicht der Tag des Angeklagten. Vor allem die letzte Zeugenaussage des zweiten Prozesstages dürfte den beiden Rechtsanwälten des ehemaligen Autohändlers nicht geschmeckt haben, lieferte sie doch ein mögliches Motiv: Als das Autohaus in Trier-Zewen brannte, war die Firma völlig überschuldet. Das sagt ein Zeuge, der sich - bei der Koblenzer Staatsanwaltschaft - von berufswegen mit Pleitebetrieben und ihren Inhabern beschäftigt. Laut seinem Gutachten war das Unternehmen des Trier-Zewener Geschäftsmanns schon Ende Dezember 2001, also acht Monate vor dem Feuer, "mit Sicherheit strafrechtlich überschuldet". Will heißen: Eigentlich hätte der Autohaus-Besitzer zum damaligen Zeitpunkt längst beim Trierer Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt haben müssen.Panikartig davon gefahren

Auch eine andere Zeugin, die Chefin des Trierer Amtsgerichts, Jutta Terner, belastet den Angeklagten. Terner hatte den Geschäftsmann am Tag nach dem Brand vernommen. Heute - mehr als zwei Jahre später - erinnert sie sich nur noch daran, dass "seine Angaben wechselhaft waren" und zitiert deshalb aus dem Vernehmungsprotokoll. Interessant deshalb, weil der Angeklagte - ebenso wie sämtliche Familienangehörige - bislang zu den Vorwürfen eisern schweigt. Damals war der Autohaus-Besitzer redseliger. Und er gab zu, was schon am ersten Prozess-Tag Zeugen behauptet hatten: Der Angeklagte war vor seinem "offiziellen" Erscheinen schon einmal am Tatort. Laut Terner hatte der Beschuldigte seinerzeit ausgesagt, nach einem Eintracht-Heimspiel und der dritten Halbzeit im Vip-Zelt nach Trier-Zewen gefahren zu sein, um in seinem Autohaus noch Schlüssel zu holen. Dabei habe er auf dem Gelände einen roten Jeep gesehen und "einen Mann so um die fünfzig". Weil sich häufig Leute die Wagen anschauten, habe er sich aber nichts dabei gedacht. Laut zwei Jahre zurückliegender Aussage des Geschäftsmanns habe er später die Türen kontrolliert, hinter einer Tür plötzlich "Zisch-Geräusche" gehört und dann eine Rauch-Wolke gesehen. Da habe er gewusst, dass es brenne und sei daraufhin "panikartig Richtung Konrad-Adenauer-Brücke davon gefahren". Dort habe er gewendet und sei zum Autohaus zurückgefahren. Dem Kripo-Beamten des Dauerdienstes kam das Verhalten des Autohaus-Besitzers seinerzeit spanisch vor. "Ich hatte den Verdacht, dass irgend etwas nicht stimmt", sagt der Polizist am Montag vor Gericht. Zeugenaussagen, wonach der Geschäftsmann selbst beziehungsweise dessen auffälliges Fahrzeug am Tatort gesehen worden und die Angaben des Mannes, bei seiner Mutter gewesen zu sein, passten nicht zusammen. Der Firmenchef wurde festgenommen und verbrachte eine Nacht in der Zelle. Er ist gegen Auflagen und Kaution auf freiem Fuß. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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