Muh verarbeitet künftig hessische Milch in Pronsfeld

Pronsfeld/Bad Schwalbach · Die Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und die Schwälbchen Molkerei AG im hessischen Bad Schwalbach weiten ihre Partnerschaft aus: Die Eifeler übernehmen im Herbst von den Hessen die komplette Produktion haltbarer Erzeugnisse. Arbeitsplätze sollen nicht verloren gehen.

Pronsfeld/Bad Schwalbach. Die Milch-Union Hocheifel und die hessische Schwälbchen AG vertiefen ihre bereits bestehende Kooperation: Muh-Chef Rainer Sievers und Schwälbchen-Vorstand Günter Berz-List haben dazu in Pronsfeld eine Vereinbarung unterschrieben.
Wichtigster Punkt: Die Schwälbchen AG wird ihren Betrieb in Marburg schließen und die Produktion haltbarer Erzeugnisse zum 1. Oktober komplett an die Eifeler übertragen. "Die rechtliche Selbstständigkeit unseres Unternehmens bleibt davon absolut unberührt", sagt Schwälbchen-Vorstand Berz-List. Parallel werde der Standort Bad Schwalbach ausgebaut.
Von den Arbeitsplätzen in Marburg, sagt Muh-Pressesprecher Wolfgang Rommel, gehe keiner verloren: "Da sind 21 Beschäftigte betroffen, denen man am Stammsitz Bad Schwalbach die Weiterbeschäftigung angeboten hat." Außerdem sei es denkbar, dass umzugsbereite Schwälbchen-Mitarbeiter künftig in Pronsfeld beschäftigt würden.
Die rund 70 Millionen Kilogramm Milch, die bisher jährlich nach Marburg geflossen sind, werden ab Oktober zum Teil in Bad Schwalbach und zum Teil in Pronsfeld verarbeitet. Wie viel vom Rohstoff dann in Pronsfeld ankommt und verarbeitet wird, können die Unternehmen noch nicht sagen: Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Handel. Rommel: "Man muss jetzt abwarten, wen Schwälbchen ab dem 15. Mai alles beliefern wird."
"Beide Unternehmen haben eine klare Ausrichtung, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten am Markt", sagt Muh-Chef Rainer Sievers. Deshalb habe es "absolut Sinn, die Kräfte zu bündeln und unsere Standorte zum Wohle beider Unternehmen zu stärken. Wir sehen beide im Hinblick auf Kosten, Preis und Qualität erhebliche Potenziale, die wir künftig nutzen wollen."
Die Muh gehört mit einer jährlich verarbeiteten Milchmenge von bislang mehr als einer Milliarde Kilogramm zu den größten H-Milch-Herstellern Europas und hat sich vor allem als Spezialist für Handelsmarken etabliert. 2010 verzeichnete die Molkerei einen Umsatz von rund 613 Millionen Euro. Mehr als 2600 Landwirte liefern täglich rund dreieinhalb Millionen Kilogramm Milch.
Die börsennotierte Schwälbchen Molkerei AG in Bad Schwalbach bei Wiesbaden hat 2010 rund 175 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet.
Der Gesamtumsatz der Schwälbchen-Gruppe lag im vergangenen Jahr bei rund 179 Millionen Euro. Hauptabsatzgebiet der 1938 gegründeten Molkerei sind Hessen und Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2006 gab die Milch-Union Hocheifel (Pronsfeld/Eifelkreis Bitburg-Prüm) bekannt, dass sie mit der nordrhein-westfälischen Humana-Molkerei fusionieren werde. Der Zusammenschluss scheiterte jedoch im Frühjahr 2007 vor allem am Widerstand vieler Landwirte, denen als Genossenschaftlern die Molkerei gehört. Auch eine Fusion mit der Hochwald-Molkerei in Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich), vor wenigen Monaten im Gespräch, kam nicht zustande. Die Pronsfelder Molkerei, fünftgrößte in Deutschland, wächst derzeit auf eigenen Füßen weiter: Sie baut ihren Standort für rund 60 Millionen Euro aus, erweitert ihr Sortiment und plant ein stärkeres Engagement vor allem mit Milchpulver und Butterprodukten auf dem asiatischen Markt. Aktuell arbeiten bei der Milch-Union fast 800 Menschen. Wie viele Mitarbeiter es nach dem Ausbau sein werden, steht noch nicht fest. Mehr als 2600 Landwirte liefern täglich rund dreieinhalb Millionen Kilogramm Milch an die Muh in Pronsfeld, die in der rheinland-pfälzischen Molkerei zu Produkten verarbeitet werden. fpl

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