Nach sieben Jahren als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier tritt Manfred Bitter in den Ruhestand

Trier · Transparenz nach innen und außen sowie Verantwortung für jeden Mitarbeiter: Wenn Manfred Bitter nun nach sieben Jahren als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Trier in Ruhestand geht, hinterlässt er seinem Nachfolger Axel Bettendorf einen modernen Dienstleister für das regionale Handwerk - sowie einige alte und neue Aufgaben.

 Einer, der der Handwerkskammer Trier zu neuem Selbstvertrauen verholfen hat: der scheidende Hauptgeschäftsführer Manfred Bitter. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Einer, der der Handwerkskammer Trier zu neuem Selbstvertrauen verholfen hat: der scheidende Hauptgeschäftsführer Manfred Bitter. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Foto: (g_geld )

Er ist der Mann für die ganz schwierigen Fälle, in denen das Image nach außen demoliert ist und die Mitarbeiter innerhalb der Organisation tief verunsichert sind. Als Manfred Bitter vor sieben Jahren die Führung der Trierer Handwerkskammer übernimmt, hat er sich bereits als Krisenmanager einen Namen gemacht. Zehn Jahre war der ehemalige Abteilungsleiter der Bezirksregierung Polizeipräsident in Trier, nachdem der vorherige Amtsinhaber über eine Affäre gestolpert war.

Wunschkandidat der Handwerker

Zum Zeitpunkt seines Dienstbeginns bei der Trierer HWK befindet sich die drittkleinste von insgesamt 53 deutschen Kammern nach dem Betrugsskandal im Umweltzentrum und dem unfreiwilligen Abgang der vorherigen Führung ebenfalls in der Krise. Ein von der Staatsanwaltschaft geschätzter finanzieller Schaden von 900000 Euro, eine "Führung nach Gutsherrenart" (so damals Personalrat Armin Stumpp) und ein skeptischer Blick der anderen Kammern auf Trier: Dies alles soll Manfred Bitter wieder zum Guten wenden, gilt er doch beim HWK-Vorstand um Präsident Rudi Müller und der 29-köpfigen Vollversammlung als Wunschkandidat. "Probleme fordern mich heraus", sagt Bitter über Bitter. Nach 20 Minuten Fragerunde und fünf Minuten Abstimmung hat der promovierte Jurist (Doktorarbeit zur Verwaltungsmodernisierung) überzeugt und sich gegen mehr als 90 Mitbewerber durchgesetzt. Ein klares Zeichen für den Neubeginn.

Und so räumt Manfred Bitter erst mal auf: "Vertrauen ist für mich der Schlüsselbegriff. Mir war immer wichtig, dass sich von der Reinigungskraft bis zum Geschäftsführer alle ihrer Wertigkeit für die Kammer bewusst sind", sagt er. "Ich habe ja nur die Funktion des Anstoßens und Hinterfragens. Die eigentlichen Experten und Innovatoren sitzen in den Abteilungen. Aber ich setze die Ziele." Er nordet folglich seine Mannschaft ein, entwickelt gemeinsam mit ihr ein Leitbild, erwartet dafür Engagement und Selbstkritik der Mitarbeiter, beteiligt sich akribisch als Vorreiter im kammerinternen Benchmarking-Prozess, erarbeitet ein "Zukunftskonzept 2025" - und macht dabei auch vor unpopulären Entscheidungen nicht halt. "Es gehört für mich zum Standard, Zahlen und Ursachen zu nennen und danach Entscheidungen zu treffen. Es gibt wenig Herrschaftswissen", sagt der Reformer und verweist auf eine Erhöhung der Kammerbeiträge und eine Reduzierung des Personals von 145 Mitarbeitern auf 120 in den kommenden zehn Jahren.

Mit dem Anstoß zum Neubau eines neuen Bildungszentrums für rund 44 Millionen Euro bis zum Jahr 2018 für das heimische Handwerk mit seinen rund 7000 Betrieben, 39 000 Beschäftigten und 3900 Lehrlingen hat Manfred Bitter aber auch einen Meilenstein für die Zukunft gesetzt, mit dem er die Eigenständigkeit der Kammer in Trier erhalten will und sich selbst damit in Erinnerung halten wird. "Wir sind Dienstleister für das heimische Handwerk", gibt der scheidende Hauptgeschäftsführer als Losung aus. Denn das Megathema der Zukunft bleibe die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung. Das Bildungszentrum helfe dabei, die Existenzen vieler Betriebe zu sichern.

"Aber eine Aufgabe haben wir noch nicht erledigt", stellt der emsige Streiter fürs regionale Handwerk selbstkritisch fest: "Wir haben es nicht geschafft, die Bedeutung der dualen Ausbildung in den Köpfen der Eltern zu verfestigen", sagt Manfred Bitter und fordert gleichzeitig von der Politik, mehr Geld lockerzumachen.Kontinuität und neue Akzente

Schließlich sei das Handwerk ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Allein in der Region erwirtschaftet es einen Umsatz von gut 3,7 Milliarden Euro im Jahr. Etwas, was Bitter seinem Nachfolger Axel Bettendorf, bis dato Leiter des Umweltzentrums der Handwerkskammer Trier, sicher noch ins Berichtsheft schreiben wird. Bitter, der selbst in den letzten Arbeitstagen nichts hat schleifen lassen, weiß aber auch: "Mit meinem Nachfolger gibt es eine Kontinuität an der Spitze der Kammer mit der Chance auf neue Akzente."

Er selbst wird sich in wenigen Tagen - mit 65 Jahren und einem Monat - ganz auf seine Ehrenämter als Vorstandsvorsitzender der Nikolaus-Koch-Stiftung und Vorstand der Herbert-und-Veronika-Reh-Stiftung konzentrieren ("Diese sind ein großes Glück für den Staat und die Kommunen") und "ein normales Leben mit mehr Sport und mehr Reisen" führen.

In der HWK lassen viele Mitarbeiter Bitter nicht gern gehen: "Er war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort", heißt es dort. "Er hat vieles vorangebracht." Und: "Der Mensch als Mitarbeiter stand immer im Vordergrund." Ein Umtrunk, vom Chef organisiert für HWK-Geburtstagskinder, inklusive.

Eines hat den ehrgeizigen Schaffer und Gestalter rückblickend besonders erfüllt. Bitter: "Man kann eine Kammer so erfolgreich führen wie ein kleines Unternehmen. Und das hat Spaß gemacht!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort