Nächster Rückschlag für den Hahn

Hahn · Der Aderlass am Flughafen Hahn geht weiter: Bis Ende des Jahres will das Frachtflugunternehmen Fraport Cargo Services (FCS) den Hunsrück-Airport verlassen.

Hahn. "Das Frachtvolumen am Flughafen Hahn ist stark rückläufig", erklärte Fraport-Sprecher Christopher Holschier gegenüber unserer Zeitung. Der Frachtabfertiger, eine 100prozentige Tochter des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, hat offenbar zu viele Kunden am Hahn verloren - unter anderem die russische Aeroflot und die Air Cargo Germany (ACG). Aeroflot war aus dem Hunsrück abgezogen, die ACG steuerte in die Insolvenz. Die "Allgemeine Zeitung" hatte zuerst über den Rückzug des Unternehmens berichtet. Die FCS will sich künftig auf ihren Standort Frankfurt konzentrieren. Entlassungen sind keine geplant, wie Holschier unserer Zeitung sagte. Mit dem Abzug der FCS soll auch die Deutsche Bundesbank als Kunde nach Frankfurt wechseln.
2013 hat die Fraport Cargo Services rund 9000 Tonnen Fracht über den Flughafen Hahn abgewickelt. Das sind lediglich zwei Prozent ihres Gesamtaufkommens. Nach Auskunft des Fraport muss der FCS-Rückzug vom Hahn "keine Entscheidung für die Ewigkeit sein". Sprecher Holschier erklärte: "Das ist alles nicht in Stein gemeißelt." Sollte der Markt wieder abspringen, ist seiner Ansicht nach auch eine Rückkehr des 40 Jahre alten Unternehmens in den Hunsrück nicht ausgeschlossen. Auf seiner Firmenhomepage wirbt FCS für den Hahn mit den Worten: "Im Herzen Europas und in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Frankfurt gelegen, verfügt der Flughafen Frankfurt-Hahn über alles, was einen erfolgreichen Standort ausmacht: eine gute Verkehrsanbindung, flexible Slots und modernste Abfertigungsflächen. Darüber hinaus bieten wir einen Trucking-Service, der eine schnelle Verbindung zwischen den beiden Flughäfen sichert." Als Slots bezeichnet man Zeitfenster zum Starten und Landen. Am Hahn existiert bekanntlich eine 24-Stunden-Fluggenehmigung.
Die oppositionelle FDP sieht in dem Rückzug des Frachtunternehmens FCS einen weiteren Beleg "für die falsche Politik der rot-grünen Landesregierung". Landesparteichef Volker Wissing: "Der kontinuierliche Rückzug von Unternehmen zeigt, dass es SPD und Grünen nicht gelingt, das für langfristige Investitionen notwendige Vertrauen in die Kontinuität des Flugbetriebs zu wecken." Der liberale Politiker weiter: "Wenn sich unter Rot-Grün ein Unternehmen nach dem anderen vom Hahn zurückzieht, ist das ein klares Zeichen für politisches Versagen." Wissing kritisierte insbesondere "die Uneinigkeit innerhalb der rot-grünen Landesregierung über den Nachtflugbetrieb als maßgebliche Ursache für den Investorenschwund am Hahn".Extra

Der Flughafen Hahn befindet sich bei Passagier- und Frachtzahlen weiter im Sinkflug. 2013 verzeichnete der Hunsrück-Airport 2,7 Millionen Fluggäste, wie eine Sprecherin am Dienstag mitteilte. Das bedeutet ein Minus im Vergleich zum Vorjahr von vier Prozent. Der Frachtverkehr sank im gleichen Zeitraum um 27 Prozent auf rund 152 000 Tonnen. dpa

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